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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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gemeinsame Wohnung und besuchten das örtliche College.«
    »Oh, Zack, überleg doch, sie waren so jung, und du hast selber gesagt, daß sie auch schwach waren. Du warst damals viel älter und klüger als sie. Hättest du nicht warten können, bis sie etwas erwachsener sind, und ihnen dann eine zweite Chance geben können?«
    Mit diesem Vorschlag hatte sie seine Geduld ganz offensichtlich überstrapaziert, denn seine Stimme nahm eine eisige Endgültigkeit an. »Niemand«, sagte er, »bekommt jemals eine zweite Chance von mir, Julie. Niemand.«
    »Aber ...«
    »Für mich sind sie gestorben.«
    »Das ist doch lächerlich! Du verlierst dadurch genausoviel wie sie. Du kannst doch nicht dein ganzes Leben lang alle Brücken hinter dir abbrechen, anstatt sie wieder aufzubauen. Damit schadest du dir nur selbst, und außerdem ist es gerade in diesem Fall auch verdammt unfair.«
    »Ende der Diskussion!«
    Seine Stimme klang gefährlich scharf, aber Julie war nicht bereit, so schnell aufzugeben. »Ich glaube, du bist deiner Großmutter sehr viel ähnlicher, als du wahrhaben willst.«
    »Treib's nicht zu weit, junge Dame!«
    Der schneidende Ton seiner Stimme ließ sie tatsächlich zusammenzucken. Wortlos stand sie auf, nahm die leeren Gläser und trug sie in die Küche. Diese neue Seite an ihm, diese eiskalte Endgültigkeit, mit der er Menschen aus seinem Leben ausschloß, ohne auch nur einmal zurückzublicken, jagte ihr Angst ein. Es war weniger das, was er gesagt hatte, als vielmehr die Art, wie er sich ausgedrückt hatte, und der Ausdruck auf seinem Gesicht! Als er sie als Geisel nahm, waren all seine Handlungen von verzweifelter Notwendigkeit bestimmt gewesen, nicht von ungerechtfertigter Härte. Dafür hatte sie Verständnis. Noch vor wenigen Minuten -bevor sie seine drohende Stimme gehört und die Kälte in seinen Augen gesehen hatte - war es ihr unvorstellbar gewesen, daß irgend jemand wahrhaftig glauben konnte, Zachary Benedict sei des kaltblütigen Mordes fähig; doch wenn andere Leute ihn so gesehen hatten, wie gerade eben sie ihn, rückte es durchaus in den Bereich des Möglichen. Mehr als je zuvor wurde Julie klar, daß sie trotz ihrer intimen Liebesbeziehung im Grunde noch immer Fremde waren. Sie ging in ihr Zimmer, um sich ein Nachthemd zu holen, und zog sich im Bad um. Tief in Gedanken versunken ging sie dann nicht sofort zu ihm in sein Schlafzimmer, sondern setzte sich auf ihr Bett.
    Mehrere Minuten später fuhr sie erschrocken zusammen und riß den Kopf herum, weil eine vertraute Stimme sagte: »Diese Entscheidung ist äußerst unklug, Julie. Ich schlage vor, daß du noch einmal in Ruhe darüber nachdenkst.«
    Die Schulter an den Rahmen gelehnt und seine Arme vor der Brust verschränkt, stand er unter der Tür. Er wirkte gelassen. Julie hatte nicht den blässesten Schimmer, auf was für eine Entscheidung er anspielte, und obwohl er noch immer etwas distanziert wirkte, ähnelte er in nichts mehr der finsteren Erscheinung, die sie im spärlich erleuchteten Wohnraum zurückgelassen hatte. Fast fragte sie sich, ob das, was sie dort so erschreckt hatte, nicht primär ein Produkt ihrer Einbildung und des Kaminfeuers gewesen war.
    Sie stand auf und ging langsam auf ihn zu, wobei sie seine Miene zu ergründen suchte. »Ist das deine Art, dich zu entschuldigen?«
    »Ich wüßte nicht, für was ich mich entschuldigen müßte.«
    Der arrogante Ton, in dem er dies sagte, war so typisch für ihn, daß sie fast laut losgelacht hätte. »Nimm zum Beispiel einmal das Wort grob und denke darüber nach, ob dir dazu irgend etwas einfällt.«
    »War ich wirklich grob? Das wollte ich nicht. Ich hatte dich gewarnt, daß dieses Gespräch sehr unerfreulich sein könne, aber du wolltest es ja trotzdem.«
    Er sah aus, als fühlte er sich tatsächlich ungerecht behandelt, doch so schnell würde sie nicht nachgeben. »Ich verstehe«, sagte sie und blieb direkt vor ihm stehen. »Dann ist das alles also meine Schuld?«
    »Ganz bestimmt. Was immer >das alles< auch sein mag.«
    »Das weißt du nicht? Hast du denn wirklich nicht bemerkt, daß dein Ton einfach ...«, sie suchte nach dem richtigen Wort und gab sich schließlich mit etwas zufrieden, das nicht ganz paßte, »... kalt und herzlos und unnötig barsch war?«
    Er zuckte die Schultern mit einer Gleichgültigkeit, die Julie als teilweise gespielt erkannte. »Du bist nicht die erste Frau, die mir all das vorwirft. Ich beuge mich deinem Urteil. Ich bin kalt, herzlos und ...«
    »Barsch«,

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