Perfekt
Kuß geben?«
Er richtete sich abrupt auf und rückte von ihr ab. »Ganz sicher nicht.«
»Hast du Angst?«
»Hör verdammt noch mal mit deinen Spielchen auf! Du hast diese Verführungsnummer schon vor Jahren an mir ausprobiert, und ich falle nicht noch mal darauf herein. Es wird nicht funktionieren.«
Katherine ignorierte seine Ablehnung, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte ihn an. »Für einen Pfarrerssohn fluchst du aber ganz schön viel.«
»Auch das hast du mir schon vor Jahren gesagt. Und wie ich dir damals schon geantwortet habe: Nicht ich bin Pfarrer, sondern mein Vater. Und noch eins«, fügte er in der Absicht hinzu, sie aus dem Konzept zu bringen, »früher, als ich noch jünger war, magst du mich damit zweifellos gereizt haben, doch inzwischen ziehe ich es vor, selber zu bestimmen, wen ich verführe und von wem ich mich verführen lasse.«
Katherines verletzter Stolz zeigte sich nur darin, daß sie die Tür freigab, nach ihrem Mantel griff, den sie über einen Stuhl geworfen hatte, und leise sagte: »Tust du das inzwischen?«
»Ja, verdammt noch mal, das tue ich. Und wenn ich dir einen guten Rat geben darf, dann schau, daß du möglichst schnell nach Dallas zu deinem Hayward Spencer oder Spencer Hayward oder wie auch immer er heißen mag zurückkommst, damit er deine seelischen Wunden mit einem Fünfzig-Karat-Diamanten-Kollier heilt, das zu diesem unglaublich vulgären Ring paßt, den du trägst.«
Anstatt ihn anzuschreien, wie sie es früher getan hätte, schenkte sie ihm nur einen undefinierbaren Blick und sagte: »Danke, aber ich brauche deinen Rat nicht mehr. Es überrascht dich vielleicht, aber inzwischen holen sich sogar viele Menschen, darunter auch Spencer, Rat bei mir.«
»Worüber denn?« spottete er. »Wie man sich am vorteilhaftesten für ein Foto im Gesellschaftsteil anzieht und sich in Pose stellt?«
»Das reicht jetzt aber endgültig!« explodierte Katherine und warf ihren Mantel wieder über die Stuhllehne. »Ich akzeptiere deine Beleidigungen, wenn ich weiß, daß ich sie verdiene. Aber ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, daß du deine sexuellen Minderwertigkeitskomplexe dadurch zu vertuschen suchst, daß du mich angreifst.«
»Meine - was?« stieß er hervor.
»Bevor ich dich gebeten habe, mich zu küssen, warst du nett und höflich und freundlich. Und dann hast du plötzlich mit diesen absurden Beleidigungen angefangen. Also, entweder entschuldigst du dich jetzt, oder du küßt mich, oder du gibst zu, daß du Angst hast.«
»Also gut, ich entschuldige mich«, schnappte er, doch es klang so wenig reumütig, daß Katherine unwillkürlich zu lachen anfing.
»Danke«, sagte sie liebenswürdig und griff nach ihrem Mantel. »Ich nehme deine Entschuldigung an.«
Früher hätte ein derartiger Wortwechsel in einer regelrechten Schlacht geendet, und Ted war völlig überrascht. Er mußte zugeben, daß sie sich tatsächlich geändert hatte. »Katherine«, sagte er kurz, »es tut mir leid, daß ich auf dich losgegangen bin. Ehrlich. Bitte entschuldige.«
Sie nickte, vermied es aber, ihn anzublicken, aus Angst, daß ihre Augen sie verraten würden. »Ich weiß. Du hast die Art von Kuß, die ich haben wollte, vermutlich mißverstanden. Ich hatte einfach nur gedacht, wir könnten damit unseren Waffenstillstand besiegeln.«
Sie hob ihren Blick zu ihm und hätte schwören mögen, daß er sich über sie amüsierte und genau wußte, daß sie log, doch zu ihrer großen Überraschung gab er nach. Er hob ihr Kinn ein wenig und murmelte: »Okay. Gib mir einen Kuß, aber mach es kurz.« Und so kam es, daß sowohl Katherine als auch er lachten, während ihre Lippen sich zum ersten Mal seit drei Jahren wieder berührten. »Hör auf zu lachen«, schalt er, mußte dabei aber selber grinsen.
»Hör auf zu grinsen«, konterte sie, aber schon mischte sich ihr Atem, und mehr brauchte es nicht, um das Feuer der Leidenschaft neu zu entzünden, das sie Jahre zuvor vereint hatte. Teds Arm glitt um ihre Taille, zog sie näher und preßte sie dann plötzlich fest an sich, als sie sich an seinen Körper schmiegte. Und er hielt sie so fest, als wolle er sie nie wieder loslassen.
54
Der Wegbeschreibung des Mannes folgend, bei dem sie auf dem kleinen Flughafen von Ridgemont ein Auto gemietet hatte, fiel es Julie leicht, das Haus zu finden, in dem Zack seine Jugend verbracht hatte. Hoch auf einem Hügel gelegen, überblickte die Tudor-Villa, in der Margaret Stanhope noch immer
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