Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
vordrang, daß die Frau, die er in seinen Armen hielt, weinte, und daß die Feuchtigkeit auf seiner Brust nicht sein Schweiß, sondern ihre Tränen waren. Die tiefe Reue, die er empfand, machte ihn sprachlos, und er löste seinen Griff, damit sie sich zurücklehnen konnte, doch sie ließ ihre Hand um seine Schulter gelegt und preßte ihr Gesicht weiter gegen seine Brust.
    Er stützte sich auf den Ellbogen und unternahm einen hilflosen Versuch, sie zu beruhigen, indem er Strähnen ihres glänzenden Haares von ihrer feuchten Wange wegstrich. Dann schluckte er, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. »Julie«, flüsterte er heiser, »wenn ich alles rückgängig machen könnte, was ich dir angetan habe, würde ich es tun. Bis heute abend habe ich wenigstens nur aus einer verzweifelten Notwendigkeit heraus gehandelt ... Aber dies ...« Er schluckte erneut und strich vorsichtig eine Locke von ihrer Schläfe. Da ihr Gesicht noch immer an seiner Brust lag, konnte er nicht erkennen, wie sie auf seine Worte reagierte; allerdings war sie von dem Augenblick an, in dem er zu sprechen begonnen hatte, vollkommen ruhig. »Aber für das, was ich dir eben angetan habe«, fuhr er fort, »gibt es keine Entschuldigung. Es gibt eine Erklärung dafür, aber keine Entschuldigung. Du kannst nicht so naiv sein, daß dir nicht klar ist, daß fünf Jahre eine lange Zeit sind für einen Mann ...« Zack brach unvermittelt ab, da er zu spät bemerkte, daß diese Worte alles nur noch schlimmer machten, daß er sie damit noch mehr verletzte, weil es so klang, als wäre ihm in seinem ausgehungerten Zustand jede Frau recht gewesen. »Aber das heute abend ist nicht deshalb passiert. Es war vielleicht mit ein Grund. Der Hauptgrund aber war, daß ich dich schon begehrt habe, als ...« Tiefe Abscheu gegen sich selbst stieg wie bittere Galle in ihm auf, und er konnte nicht weitersprechen.
    Es war die Frau in seinen Armen, die nach einer kurzen Weile das Schweigen brach. »Sprich weiter«, sagte sie sanft.
    Er neigte den Kopf, um ihre umschatteten Züge zu sehen, und auf seine Stirn traten Falten der Verwirrung. »Weitersprechen?« wiederholte er.
    Sie nickte und streifte ihn sanft mit der Wange. »Ja. Du wolltest gerade zum erfreulichen Teil kommen.«
    »Zum erfreulichen Teil?« wiederholte er verdutzt.
    Sie blickte ihn an, und obwohl noch immer Tränen in ihren Augen standen, lag ein so gewinnendes Lächeln auf ihren Lippen, daß Zacks Herz wie wild zu schlagen begann. »Der Anfang war nämlich ausgesprochen unerfreulich«, flüsterte sie, »weil du gesagt hast, daß es dir leid tut, daß wir uns geliebt haben. Und dann hast du es noch schlimmer gemacht, indem du gesagt hast, daß ich naiv bin und es so klingen ließest, als ob dir nach fünfjähriger Abstinenz jede Frau recht gewesen wäre ...«
    Er starrte sie, und die Erleichterung legte sich wie Balsam auf seine Seele. Er wußte, daß er viel zu gut weggekommen war, aber er nahm dieses unerwartete Geschenk mit derselben verzweifelten Dankbarkeit entgegen, mit der ein Ertrinkender nach dem rettenden Strohhalm greift. »Habe ich das tatsächlich gesagt?« »So ungefähr.«
    Er erwiderte ihr ansteckendes Lächeln mit einem hilflosen Grinsen. »Wie ungalant von mir.«
    »Sehr ungalant«, stimmte sie ihm mit gespielter Empörung zu.
    Noch vor einer Minute war er ihretwegen am Rande der Verzweiflung gewesen, keine fünf Minuten war es her, daß sie ihn in den Himmel der Verzückung geschickt hatte, und jetzt brachte sie ihn zum Lachen. Zack wurde klar, daß noch keine Frau eine derartige Wirkung auf ihn ausgeübt hatte, doch er wollte jetzt nicht nach einer Erklärung dafür suchen. Für den Augenblick war er glücklich und zufrieden damit, die Gegenwart zu genießen. »Was hätte ich denn deiner Meinung nach unter den gegebenen Umständen sagen und tun sollen?« flüsterte er und streifte lächelnd mit seinen Fingerknöcheln über ihre Wange.
    »Nun, wie du weißt, habe ich nicht besonders viel Erfahrung ...«
    »Keinerlei Erfahrung, um genau zu sein«, erinnerte er sie, und plötzlich gefiel ihm diese Tatsache ganz ungeheuerlich.
    »Aber ich habe viele hundert Liebesszenen in Romanen gelesen.«
    »Das hier ist aber kein Roman.«
    »Stimmt, aber es gibt gewisse Ähnlichkeiten.«
    »Was denn zum Beispiel?« neckte er sie, abgelenkt durch die schiere Freude über ihr Dasein.
    Zu seiner Überraschung wurde sie plötzlich ernst und blickte ihm tief in die Augen. »Zunächst einmal«, flüsterte sie,

Weitere Kostenlose Bücher