Perfekt
half Julie nach. Sie mußte sich anstrengen, nicht zu lachen, weil die ganze Debatte jetzt einfach lächerlich klang. Zack hatte sein Leben riskiert, um sie zu retten, und als er glaubte, sie sei tot, hatte auch er sterben wollen. Er war alles andere als kalt und herzlos. Diese anderen Frauen hatten sich geirrt. Das Lachen verging ihr, und sie fühlte tiefe Reue in sich aufsteigen, weil er diese Dinge von ihr und so vielen anderen zu hören bekommen hatte.
Zack wußte nicht, ob sie tatsächlich vorgehabt hatte, sich für eine eingebildete Beleidigung dadurch an ihm zu rächen, daß sie hier alleine schlief - was ihn ursprünglich so verärgert hatte - oder ob er sie dieser weiblichen List fälschlicherweise verdächtigte. »Barsch«, stimmte er mit einiger Verspätung zu und wünschte, sie würde ihren Kopf heben, so daß er ihr ins Gesicht sehen könnte.
»Zack?« sagte sie vorsichtig. »Wenn dir eine Frau das nächstemal irgend etwas Derartiges vorwirft, dann sag ihr bitte, daß sie gefälligst genau hinsehen soll.« Sie hob ihren Blick zu ihm und fügte sanft hinzu: »Wenn sie das tut, wird sie nämlich sehr viel Anstand und eine außergewöhnliche Liebenswürdigkeit finden.«
Völlig perplex ließ Zack die Arme sinken und fühlte, wie sein Herz schneller schlug - genauso wie es immer passierte, wenn sie ihn so ansah, wie sie es jetzt tat.
»Was aber nicht heißen soll, daß du nicht auch selbstherrlich, diktatorisch und arrogant sein könntest ...«, fügte sie mit einem leisen Lachen hinzu.
»Aber du magst mich trotzdem«, neckte er sie und strich, vollkommen entwaffnet, verwirrt und absurderweise auch unglaublich erleichtert, mit seinen Fingerknöcheln sanft über ihre Wange. »Obwohl ich so bin.«
»Eingebildet gehört auch noch auf meine Liste«, konterte sie, und er zog sie fest in seine Arme. »Julie«, flüsterte er und neigte den Kopf, um sie zu küssen, »halt den Mund.«
»Und herrisch!« stellte sie leise fest, dicht an seinen Lippen.
Zack mußte lachen. Sie war die einzige Frau, bei der ihm, wenn er sie küßte, gleichzeitig nach Lachen zumute war. »Erinnere mich daran«, sagte er, während er ihr Ohr küßte, weil sie ihm das nicht so leicht entziehen konnte, »daß ich mich nie mehr in die Nähe einer Frau begebe, die so wortgewandt ist wie du!« Seine Zunge folgte der Kontur ihres Ohrläppchens, und sie zitterte und schmiegte sich dicht an ihn, während sie atemlos die Liste seiner Charaktereigenschaften vervollständigte:
»Und unbeschreiblich sinnlich ... und sehr, sehr erregend.«
»Andererseits«, ergänzte er lächelnd und gab ihr einen Kuß auf den Nacken, »ist eine intelligente, anspruchsvolle und kritische Frau durch nichts auf der Welt zu ersetzen.«
36
Eine Schüssel mit Popcorn in der Hand, kam Julie in den Wohnraum, wo sie einen Videofilm angeschaut hatten. Den ganzen Vor- und Nachmittag hatten sie damit verbracht, über alles mögliche zu reden, außer über das, was Julie am brennendsten interessierte: wie er den Mörder seiner Frau finden und dadurch seine Unschuld beweisen wollte. Als sie das Thema zum erstenmal zur Sprache brachte, hatte er ihr dasselbe gesagt wie gestern, nämlich daß sie sich die Gegenwart nicht mit Sorgen über die Zukunft verderben sollten. Und als sie ihm erklärte, daß sie helfen wolle, so gut sie könne, hatte er sie mit der Bemerkung aufgezogen, sie sei eine verhinderte Detektivin. Um den Tag nicht zu ruinieren, hatte sie das Thema zunächst einmal fallenlassen und war auf seinen Vorschlag eingegangen, sich zusammen einen der Filme anzuschauen, die in der großen Videosammlung vorrätig waren. Zack hatte darauf bestanden, daß sie den Film auswählen solle, und Julie war etwas verunsichert, als sie bemerkte, daß in dem Regal auch eine ganze Reihe seiner Filme standen. Da sie den Gedanken nicht ertragen konnte, ihn mit einer anderen Frau in einer der heißen Liebesszenen zu sehen, für die er nicht umsonst so berühmt war, hatte sie einen Film ausgesucht, den er nicht kannte, von dem sie aber annahm, daß er ihm gefallen würde.
Bevor der Film anfing, schien er mit ihrer Wahl völlig zufrieden, doch mußte sie wenige Augenblicke später erkennen, daß der scheinbar unterhaltsame Zeitvertreib, sich einen Film anzusehen, für den ehemaligen Schauspieler und Regisseur Zachary Benedict etwas völlig anderes bedeutete. Zu ihrer großen Enttäuschung schien Zack einen Film als etwas anzusehen, das es bis ins kleinste Detail zu kritisieren, zu
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