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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Elizabeth hatte eine Abtreibung hinter sich, Alex war zweimal verhaftet worden, wegen Drogenbesitzes und Glücksspiel - aber natürlich wurde er jedesmal wieder freigelassen, ohne daß irgend etwas in die Akten kam. Um ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß man aber auch erwähnen, daß es niemanden gab, der ihnen gesagt hätte, wo es langging. Meine Großmutter hätte es getan, aber davon wollte mein Großvater nichts hören. Wir waren schließlich alle vom selben Schlag. Und selbst wenn sie es versucht hätte, wäre das vermutlich sinnlos gewesen, da wir immer nur während der Sommerferien zu Hause waren. Mein Großvater bestand nämlich darauf, daß wir alle exklusive und teure Internate besuchten. Und in diesen Privatschulen kümmert sich kein Mensch darum, was du tust oder treibst, solange du dich nicht erwischen läßt oder Unruhe stiftest.«
    »Deine Großmutter war also mit dem Lebenswandel deiner Geschwister nicht einverstanden und billigte ihre ganze Art nicht, ist es das?«
    »Genauso war es. Und sie mochten sie auch nicht, das kannst du mir glauben. Obwohl meine Großmutter die Ansicht vertrat, daß sie durchaus entwicklungsfähig wären, wenn man ihnen nur rechtzeitig ihre Grenzen aufgezeigt hätte.«
    Julie hatte seinen Worten gebannt gelauscht; mehr noch, sie hatte jede Nuance seines Tonfalls und seinen Gesichtsausdruck genau verfolgt. Obwohl er sich offensichtlich selbst mit einschloß, wenn von den »Schwächen« der Stanhopes sprach, war ihr die Abscheu aufgefallen, mit der er darüber redete. Auch aus dem, was er nicht erzählt hatte, ließen sich interessante Schlüsse ziehen. »Und was ist mit dir?« fragte sie vorsichtig. »Wie hast du zu ihr gestanden?«
    Er hob die Augenbraue. »Wie kommst du darauf, daß ich anders zu ihr gestanden habe als Alex und Elizabeth?«
    Sie wich seiner Frage nicht aus. »Ich habe einfach das Gefühl, daß es so war.«
    Ihr recht gebend, nickte er. »Ehrlich gesagt, ich habe sie bewundert. Wie ich schon sagte, stellte sie sehr hohe Anforderungen, viel zu hohe, als daß wir sie hätten erfüllen können, aber immerhin stellte sie welche. Das gab einem einen Anreiz, etwas Besseres aus sich zu machen. Natürlich konnte man sie nie zufriedenstellen. Das konnte nur Justin.«
    »Du hast mir gesagt, was sie von deinen Geschwistern hielt. Wie aber stand sie zu dir?«
    »Wie gesagt, sie hielt mich für das Ebenbild meines Großvaters.«
    »Was dein Aussehen angeht«, korrigierte Julie.
    »Was macht das für einen Unterschied?« meinte er kurz angebunden.
    Julie hatte das Gefühl, daß sie sich auf verbotenes Terrain vorwagte, doch sie versuchte es dennoch. Ruhig sagte sie: »Ich glaube, daß dir der Unterschied sehr wohl bewußt war, daß sie ihn aber nicht bemerkte. Du hast vielleicht wie dein Großvater ausgesehen, aber du warst ihm überhaupt nicht ähnlich. Du warst viel eher wie sie. Justin ähnelte ihr äußerlich, aber er war nicht so wie sie. Du schon.«
    Da es ihm nicht gelang, sie durch finstere Blicke von ihrer Meinung abzubringen, entgegnete er trocken: »Für ein kleines Mädchen von sechsundzwanzig bist du dir deiner Meinung aber sehr sicher.«
    »Gute Taktik«, erwiderte sie, wobei sie beeindruckt wirkte und exakt denselben Ton anschlug wie er. »Wenn du mich nicht täuschen kannst, versuchst du eben, mich lächerlich zu machen.«
    »Touche«, flüsterte er und neigte den Kopf, um sie zu küssen.
    »Und«, fuhr sie fort und wandte sich ab, so daß er statt ihrer Lippen ihre Wangen traf, »wenn auch das fehlschlägt, versuchst du, mich abzulenken.«
    Sein Lachen war tief und warm, als er ihr Kinn hob. »Weißt du«, sagte er, »du kannst einem ganz schön auf den Geist gehen.«
    »Oh, bitte nicht - fang jetzt nicht auch noch mit Schmeicheleien an.« Lächelnd hielt sie ihn davon ab, sie zu küssen. »Du weißt, daß ich einfach dahinschmelze, wenn du mir solche Komplimente machst. Was ist passiert, warum bist du von zu Hause weggelaufen?«
    Er schloß ihren Mund mit seinen Lippen. »Etwas, das mir noch viel mehr auf den Geist ging.«
    Endlich gab Julie auf. Sie ließ ihre Hände über seine Schultern gleiten, ergab sich seinem fordernden Kuß und spürte tief in sich, daß sie, ganz gleich wieviel sie auch gab, von ihm noch mehr zurückerhielt.
    Als er sie schließlich losließ, erwartete sie, daß er vorschlagen würde, sie sollten ins Bett gehen. Statt dessen sagte er: »Da ich dich offensichtlich nicht austricksen kann, werde ich dir wohl oder übel

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