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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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gegenüberliegenden Wand lehnten mehrere Paar Ski und jede Menge Skistöcke. Links von ihr stand ein riesiger Traktor, der offensichtlich als Schneepflug eingesetzt werden konnte. Julie versuchte sich vorzustellen, wie sie auf dem Fahrersitz des Traktors saß und damit die gefährlich steile, kurvenreiche Bergstraße hinunterfuhr, doch dann verwarf sie den Gedanken ebenso schnell wieder, wie er gekommen war. Selbst wenn sie waghalsig genug wäre, den Blazer aus dem Weg zu schieben und den Traktor den Berg hinab zu lenken, so würde der Motor doch genug Lärm verursachen, um den Mann im Haus aufzuschrecken. Darüber hinaus würde das Fahrzeug so langsam sein, daß er sie einholen konnte, ohne sich auch nur sonderlich beeilen zu müssen.
    Die zweite Hälfte der Doppelgarage war vollgestellt mit Traktorzubehör, Winterreifen, Schachteln und irgendwelchen anderen Geräten, die von einer großen schwarzen Plane verdeckt wurden.
    Ski. Sie würde versuchen müssen, auf Skiern zu fliehen. Wenn sie dabei nicht erfror, würde sie sich vermutlich das Genick brechen. Kaum weniger ermutigend war, daß sie ihren Versuch wahrscheinlich auf morgen oder übermorgen verschieben mußte, weil der Wind draußen immer stärker wurde und der Schnee inzwischen so dicht fiel wie bei einem richtigen Blizzard. Mehr aus Neugierde denn aus Hoffnung hob Julie eine Ecke der Plane und schaute darunter -dann riß sie sie mit einem ungläubigen Freudenschrei zur Seite.
    Unter der Persenning standen zwei glänzende dunkelblaue Snowmobile mit Helmen auf den Sitzen.
    Mit zitternden Fingern schob Julie den zweiten Schlüssel ins Zündschloß des ersten Snowmobils. Er paßte und ließ sich drehen. Er paßte! Es funktionierte! Hochstimmung, Vorfreude erfüllten sie, während sie aus der Garage rannte und sorgfältig die Tür hinter sich ins Schloß zog. Das Wetter, das ihr noch vor wenigen Minuten so feindlich erschienen war, spielte jetzt kaum mehr eine Rolle. In einer halben Stunde oder vielleicht sogar schon früher - sobald sie in den Schneeanzug aus ihrem Schrank geschlüpft war und sich aus dem Haus gestohlen hatte - würde sie auf dem Weg in die Freiheit sein. Zwar hatte sie noch nie zuvor ein Snowmobil benutzt, doch war sie sicher, damit irgendwie fertig zu werden, und zwar viel besser als mit Skiern und Skistöcken. Entschlossen, das Spiel, das bisher so gut funktioniert hatte, fortzusetzen, sammelte Julie noch ein paar Kiefernzweige und eilte dann zurück zu dem Schneemann, wo sie sie fallen ließ und so tat, als sei sie höchst beschäftigt. Zachary Benedict stand nach wie vor am Fenster und beobachtete sie, und Julie zwang sich, eine Pause einzulegen und sich umzusehen, so als suche sie noch weiteres Material - während sie in Wahrheit nur die letzten Details ihres Fluchtplanes überdachte. Sie brauchte sich jetzt eigentlich nur noch umzuziehen, trockene Handschuhe zu suchen und den Schlüssel für das zweite Snowmobil mitzunehmen, damit er sie nicht verfolgen konnte, wenn er merkte, daß sie weg war.
    Endlich war es soweit. Weder Schnee noch Wind noch ein entflohener Sträfling mit einer Waffe konnten sie jetzt noch aufhalten. Sie war schon so gut wie weg.
    Vom Haus aus sah Zack ihr dabei zu, wie sie die Mütze tiefer über die Ohren zog und wieder davontrottete, um zu suchen, was immer sie noch für ihr seltsames Vorhaben brauchte. Der Ärger, den er verspürt hatte, war verflogen, nicht zuletzt dank der beruhigenden Nachricht, daß Sandinis Zustand sich nicht verschlimmert hatte, aber auch wegen des unfreiwilligen Vergnügens, Julie im Kampf mit einer riesigen Schneekugel zu beobachten. Er mußte unwillkürlich lächeln. Eigentlich war er sogar in großer Versuchung gewesen, hinauszugehen und ihr zu helfen, doch erstens wußte er, daß sie dieses Angebot verärgert zurückgewiesen hätte, und zweitens wäre er dann um das Vergnügen gekommen, sie von seinem Aussichtspunkt aus zu beobachten.
    Nach wie vor war sie ihm ein völliges Rätsel, dachte er, während er darauf wartete, daß sie wieder in sein Blickfeld käme. Sie war intelligent und gleichzeitig fast naiv, voller Mitgefühl und doch hitzig, leidenschaftlich und kokett -lauter Gegensätze, doch waren alle diese Eigenschaften bei ihr ausgesprochen reizvoll. Am meisten aber faszinierte ihn Julie Mathisons ungekünstelte und frische Natürlichkeit. Zunächst hatte er geglaubt, sich diese Aura von Unschuld nur einzubilden, die sie umgab, doch gestern abend hatte er entdeckt, daß sie kaum

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