Perfekt
erwischt hatte, und machte sich daran aufzustehen. »Mußt du immer das letzte Wort haben?«
»Scheint so.«
»Dann wirst du jetzt beide Seiten der Unterhaltung bestreiten müssen, weil ich nämlich verschwinde«, sagte sie und schlüpfte in ihren Bademantel. »Trotz der hedonistischen Genüsse, die hier bei dir meiner harren, brauche ich dringend etwas Sonne und frische Luft. Wenn ich jetzt daheim wäre, würde ich mich mit meiner Klasse zur Mittagspause draußen aufhalten.«
»Hedonistische Genüsse«, wiederholte er lachend. »Was für ein hübscher Ausdruck. Gefällt mir sehr.«
»So siehst du aus«, konterte sie lächelnd und wollte zum Duschen in das Bad ihres Schlafzimmers gehen. Er rief ihr nach: »Warum benutzt du nicht dieses Bad hier? Es ist doch viel schöner.«
33
Julie stand auf einer Seite des riesigen Frisierspiegels und fönte sich im Licht der Messinglampen das Haar trocken, während Zack sich auf seiner Seite des Spiegels rasierte. Anstatt, wie erwartet, in ihr kleineres Badezimmer zu gehen, hatte er dieses hier mit ihr zusammen benutzt. Für Julie bedeutete es eine neue Erfahrung, das Bad mit einem Mann zu teilen; sie empfand es als eine ungewohnte Art von Intimität - obwohl der Raum halb so groß wie ihre ganze Wohnung war und, solange jeder auf seiner Seite der Spiegel blieb, sogar eine gewisse Privatsphäre garantierte. Doch da waren die Geräusche - das Geräusch seiner Dusche, während sie ihre andrehte, und jetzt das Geräusch fließenden Wassers im Waschbecken, während er sich rasierte.
In eines der riesigen, flauschigen grünen Handtücher gehüllt, wollte sie gerade zu ihrem Schlafzimmer gehen, um ihre Jeans zu holen, als Zack hinter ihr herrief: »Zieh doch etwas aus dem Schrank hier an!«
Überrascht, weil sie seit dem Betreten des Badezimmers nicht miteinander gesprochen hatten, drehte sie sich um und sah ihn am Waschbecken stehen, ein ähnliches Handtuch um die Hüften geschlungen und die eine Gesichtshälfte mit Rasierschaum bedeckt. »Nein«, sagte sie. »Das habe ich gestern abend getan, und es war kein gutes Gefühl.« Fasziniert sah sie zu, wie er den Kopf in den Nacken legte, mit dem Rasierapparat über seine Wange fuhr und dabei sagte: »Ich hatte mir schon gedacht, daß du mir widersprechen würdest.«
Julie lächelte ihn süffisant an. »Zur Abwechslung ist es doch einmal ganz nett, wenn wir nicht einer Meinung sind.«
Sie ging in ihr Schlafzimmer zu dem Stuhl, über den sie gestern ihre Kleider gehängt hatte. Sie waren verschwunden. Einen Augenblick lang starrte sie irritiert auf den Bezug des Stuhles, so als ob ihre Kleider dadurch wieder sichtbar werden könnten, dann fing sie sich, machte kehrt und marschierte energischen Schrittes zurück in das Badezimmer. »Ich werde nichts aus diesem Schrank anziehen!«
Er warf ihr einen amüsierten Blick zu und fuhr dann fort, sich zu rasieren. »Was für ein erregender Gedanke für einen unersättlichen Mann wie mich - daß du den ganzen Tag lang hier völlig unbekleidet herumläufst.«
Sie klang jetzt wieder ganz wie eine Lehrerin, ihre Stimme nahm jenen kühlen, warnenden Klang an, der besagte: >Jetzt gehen Sie aber wirklich zu weit, junger Mann.< »Zack, ich versuche wirklich, mich zu beherrschen ...«
Zack hätte am liebsten laut herausgelacht, weil sie einfach anbetungswürdig war, verweigerte aber eine Antwort.
»Zack!« drohte sie, und ihre Stimme wurde immer energischer. »Ich erwarte, daß du mir sofort meine Kleider wiedergibst!«
Zacks Schultern begannen vor Lachen zu beben. Er spritzte sich Wasser ins Gesicht und trocknete es dann mit dem Handtuch ab, das er um sein Genick gelegt hatte. »Und wenn ich das nicht tue, Miß Mathison?« fragte er hinter dem Handtuch hervor. »Was ist dann - muß ich dann nachsitzen?«
Julie verfügte über zuviel Erfahrung mit aufsässigen Jugendlichen, als daß sie ihre Frustration offen gezeigt hätte und dadurch das Risiko eingegangen wäre, an Boden zu verlieren. Statt dessen äußerte sie sich in einem Ton hoheitsvoller Unnachgiebigkeit: »Ich bin nicht gewillt, mich in diesem Punkt auf Verhandlungen einzulassen.«
Er warf das Handtuch zu Boden und drehte sich zu ihr um; ein prachtvolles Lächeln, bei dem seine makellosen Zähne sichtbar wurden, erhellte sein hartes Gesicht. »Deine Ausdrucksweise ist einfach klassisch«, sagte er mit ehrlicher Bewunderung. »Warum hast du eigentlich so gar keinen texanischen Akzent?«
Julie hörte kaum, was er sagte. Bestürzt und
Weitere Kostenlose Bücher