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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Ladendiebstahl ertappt und ins LaSalle geschickt, wo all die Kinder landen, mit denen die Pflegefamilien nicht zurechtkommen. Ein paar Monate später wurde sie - unschuldig, denke ich - zusammen mit einer Gruppe älterer Jungen verhaftet, die ihr gerade zeigten, wie man ein gestohlenes Auto kurzschließt. Julie hatte nur interessiert dabei zugesehen. Nun aber weiß sie, wie man es macht. Sie hat angeboten, es mir zu zeigen. Können Sie sich das vorstellen? Dieses kleine Mädchen, das so unschuldige Augen hat, weiß tatsächlich, wie man ein Auto ohne Schlüssel startet. Natürlich würde Julie niemals einen Wagen stehlen. Wie ich schon sagte, es nimmt ausschließlich Gegenstände, für die die Kinder im LaSalle Verwendung haben.«
    Frazier lachte und wies auf die Glasscheibe. »Ich nehme an, die Kinder haben >Verwendung< für einen roten Filzstift, einen Kugelschreiber und eine Handvoll Bonbons.«
    »Was?«
    »Während Sie mir Julies Geschichte erzählten, hat Ihre Superpatientin eben genau diese Dinge aus dem Wartezimmer geklaut.«
    »Guter Gott!« sagte Dr. Wilmer und blickte durch das Fenster. Ihre Stimme klang jedoch nicht ernstlich besorgt.
    »Sie ist wirklich geschickt und flink genug, einen Haufen Taschenspielertricks zu lernen«, fügte Frazier mit zögernder Bewunderung hinzu. »Ich an Ihrer Stelle würde sie möglichst schnell hereinbitten, sonst findet sie noch einen Weg, das Aquarium mitzunehmen. Ich bin sicher, die Kinder im LaSalle wären von den exotischen Fischen begeistert.«
    Dr. Wilmer warf einen Blick auf ihre Uhr und meinte: »Die Mathisons müssen jeden Moment aus Texas anrufen. Sie wollen mir sagen, ab wann sie Julie aufnehmen können. Ich möchte dem Mädchen schon Einzelheiten nennen können, wenn es hereinkommt.« In diesem Moment meldete sich die Sprechstundenhilfe über die Sprechanlage: »Mrs. Mathison ist am Telefon, Dr. Wilmer.«
    John Frazier warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In ein paar Minuten fängt meine erste Sitzung mit Cara Peterson an.« Er ging auf die Tür zu seinem eigenen Büro zu, hielt dann aber nochmals kurz inne und grinste. »Jetzt ist mir etwas klargeworden«, scherzte er. »Die Arbeitsteilung in unserem Projekt ist eigentlich ganz schön ungerecht. Sie beschäftigen sich mit einem Mädchen, das Süßigkeiten und Farbstifte stiehlt, um sie den Armen zu schenken, während mir Cara Peterson zugeteilt wird, die versucht hat, ihren Pflegevater umzubringen. Sie haben Robin Hood und ich Lizzie Borden.«
    »Ich dachte, Sie lieben die Herausforderung«, erwiderte Theresa Wilmer lachend, fügt dann aber, während sie nach dem Telefonhörer griff, ernster hinzu: »Ich werde versuchen zu erreichen, daß Mrs. Borowski, die Leiterin von LaSalle, in ein Heim versetzt wird, wo sie nur mit Babys und Kleinkindern zu tun hat. Schon früher habe ich mit ihr gearbeitet und weiß daher, daß sie mit ihnen wunderbar zurechtkommt, weil sie knuddelig sind und nicht gegen irgendwelche Regeln verstoßen. Größere Kinder liegen ihr nicht. Mrs. Borowski ist nicht in der Lage, zwischen jugendlichem Rebellionsgeist und Jugendkriminalität zu unterscheiden.«
    »Sie haben nicht etwa ganz zufällig vor, sie dafür zu bestrafen, daß sie Ihrer Sprechstundenhilfe erzählt hat, Julie würde alles stehlen, was sie in die Finger bekommt, oder?«
    »Nein«, antwortete Dr. Wilmer und nahm den Hörer in die Hand. »Aber dieses Beispiel zeigt doch, daß ich recht habe.«
    Nachdem sie ihr Telefonat beendet hatte, stand Dr. Wilmer auf und ging zur Tür. Sie freute sich darauf, Miß Julie Smith eine wunderbare Überraschung bereiten zu können.

2
    »Julie«, sagte sie, »würdest du bitte hereinkommen.« Nachdem das Mädchen die Tür hinter sich geschlossen hatte, teilte Terry ihm fröhlich mit: »Die Tests sind jetzt vorüber, und alle Ergebnisse liegen vor.«
    Anstatt auf einem Stuhl Platz zu nehmen, baute sich ihre junge Patientin breitbeinig vor dem Schreibtisch auf. Die Hände hatte sie in die hinteren Taschen ihrer Jeans gesteckt. Das Mädchen zuckte gleichgültig mit den Schultern und fragte auch nicht nach den Ergebnissen. Terry wußte, daß Julie Angst vor der Antwort hatte. »Die Tests waren doof«, bemerkte sie statt dessen. »Das ganze Projekt ist doof. Durch einen Haufen Tests und Gespräche in Ihrem Büro können Sie doch gar nichts über mich wissen.«
    »In den wenigen Monaten, die wir uns kennen, habe ich sehr viel über dich erfahren, Julie. Möchtest du, daß ich dir erzähle, was

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