Perfekt
beschäftigt, sich selbst zu verurteilen, daß sie es auch gar nicht bemerkt hätte. »Ted wies mich auf die offensichtlichen Nachteile einer solchen Ehe hin und sagte mir, daß er, selbst wenn er damit einverstanden wäre, nicht in der Lage sei, die teuren Studiengebühren für ein College wie Brookline zu bezahlen. Also rannte ich schnurstracks heim zu Daddy, um ihn um das Geld zu bitten, obwohl Ted mir vor der Heirat unmißverständlich klargemacht hatte, daß er niemals einen Penny von Daddys Geld annehmen würde. Daddy war natürlich sofort einverstanden und ließ Ted wissen, daß er liebend gerne für meinen Collegeaufenthalt aufkommen würde, aber Ted lehnte dankend ab, und das machte mich fuchsteufelswild. Ich rächte mich an ihm, indem ich mich weigerte, auch nur einen Finger im Haushalt zu rühren. Ich kochte nicht mehr für ihn und kümmerte mich auch nicht mehr um seine Wäsche. Also übernahm er das Kochen und das Einkaufen und brachte seine Wäsche zu Kealing's Reinigung, was natürlich schnell die Runde machte; es dauerte gar nicht lange, bis die ganze Stadt darüber sprach, was ich für eine miserable Ehefrau sei. Trotz alledem«, fuhr Katherine fort, »gab er niemals die Hoffnung auf, daß ich früher oder später erwachsen werden und mich wie eine Frau und nicht mehr wie ein verzogenes Gör verhalten würde. Du mußt wissen, daß er sich schuldig fühlte«, fügte sie, Julie direkt anblickend, hinzu, »weil er mich geheiratet hatte, obwohl ich noch so jung war und noch keine Gelegenheit gehabt hatte, mich wirklich auszutoben. Wie auch immer, die einzige eheliche Pflicht, die ich im ersten Jahr unserer Ehe erfüllte, war die, mit meinem Mann zu schlafen, und das«, in der Erinnerung daran lächelte sie leise, »war in Wahrheit alles andere als eine lästige Pflicht.«
Katherine schwieg so lange, daß Julie nicht mehr sicher war, ob sie überhaupt weitererzählen würde, doch schließlich holte sie tief Luft und fuhr fort: »Nach einer Weile kam Daddy, der wußte, wie unglücklich ich war, weil ich andauernd zu ihm rannte und ihm etwas vorjammerte, auf die Idee, daß ich vielleicht eine glücklichere Ehe führen würde, wenn wir in einem fantastischen Haus wohnten. Ich war kindisch genug, von der Vorstellung, in einem wunderbaren Haus mit Swimmingpool und Tennisplatz die Gastgeberin zu spielen, begeistert zu sein, aber Daddy hatte Bedenken, daß Ted es möglicherweise wirklich ernst damit war, kein Geld von ihm anzunehmen. Ich andererseits glaubte wahrhaftig, daß Ted sich, wenn wir ihn vor vollendete Tatsachen stellen würden, damit abfände. Also kaufte Daddy das Grundstück drüben am Wilson's Ridge, und wir setzten uns heimlich mit einem Architekten zusammen und ließen Pläne für mein neues Heim machen. Ich plante jedes einzelne Detail, jeden Schrank, jede Besenkammer«, sagte Katherine und sah Julie an. »Ich fing sogar wieder an, für Ted zu kochen und seine Wäsche zu besorgen, und er glaubte fälschlicherweise, daß ich mich endlich doch noch dazu durchgerungen hätte, eine ordentliche Ehefrau zu werden. Er freute sich unheimlich darüber, daß ich glücklich war, obwohl er den Grund dafür nicht kannte. Tatsächlich glaubte er, daß meine Eltern das Haus am Wilson's Ridge für sich selber bauten, weil die alte Villa ihnen zu groß wäre; das hatte ich ihm nämlich erzählt. Und wenn ich mich recht erinnere, glaubten das alle Leute in Keaton.«
Diesmal konnte Julie ihre Bestürzung nicht verbergen, denn am Wilson's Ridge stand nur ein Haus, auf das die Beschreibung paßte, und das war riesig, einfach grandios - mit Swimmingpool und Tennisplatz und allem Drum und Dran. »Es stimmt«, bestätigte Katherine, die Julies Miene beobachtet hatte, ihre unausgesprochene Vermutung. »Das Haus, in dem Dr. und Mrs. Delorik wohnen, sollte eigentlich mir gehören.«
»Was ist passiert?« fragte Julie, weil sie nicht wußte, was sie sonst hätte sagen sollen.
»Als das Haus fast fertig war, fuhren Daddy und ich mit Ted dorthin, und Daddy drückte Ted den Schlüssel in die Hand.« Bei den nächsten Worten zitterte Katherine sichtlich. »Wie du dir sicher vorstellen kannst, war Ted unbeschreiblich wütend. Er tobte vor Wut, weil wir es hinter seinem Rücken geplant hatten, und vor allem deshalb, weil ich wortbrüchig geworden war - ich hatte ihm vor unserer Heirat doch versprochen, daß ich mit dem auskommen wolle, was er verdiente. Meinem Vater teilte er sehr höflich mit, daß er jemand anderen finden
Weitere Kostenlose Bücher