Perfekt
sobald Sie zum Haus kommen.«
Seiner Antwort zuvorkommend, unterbrach sie die Sprechverbindung und ging rasch durch die Eingangshalle in die Bibliothek, wo Julie mit angewinkelten Beinen auf einem Sessel hockte und die Frühnachrichten anschaute. Ein Foto von Zachary Benedict war am Bildschirm eingeblendet, und der zärtliche und sehnsüchtige Ausdruck auf Julies Gesicht tat Katherine in der Seele weh. »Ist er okay?« fragte sie.
»Sie haben nicht den blassesten Schimmer, wo er sich aufhält«, verkündete Julie mit unverhohlener Freude. Weniger enthusiastisch fügte sie hinzu: »Sie haben auch nicht die geringste Ahnung, ob ich nun als verdächtige Komplizin einzustufen bin oder nicht, und lassen es vorerst so klingen, als sei mein Schweigen - und das Schweigen des FBI - praktisch schon ein Eingeständnis meiner Schuld. Soll ich dir jetzt bei den Frühstücksomeletts helfen?«
»Gern«, entgegnete Katherine fröhlich, »ich muß dir aber sagen, daß wir einen ungebetenen Gast haben, der wahrscheinlich mit uns frühstücken wird. Ein derart ungehobeltes Benehmen sollte nicht dadurch belohnt werden, daß wir uns frisieren oder umziehen«, meinte sie, als Julie fragend auf ihren bodenlangen gelben Bademantel blickte.
»Wer ist es?«
»Paul Richardson. Er nennt dich übrigens schon Julie. Das ist ihm an der Sprechanlage so rausgerutscht; allerdings hat er sofort versucht, es zu vertuschen.«
Das lange Gespräch von gestern abend und die erholsame Nachtruhe hatten Julies Lebensgeister wieder geweckt. »So kommt er wenigstens nicht auf die Idee, mir Gefängniskluft zu verpassen, scherzte sie«, als es an der Haustür läutete. »Ich gehe hin«, sagte sie und band den Gürtel ihres Bademantels enger.
Ohne Umschweife öffnete sie die Tür und wich dann überrascht einen Schritt zurück, als Paul Richardson mit hocherhobenen Händen eintrat und mit gespielter Todesangst flehte: »Nicht schießen, bitte.«
»Was für eine ausgezeichnete Idee«, erwiderte Julie, mußte aber unwillkürlich lächeln. »Darf ich mir für diesen Zweck Ihre Waffe borgen?«
Er grinste. Sein Blick wanderte über ihr glänzendes kastanienbraunes Haar, das in weichen Wellen über ihre Schultern fiel, und blieb dann an ihren leuchtenden Augen und ihrem warmen Lächeln hängen. »Ein paar Stunden Schlaf und die Ruhe sind Ihnen wirklich glänzend bekommen«, bemerkte er, dann aber zogen seine Augenbrauen sich tadelnd zusammen, und er sagte streng: »Daß Sie mir aber nicht noch einmal so mir nichts, dir nichts verschwinden. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich wissen muß, wo Sie sich aufhalten!«
Die Tatsache, daß Zack den Fernsehnachrichten zufolge noch immer in Sicherheit war, hatte Julies Laune so gehoben, daß sie Richardsons Tadel ohne weitere Widerrede hinnahm. »Sind Sie gekommen, um mir eine Strafpredigt zu halten oder mich festzunehmen?« fragte sie fröhlich, während sie sich umdrehte und vor ihm durch die Eingangshalle ging.
»Haben Sie denn gegen ein Gesetz verstoßen?« konterte er und folgte ihr in die Küche.
»Wollen Sie etwa zum Frühstück bleiben?« wich sie seiner Frage aus und machte sich an einem Schneidbrett zu schaffen.
Paul Richardson blickte von Katherine, die gerade Eier in eine Rührschüssel schlug, zu Julie, die eben nach einem Messer griff, um eine grüne Paprikaschote in Streifen zu schneiden. Beide Frauen waren ungeschminkt, noch in Schlafanzug und Morgenrock und unfrisiert. Beide sahen ausgesprochen hübsch, unschuldig und reizend aus. »Bin ich denn eingeladen?« fragte er Julie und grinste.
Sie sah zu ihm auf, und ihre dunkelblauen Augen musterten sein Gesicht so als versuche sie, in sein Inneres zu blicken, und plötzlich wünschte er sich, es gäbe dort viel mehr Güte und Freundlichkeit. »Möchten Sie denn eingeladen werden?«
»Ja.«
Da endlich lächelte sie; es war das erste echte, aufrichtige Lächeln, das sie ihm schenkte, und es ließ sein Herz schneller schlagen. »In diesem Fall«, sagte sie, »können Sie schon mal am Tisch Platz nehmen, während wir Ihnen eines unserer Spezial-Omeletts zaubern. Allerdings haben wir sie seit über einem Jahr nicht mehr in Teamarbeit gemacht, erwarten Sie also bitte nicht zuviel.«
Paul zog das Jackett aus, legte seine Krawatte ab, öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und setzte sich, während Julie ihm eine Tasse Kaffee brachte und dann an ihr Schneidbrett zurückkehrte. Schweigend sah er beiden bei der Arbeit zu und lauschte ihrem: fröhlichen
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