Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
den Hund und die Buddha-Natur?« »Das zu fassen, ist absolut unmöglich«, erwiderte Hakuin und dachte, er hätte eine schlaue Antwort gefunden. Woraufhin Shoju die Hand ausstreckte, ihn an der Nase packte und diese grob umdrehte. Er schrie ihm ins Gesicht: »Die hier habe ich aber ganz gut zu fassen bekommen!« Er hielt die Nase für mehrere Minuten fest, und Hakuin war währenddessen wie gelähmt.
Im Verlauf der kommenden Tage hatte er noch sehr viel mehr solcher Demütigungen zu ertragen. Shoju gab ihm das Gefühl, dass er bei all seinen Studien und auf all seinen Reisen überhaupt nichts gelernt hatte. Alles, was er tat oder sagte, war falsch. Völlig unerwartet schlug Shoju ihn oder spuckte ihm ins Gesicht. Hakuin begann an jeder Kleinigkeit, die er einmal gelernt hatte, zu zweifeln und lebte in ständiger Angst davor, was Shoju als nächstes tun würde.
Shoju gab Hakuin eine Reihe der schwierigsten Koans, über die er jemals nachdenken musste, um sie dann später mit ihm zu besprechen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er sie deuten sollte. Sein Gefühl der Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit hatte einen kritischen Punkt erreicht, aber da er wusste, wie wichtig Beharrlichkeit war, gab er nicht auf und grübelte Tag und Nacht weiter. Schon bald kamen ihm auch Zweifel an Shoju selbst, und er zog in Erwägung, ihn bald zu verlassen.
Eines Tages, als er besonders aufgewühlt war, unternahm er eine Wanderung in ein nahegelegenes Dorf, und ohne genau zu wissen wie oder warum, begann er über eines der schwierigsten Koans nachzudenken, die Shoju ihm gegeben hatte. Ganz in Gedanken versunken landete er im Garten eines Privathauses. Die Besitzerin des Hauses hielt ihn für einen Verrückten oder Verbrecher und schlug ihn mit einem Stock nieder. Als er Minuten später wieder zu sich kam, fühlte er sich verändert – er war endlich zum Kern von Shojus Koan vorgedrungen! Er hatte es vollständig begriffen! Es war für ihn lebendig geworden! Alles fügte sich zusammen, und er war sich sicher, dass er endlich die Erleuchtung gefunden hatte. Die Welt erschien ihm plötzlich in einem völlig neuen Licht. Er klatschte in die Hände und schrie vor Freude. Zum ersten Mal spürte er, wie die Last all seiner Seelenqualen von ihm abfiel.
Er rannte den gesamten Weg zurück zu Shoju, der sofort erkannte, was mit seinem Schüler geschehen war. Jetzt war der Meister freundlich zu ihm und strich ihm mit seinem Fächer über den Rücken. Endlich offenbarte er Hakuin, was er wirklich dachte: Schon als sie sich zum ersten Mal trafen, hatte er in Hakuin die erforderliche Begabung für wahres Lernen erkannt. Er war leidenschaftlich, entschlossen und hungrig nach Erleuchtung. Das Problem mit den meisten Schülern sei, sagte Shoju, dass sie zwangsläufig irgendwann zum Stillstand kämen. Sie übernähmen eine Idee und hielten so lange an ihr fest, bis sie sterben. Sie seien davon überzeugt, die Wahrheit zu kennen. Wahres Zen stehe jedoch nie still, es erstarre nicht in solchen Wahrheiten. Daher müssten alle Schüler immer wieder bis zum Abgrund getrieben werden, immer wieder von neuem beginnen und spüren, wie unfähig sie seien. Ohne Leiden und Zweifel verharre der Verstand in Klischees, solange, bis auch der Geist tot sei. Nicht einmal die Erleuchtung sei genug. Immer wieder müsse man von Neuem beginnen und die Herausforderung suchen.
Shoju war zuversichtlich, dass Hakuin, der sehr hartnäckig war, seinen Weg fortsetzen würde. In ganz Japan war das Zen im Sterben begriffen, und er wollte, dass Hakuin bei ihm blieb und sein Nachfolger würde. Er war sicher, der junge Mann würde eines Tages derjenige sein, der der Religion neues Leben einhauchte. Hakuin konnte seine Ruhelosigkeit schließlich aber nicht mehr unterdrücken, und nach acht Monaten verließ er Shoju mit der festen Absicht, so bald als möglich zurückzukehren. Als jedoch die Jahre vergingen, verfiel er wieder in seine alten Ängste und Zweifel. Er zog von einem Tempel zum nächsten und durchlebte immer wieder Höhen und Tiefen.
Mit 41 Jahren erlebte er schließlich den intensivsten und endgültigen Moment der Erleuchtung, und dieser versetzte ihn in einen geistigen Zustand, der ihm für den Rest seines Lebens erhalten bleiben sollte. An diesem Punkt angelangt, schossen ihm erneut die Ideen und Lehren Shojus durch den Kopf, als ob er sie erst gestern gehört hätte. Ihm wurde klar, dass von all den Meistern, die er kennengelernt hatte, Shoju der einzig wahre
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