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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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er unabhängig Forschungen an, aber Davy behandelte ihn noch immer wie einen Gehilfen: Er ließ sich von ihm Päckchen mit toten Fliegen als Fischköder schicken oder gab ihm ähnlich erniedrigende Aufgaben.
    Davy hatte ihn zwar vor der stumpfsinnigen Plackerei des Buchbindens bewahrt, und Faraday schuldete ihm viel, aber jetzt war er dreißig Jahre alt, und ohne die Möglichkeit, unabhängig zu werden, würde er seine kreativsten Jahre als Laborgehilfe vergeuden. Im Streit zu gehen wäre jedoch nicht ratsam gewesen. Das hätte ihm in den wissenschaftlichen Kreisen geschadet, insbesondere wenn man bedachte, dass er bislang ja noch gar keinen eigenen Ruf besaß. Schließlich war Faradays Chance, sich von seinem übermächtigen Mentor zu befreien, jedoch gekommen, und er nutzte sie mehr als optimal.
    Auf der ganzen Welt machten Wissenschaftler neue Entdeckungen zum Verhältnis zwischen Elektrizität und Magnetismus. Die Wirkung, die diese beiden Kräfte aufeinander hatten, war jedoch merkwürdig: Es entstand eine Bewegung, die ganz offensichtlich nicht linear und direkt war, sondern zirkular. Etwas Vergleichbares war in der Natur bislang noch nicht entdeckt worden, und es entstand ein allgemeiner Wettstreit darum, wie die exakte Form dieses Effekts oder dieser Wirkung nachzuweisen wäre. Auch Davy war schnell in diese Frage verwickelt. Zusammen mit seinem Wissenschaftlerkollegen William Hyde Wollastone vertrat er die Ansicht, dass eine durch Elektromagnetismus entstandene Bewegung eher spiralförmig sei. Und so entwickelten sie, nachdem sie auch Faraday in ihre Experimente mit einbezogen hatten, eine Methode, in der sie die Bewegung in kleine, messbare Stufen unterteilten. Nachdem man diese dann wieder zusammengesetzt hatte, war die spiralförmige Bewegung deutlich zu erkennen.
    Etwa zur gleichen Zeit wurde Faraday von einem guten Freund gebeten, für eine renommierte Zeitschrift einen Bericht über alles Wissenswerte auf dem Gebiet des Elektromagnetismus zu verfassen. Also begann er, sich gründlich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. In der Denkweise seines Mentors ging er zunächst davon aus, dass es eine physikalische Methode geben musste, eine durch Elektromagnetismus hervorgerufene, kontinuierliche Bewegung so nachzuweisen, dass das Ergebnis nicht mehr abgestritten werden konnte. Eines Nachts, im September 1821, kam ihm dann die passende Idee zu einem solchen Experiment, und er setzte es in die Praxis um.
    Faraday hängte ein an einem Korken befestigtes Stück Draht in ein Gefäß mit flüssigem Quecksilber (einem Strom leitenden Metall). In dem Gefäß war aufrecht ein Stabmagnet befestigt. Setzte man nun den Draht unter Strom, so begann der Kork, sich in einer perfekt konischen Bahn um den Magneten zu bewegen. Drehte man das Experiment um – der Draht war im Gefäß befestigt und der Magnet frei beweglich – so entstand dieselbe Bewegung.
    Zum ersten Mal in der Geschichte war es gelungen, mit Hilfe von elektrischem Strom eine kontinuierliche Bewegung zu erzeugen – die Voraussetzung für das Prinzip des Elektromotors war gefunden. Das Experiment war denkbar einfach, aber nur Faraday hatte die dafür notwendige Klarsicht. Es zeigte sich darin eine Art zu denken, die ganz eindeutig der Anleitung durch Davy zuzuschreiben war. Faraday spürte, wie die Last all der Jahre in Armut, der zerschlagenen Hoffnungen und der Dienerschaft von ihm abfiel und er begann, im Labor umher zu tanzen. Diese Entdeckung war sein Befreiungsschlag. In großer Aufregung ob seines Durchbruchs beeilte er sich, seine Ergebnisse zu veröffentlichen.
    In der Eile vergaß er allerdings, die Forschungsergebnisse von Davy und Wollaston zu erwähnen. So ging schon bald das Gerücht um, er habe in Wirklichkeit deren Arbeit plagiiert. Als er sich seines Fehlers bewusst wurde, traf er sich mit Wollaston und demonstrierte ihm, wie er seine Ergebnisse unabhängig von der Arbeit anderer erzielen konnte. Wollaston zeigte sich einsichtig und ließ das Thema fallen, dennoch hielten sich die Gerüchte hartnäckig. Bald wurde klar, dass Davy selbst die Quelle war. Als Faraday aufgrund seiner Entdeckung für die Royal Society nominiert wurde, war es ebenfalls Davy, der in seiner Position als Präsident versuchte, dies zu verhindern. Bei einer weiteren wichtigen Entdeckung von Faraday ein Jahr später beanspruchte Davy einen Teil des Erfolgs für sich. Er schien der Ansicht zu sein, dass er selbst Faraday zu dem gemacht hatte, der er war, und daher auch

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