Perfekt
kochen, fast vergiftet hätte. Ich war diejenige, die in der ersten Woche unserer Ehe drei deiner Uniformhemden beim Bügeln versengt hat. Ich war diejenige, die Bügelfalten in die Seitennähte deiner Hosen gebügelt hat, so daß die Hosenbeine seitlich wegstanden.«
»Also, vergiftet hast du mich wirklich nicht.«
»Ted, nimm mich jetzt bitte nicht in Schutz! Das ganze Sheriffs Office zog dich doch damit auf, daß du andauernd Magenmittel schlucken mußtest, nachdem wir geheiratet haben. Ich habe es doch selbst gehört.«
»Verdammt noch mal, ich habe das Zeug deshalb wie Bonbons geschluckt, weil ich eine Frau geheiratet hatte, die ich nicht glücklich machen konnte. Und das hat mich ganz krank gemacht.«
»Außerdem habe ich, verdammt noch mal, alles gegessen, was du für mich gekocht hast«, konstatierte er ärgerlich. »Bis auf das Gulasch. Es tut mir leid, daß du gesehen hast, wie ich es weggeworfen habe, aber ich kann dieses Zeug wirklich nicht ausstehen.«
Katherines Gesichtsausdruck ließ deutlich merken, daß sie das für eine Ausflucht hielt. »Ted, deine Mutter hatte mir ausdrücklich gesagt, daß das dein Leibgericht ist.«
»Nein. Es war Carls Lieblingsessen. Sie hat das schon immer verwechselt.«
Die Absurdheit ihrer hitzigen Debatte wurde ihnen beiden im selben Moment klar, und Katherine ließ sich kichernd mit dem Rücken gegen die Tür fallen. »Warum hast du mir das nicht damals schon gesagt?«
»Du hättest mir nicht geglaubt«, sagte Ted seufzend, stemmte sich neben ihrer Schulter mit der Hand an die Tür und versuchte noch einmal, ihr zu erklären, was ihm seinerzeit nicht gelungen war. »Irgendwann hat sich die wunderschöne, intelligente Tochter von Dillon Cahill die verrückte Idee in den Kopf gesetzt, daß sie alles, was sie anfangen wollte, nicht nur perfekt, sondern besser als alle anderen machen müsse. Wenn dir irgend etwas nicht auf Anhieb zu deiner vollsten Zufriedenheit gelang, bist du so wütend geworden, daß man sich überhaupt nicht mehr vernünftig mit dir unterhalten konnte. Du hast geglaubt, das Leben sei wie eine dieser Bildvorlagen mit numerierten Farbflächen zum Ausmalen, und wenn man auch nur einmal danebentappte oder eine Linie übermalte, dann war das in deinen Augen ein Verbrechen. Kathy«, sagte er leise, und der Klang des Kosenamens, den niemand außer ihm je zu benutzen gewagt hatte, übte auf sie eine fast genauso intensive Wirkung aus wie die Art, mit der er ihr das Haar von der Schulter strich, »du wolltest nicht deshalb gleich nach unserer Hochzeit aufs College, weil du eitel oder verwöhnt warst, sondern weil du irgendwie das Gefühl hattest, daß du die richtige Reihenfolge - erst das feine College an der Ostküste und dann die Heirat - durcheinandergebracht hattest. Und als dir dann dieses verdammte Herrschaftshaus im Kopf herumging, das dein Vater für uns gebaut hat, da hast du wohl ganz ehrlich geglaubt, wir würden dort glücklich sein, weil ... weil das dem Bild entsprach, das du dir vom Leben einer Katherine Cahill gemacht hattest.«
Die Augen geschlossen, lehnte Katherine ihren Kopf gegen die Tür und seufzte halb frustriert, halb amüsiert. »Als ich nach unserer Scheidung zurück ans College ging, war ich ein ganzes Jahr lang einmal wöchentlich bei einer Psychotherapeutin, weil ich herausfinden wollte, warum ich so verkorkst war.«
»Und was hast du herausgefunden?«
»Längst nicht soviel, wie du mir gerade in zwei Minuten beigebracht hast. Und weißt du, was ich anschließend gemacht habe?«
Er mußte unwillkürlich lächeln und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Also, was hast du anschließend gemacht?«
»Ich bin nach Paris gegangen und habe einen Gourmet-Kochkurs absolviert!«
»Und wie hast du abgeschnitten?«
»Nicht besonders, um ehrlich zu sein«, berichtete sie reuevoll lächelnd. »Es war das erste und einzige Mal in meinem Leben, daß ich in einem Kurs, den ich freiwillig belegt habe, nicht brillieren konnte.« Um die Bedeutung, die er dieser Selbsterkenntnis, zumaß, zu betonen, hob er beide Brauen, und sie akzeptierte seinen stummen Kommentar kopfnickend.
»Hast du den Kurs wenigstens bestanden?«
»Im Hinblick auf Rindfleisch ja«, sagte sie scherzhaft und quittierte sein leises Lachen dankbar. »Bei Kalbfleisch leider nicht.«
Einen Augenblick lang lächelten sie sich an, zum erstenmal seit Jahren in völligem Einverständnis, und dann sagte Katherine sanft: »Würdest du mir bitte einen
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