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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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benötigen, um einen solchen Anwalt bezahlen zu können. Die Niedergeschlagenheit, die sein Denken lähmte, seit sie ihn verlassen hatte, verschwand, und sein Verstand begann fieberhaft zu arbeiten. Neue Probleme tauchten auf, aber auch sofortige Lösungsmöglichkeiten.
    Es dämmerte bereits, als er sich ausgelaugt und müde in seinem Stuhl zurücklehnte. Diesen Brief an sie würde er abschicken. Er mußte ihn ihr schicken, nicht nur wegen der Lösungsvorschläge, auf die er gekommen war, sondern auch weil er sie endlich wissen lassen mußte, was er wirklich für sie empfand. Er war sich jetzt sicher, daß die Wahrheit sie nicht halb so verletzen würde wie die Lüge, die er ihr aufgetischt hatte. Dieser Brief sollte das letzte sein, was sie von ihm hören würde, aber er konnte damit wenigstens den unglückseligen Abschied erklären, der den schönsten Tagen und Nächten seines Lebens ein so häßliches Ende gesetzt hatte.
    Schon fielen die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge in die Kabine, und er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Auf dieser Insel wurde die Post nur einmal pro Woche abgeholt, frühmorgens am Montag, was bedeutete, daß ihm keine Zeit blieb, seinen weitschweifigen, hilflos formulierten Brief noch einmal neu zu schreiben. Nicht, wenn er auch noch an Matt schreiben wollte, um ihm seine Bitte zu erklären.
    »Dort unten, steuerbord, liegt Keaton, Mr. Farrell«, sagte der Pilot, als der schlanke Lear-Jet die Wolkendecke durchbrach und seinen Landeanflug begann. »Bevor ich ihn runterbringe, drehe ich erst noch eine Runde über der Landebahn, um zu sehen, ob sie wirklich in ordnungsgemäßem Zustand ist.«
    Matt streckte den Arm aus und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »In Ordnung, Steve«, sagte er geistesabwesend, während er die besorgte Miene seiner Frau studierte. »Was hast du?« fragte er Meredith. »Ich dachte, es wäre mir gelungen, dich davon zu überzeugen, daß es ganz und gar nichts Illegales ist, einen an Julie Mathison adressierten Brief zu überbringen, der zufälligerweise an mich geschickt wurde. Die Behörden wissen Bescheid darüber, daß Zack mich als seinen Vermögensverwalter eingesetzt hat; ich habe ihnen den Umschlag mit seinen Instruktionen bereits übergeben. Obwohl ihnen das natürlich nichts helfen wird«, fügte er leise lachend hinzu. »Er ist in Dallas abgestempelt, wo Zack ganz offensichtlich jemanden dafür bezahlt, seine Post aus dem ursprünglichen Umschlag zu nehmen und an mich weiterzuleiten.«
    Meredith versuchte, ihre Besorgnis zu verbergen, und fragte: »Warum tut er das, wenn er dir so rückhaltlos vertraut?«
    »Er tut es, damit ich den Behörden guten Gewissens die Briefumschläge übergeben kann, die ich von ihm erhalte, ohne daß dabei etwas über seinen Aufenthaltsort bekannt wird. Damit schützt er uns beide. Du siehst also, wir halten uns streng an das Gesetz.«
    Meredith legte ihren Kopf gegen die Lehne des eleganten weißen Ledersofas, das einen großen Teil des Passagierraumes einnahm, und sagte halb seufzend, halb lachend: »Nein, das tust du nicht. Du hast dem FBI nicht erzählt, daß er außer seinem Brief an dich auch einen an Julie Mathison beigelegt hat, und du hast ihnen nicht gesagt, daß du ihn ihr überbringen wirst.«
    »Der Brief an sie befindet sich in einem versiegelten Umschlag«, gab er leichthin zurück. »Woher soll ich wissen, ob Zack den Inhalt verfaßt hat? Soviel ich weiß, enthält der Umschlag Kochrezepte. Ich hoffe nicht«, fuhr er mit gespieltem Entsetzen fort, »daß du verlangst, daß ich den Umschlag aufmache, um zu überprüfen, was sich darin befindet. Etwas Derartiges würde gegen das Briefgeheimnis und damit auch gegen das Gesetz verstoßen. Darüber hinaus, meine Liebste, existiert meines Wissens kein Gesetz, das mich dazu verpflichtet, die Behörden jedesmal zu informieren, wenn Zack Kontakt zu mir aufnimmt.«
    Über die Unverfrorenheit ihres Mannes beunruhigt, aber widerwillig auch amüsiert, neigte Meredith den Kopf und sah den Mann an, in den sie sich als unschuldige Debütantin verliebt, den sie aber gleich darauf wieder verloren hatte. Damals war sie achtzehn und eine reiche Erbin gewesen, er fünfundzwanzig und Arbeiter in einem Stahlwalzwerk. In kaum zehn Jahren hatte er die Fabrik hinter sich gelassen und dank seines Wagemuts, seiner herausragenden Intelligenz und eines angeborenen Geschäftssinns aus eigener Kraft ein riesiges Finanzimperium aufgebaut. Und dann war er gekommen, um

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