Perfekt
irgendwie ... eiskalt aus.
»Wie fandest du den Film? Ist Zack Benedict nicht cool?« fragte Ted sie, als sie inmitten einer Schar Teenager, die allesamt derselben Meinung wie Ted zu sein schienen, das Kino verließen.
Julies Vorsatz, sich strikt an die Wahrheit zu halten, siegte über das Bedürfnis, ihren wunderbaren Brüdern in allem recht zu geben. »Er ist... nun ... er kommt mir irgendwie alt vor«, meinte sie und sah hilfesuchend ihre drei Freundinnen an, die mit ihnen im Kino gewesen waren.
Ted war wie vom Blitz getroffen. »Alt! Er ist erst einundzwanzig, aber er hat wirklich was erlebt. Ich meine, ich habe in einer Zeitschrift gelesen, daß Zack sich von seinem sechsten Lebensjahr an alleine durchgeschlagen hat. Er hat auf Ranches gearbeitet, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Du weißt schon - Wildpferde zureiten und so was. Später ist Zack dann in Rodeos aufgetreten. Eine Zeitlang war er auch in einer Motorrad-Gang ... und ist so im ganzen Land rumgekommen. Zack Benedict«, schloß Ted etwas wehmütig, »ist wirklich ein ganzer Kerl.«
»Ja, aber er wirkt so ... kalt«, widersprach Julie. »Kalt und irgendwie auch böse.«
Die Mädchen lachten über Julies Bemerkung. »Julie«, Laurie Paulson kicherte, »Zachary Benedict ist absolute Spitze und total sexy. Das denken alle.«
Julie, die wußte, daß Carl heimlich in Laurie Paulson verknallt war, widersprach loyalerweise sofort: »Das finde ich nicht. Seine Augen gefallen mir nicht. Sie sind braun, und sie blicken böse.«
»Seine Augen sind nicht braun, sondern goldfarben. Er hat unglaublich sexy Augen. Da kannst du fragen, wen du willst!«
»Julie kann das gar nicht beurteilen«, unterbrach Carl, wandte sich von seiner heimlichen Liebe ab und ging neben Ted nach Hause. »Sie ist viel zu jung.«
»Ich bin alt genug, um zu merken, daß Zack Benedict nicht halb so gut aussieht wie ihr beiden«, widersprach Julie und hakte sich bei ihren großen Brüdern unter.
Auf dieses Kompliment hin grinste Carl über die Schulter hinweg Laurie Paulson an und nahm seine Bemerkung zurück: »Julie ist wirklich ausgesprochen reif für ihr Alter.«
Ted war noch immer ganz versunken in die aufregende Lebensgeschichte seines Idols. »Stellt euch das bloß mal vor ... schon als Kind ganz auf sich gestellt ... auf einer Ranch zu arbeiten, wilde Mustangs zuzureiten, mit dem Lasso Stiere zu fangen ...«
4
1988
»Bringt verdammt noch mal endlich die Ochsen hier weg, bei dem Gestank wird ja einer Leiche übel!« Dieser Befehl kam von Zachary Benedict, der auf einem mit Segeltuch bespannten schwarzen Stuhl saß, auf dessen Rückseite sein Name sowie das Wort REGISSEUR in weißen Großbuchstaben zu lesen war. Mißmutig blickte der Mann auf die Tiere, die in einem Behelfspferch herumliefen, der zu einer großen modernen Ranch gehörte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Drehbuch zu und fuhr fort, darin herumzuschreiben. Das 40 Meilen vor Dallas gelegene Anwesen mit seiner baumbestandenen Auffahrt, mit großzügiger Reitanlage und Feldern, auf denen Ölfördertürme in den Himmel ragten, war von einem texanischen Milliardär als Schauplatz für einen Film mit dem Titel Destiny gemietet worden. Es sollte ein Film werden, der laut Variety, dem führenden Magazin der Branche, die besten Aussichten hatte, Zack einen weiteren Academy Award einzubringen, und zwar einen Oscar für den besten Hauptdarsteller und einen Oscar für die beste Regie. Voraussetzung war allerdings, daß er diesen Film, bei dem bislang so ungefähr alles schiefgelaufen war, was schiefgehen konnte, fertigstellte.
Bis gestern abend war Zack der Ansicht gewesen, daß es schlimmer eigentlich nicht mehr kommen könne: Der Film, mit ursprünglich 45 Millionen Dollar und vier Monaten Drehzeit veranschlagt, war bereits jetzt einen Monat über der Zeit und kostete sieben Millionen Dollar mehr als eingeplant. Dies war auf Produktionsprobleme und -Unfälle zurückzuführen, die Destiny fast schon seit dem ersten Drehtag begleiteten.
Jetzt, nach Monaten voller Verzögerungen und Unglücksfälle, blieben nur noch zwei Szenen abzudrehen. Doch die Befriedigung, die Zack darüber eigentlich empfinden sollte, war in einer rasenden Wut untergegangen. Sie ließ sich kaum unterdrücken, als er nun erfolglos versuchte, sich auf die Änderungen zu konzentrieren, die er in der folgenden Szene vornehmen wollte.
Ein Stück weiter rechts von ihm, in der Nähe der Hauptstraße, wurde eine Filmkamera in die
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