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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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diesen Augenblick vor drei Monaten im Wohnzimmer. Dann sah sie das Lächeln auf dem Gesicht ihrer Pflegemutter und warf sich in Mary Mathisons Arme. Diese umschlossen sie ganz fest, und Julie fühlte, daß sie ihr das wortlose Versprechen auf ein Leben voller Gute-Nacht-Küsse und gemeinsames Lachen gaben.
    Julies Tränen flossen in Strömen.
    »Aber, aber, du wirst dich doch nicht selber krank machen«, meinte James Mathison und lächelte über Julies Kopf hinweg in die tränenfeuchten Augen seiner Frau. »Deine Mutter wird sich jetzt um das Abendessen kümmern, und die Sache mit dem gestohlenen Geld überlassen wir dem gütigen Vater im Himmel.«
    Bei der Erwähnung des »gütigen Vaters im Himmel« richtete sich Julie plötzlich auf und rannte aus dem Zimmer. Über die Schulter hinweg rief sie, daß sie rechtzeitig zurück sein werde, um den Tisch fürs Abendessen zu decken.
    Reverend Mathison unterbrach das Schweigen, das nach ihrem plötzlichen Aufbruch entstanden war, und sagte besorgt: »Sie sollte jetzt nirgends mehr hingehen. Julie ist immer noch furchtbar erregt, und es wird gleich dunkel. Carl, bitte geh ihr nach und finde heraus, was um alles in der Welt sie vorhat.«
    »Ich gehe mit«, sagte Ted und holte schon seine Jacke aus dem Schrank.
    Zwei Straßen weiter öffnete Julie das schwere Holzportal der Kirche, an der ihr Pflegevater Pastor war. Die bereits untergehende Wintersonne schien durch die hohen Fenster, als sie den Mittelgang entlangschritt und vor dem Altar stehenblieb. Unsicher, wie man sich in einer derartigen Situation zu verhalten habe, hob Julie ihre verweinten Augen zu dem hölzernen Kreuz. Dann sagte sie mit leiser, schüchterner Stimme: »Danke, tausendmal danke, daß du gemacht hast, daß die Mathisons mir glauben. Ich meine, ich weiß genau, daß ich das dir zu verdanken habe, denn es ist ein echtes Wunder. Du wirst es nicht bereuen«, versprach sie. »Ich will mich so verhalten, daß alle auf mich stolz sein werden.« Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich aber gleich darauf noch einmal um. »Oh, und wenn du Zeit hast, könntest du bitte noch dafür sorgen, daß Mr. Duncan herausfindet, wer das Geld wirklich gestohlen hat? Sonst bleibt es doch an mir hängen, und das wäre einfach nicht fair.«
    An diesem Abend machte Julie in ihrem Zimmer, das sie sowieso tadellos sauber hielt, richtig Großputz. Im Bad wusch sie sich gleich zweimal hinter den Ohren. Julie war wild entschlossen, absolut perfekt zu sein, und als Carl und Ted sie vor dem Schlafengehen noch auf eine Runde Scrabble einluden - ein Spiel, das ihre Lesefertigkeit schulen sollte und das die beiden bewußt Julies Fähigkeiten anpaßten -, erwog sie nicht einmal, einen Blick auf die Rückseite der Steine zu werfen, um so herauszufinden, welche Buchstaben am besten zu gebrauchen waren. Selbst Mogeln war jetzt tabu.
    Am Montag der folgenden Woche wurde Billy Nesbitt, ein Junge aus der siebten Klasse, in der Mittagspause dabei erwischt, wie er unter der Zuschauertribüne des Schulsportplatzes ein Sechserpack Bier großzügig mit einer Reihe anderer Jungen teilte. In dem leeren Karton fand sich ein braunes Kuvert, auf dem in der Handschrift von Julies Lehrerin die Worte »Lunchgeld - Miß Abbotts Klasse« standen.
    Vor der versammelten Klasse entschuldigte sich die Lehrerin bei Julie dafür, sie verdächtigt zu haben, und auch Mr. Duncan sprach eine Art Entschuldigung aus; allerdings unter vier Augen und eher widerwillig.
    An diesem Nachmittag verließ Julie den Schulbus zwei Querstraßen früher und verbrachte eine Viertelstunde in der Kirche. Dann rannte sie den ganzen Weg nach Hause, um den Mathisons die gute Neuigkeit mitzuteilen. Mit hochrotem Kopf stürzte sie ins Haus, denn sie konnte es kaum erwarten, allen mitzuteilen, daß sie mit dem Diebstahl wirklich nichts zu tun gehabt hatte. Sie raste in die Küche, wo Mary Mathison gerade dabei war, das Abendessen zu richten. »Ich kann beweisen, daß ich das Lunchgeld nicht genommen habe!« stieß sie hervor und blickte ihre Mutter und ihre Brüder erwartungsvoll an.
    Mary Mathison schenkte ihr ein verdutztes Lächeln, putzte aber weiter in der Spüle Karotten; Carl hob kaum seinen Blick von der Grundrißskizze des Hauses, die er für das Schulprojekt »Neue Architektur für Amerika« anfertigte, und Ted grinste sie nur etwas geistesabwesend an, um dann wieder in der Filmzeitschrift zu lesen, auf deren Titelblatt Zack Benedict abgebildet war. »Wir wissen doch, daß du das Geld

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