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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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schien für die Kriegskunst bestimmt. Als er jedoch elf Jahre alt war, hört er die Predigt eines Priesters, der davon sprach, dass jene, die mit dem Leben nicht sorgsam genug umgingen, Höllenqualen erleiden würden. Den Jungen erfüllte diese Predigt mit einer großen Seelenpein, die durch nichts zu vertreiben waren. All seine Energie und Hartnäckigkeit wurden nun von Selbstzweifeln zerfressen, und mit vierzehn Jahren beschloss er, dass er seine Ängste nur überwinden könnte, indem er einen religiösen Weg einschlug und Priester wurde. Nachdem er die Geschichten großer chinesischer und japanischer Meister gelesen hatte, denen es gelungen war, zahlreiche Hürden und Leidensphasen zu überwinden und zur Erleuchtung zu gelangen, entschied er sich für den Zen-Buddhismus. Die Vorstellung, eine längere Leidensphase zu durchleben, passte sehr gut zu seinen Selbstzweifeln.
    Mit achtzehn schickte man ihn zur Vorbereitung auf sein Priesteramt in ein Ausbildungszentrum. Die Lehrmethoden dort enttäuschten ihn sehr. Er hatte 24-stündige Meditationssitzungen und andere Leidensproben erwartet, stattdessen sollte er nur alle möglichen chinesischen und japanischen Texte studieren. Was er las und von seinen Lehrern beigebracht bekam, veränderte ihn in keiner Weise. Es handelte sich um rein theoretisches Wissen, das mit seinem täglichen Leben wenig zu tun hatte. Und so wurden seine Ängste nur noch größer. Er verließ den Tempel und begab sich auf Wanderschaft, auf die Suche nach einem Mentor, der ihn führen konnte.
    In ganz Japan besuchte er eine Zen-Schule nach der anderen und bekam so eine genaue Vorstellung davon, in welchem Zustand sich die Zen-Lehre damals befand. Alles drehte sich um einfache Meditationen im Sitzen, die ohne größere Anleitung durchgeführt wurden. Sie endeten mit dem Schlag einer riesigen Glocke, und alle Mönche eilten zum Essen oder Schlafen davon. In ihrer Freizeit sangen die Mönche für Glück und Frieden. Das Zen war zu einer Art Schlafmittel geworden, das nur dazu bestimmt schien, seine Schüler in innere Ruhe und Lethargie einzulullen. Man vertrat die Ansicht, es sei zu aufdringlich und bevormundend, den Schülern Anweisungen zu geben. Sie sollten ihren eigenen Weg zur Erleuchtung finden, und da man ihnen die Zügel derart locker ließ, entschieden sich die meisten von ihnen natürlich für den einfachsten Weg – nämlich gar nichts zu tun. Dieser Trend hatte sich schon in ganz Japan verbreitet. Überall hatten sich die Mönche selbst davon überzeugt, dass Zen ganz leicht und einfach war: Was sich richtig anfühlte, war auch richtig.
    Immer wieder hörte Hakuin jedoch von Schulen oder Priestern, die einiges Aufsehen erregten, und so beschloss er, sich auf den Weg zu machen und sich das selbst anzusehen. Im Jahr 1708 reiste er wochenlang durch Japan. Eines Tages kam er in eine Stadt an der Küste, in der einer dieser provokanten Priester einen Auftritt hatte. Nachdem Hakuin jedoch nur ein paar Sätze von diesem gehört hatte, beschlich ihn wieder die altbekannte Langeweile und Enttäuschung – Textzitate und kluge Geschichten, die nur dazu dienten, die Leblosigkeit der Worte zu vertuschen. Er begann sich zu fragen, ob es nicht an der Zeit wäre, aufzugeben, da so etwas wie die wahre Erleuchtung offenbar gar nicht mehr existierte. Im Tempel traf er auf einen anderen jungen Mönch, der genauso enttäuscht war von der Rede des Priesters. Die beiden wurden Freunde. Eines Tages erwähnte der Mönch, dass er ein paar Tage lang bei einem merkwürdigen Meister namens Shoju Rojin gelernt hatte. Dieser lebe völlig einsiedlerisch und sei ganz anders als jeder andere Meister, den er getroffen habe. Shoju lebte in einem schwer zugänglichen Dorf, akzeptierte immer nur eine Hand voll Schüler und stellte sehr hohe Ansprüche. Mehr musste Hakuin nicht wissen. Er bat den jungen Mönch, ihn direkt zu Shoju zu bringen.
    Als er den Meister schließlich traf, erkannte er in dessen Augen etwas, das ihn tatsächlich von all den anderen Meistern und Lehrern unterschied. Er strahlte Erkenntnis und Selbstbeherrschung aus. Die Qualen, die er hatte erleiden müssen, um seinen jetzigen Zustand zu erlangen, waren ihm ins Gesicht geschrieben. Shoju hatte gelebt und gelitten, und Hakuin freute sich sehr, als er in als Schüler akzeptierte. Die Freude verwandelte sich jedoch bald in Angst. Während ihres ersten persönlichen Gesprächs fragte Shoju ihn: »Wie deutest du das Koan (eine lehrreiche Zen-Anekdote) über

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