Perfekt
von sich preisgab, und aus diesem Grund fürchtete sie, daß ihm der Gedanke äußerst peinlich wäre, daß sämtliche Männer in Keaton, die von ihrem Vater getraut worden waren, genau wußten, was vor sich ging. Sie blickte auf, als er anfing, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Ich bin fünfunddreißig Jahre alt«, schimpfte er verbittert. »Ich bin ein einigermaßen gebildeter Mann mit einem überdurchschnittlich hohen IQ - doch nicht genug damit, daß ich mir wie ein sexuell ausgehungerter Achtzehnjähriger vorkomme, fange ich sogar schon an, mich wie einer zu benehmen! Ich habe so oft kalt geduscht, daß deine Mutter wahrscheinlich glaubt, ich hätte einen Waschzwang. Und allmählich werde ich reizbar.«
Julie strich sich das Haar aus der Stirn, stand auf und blickte ihn mit unverhohlenem Amüsement an: »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
Mit einem gereizten Seufzer stapelte er die Drehbücher, die er durchgearbeitet hatte, auf einem Tisch übereinander und sagte: »Was schlägst du für heute abend vor?«
»Hast du schon einmal die beruhigende Wirkung erwogen, die ein Umräumen der Küchenschränke mit sich bringt?« zog sie ihn auf. »Mir hat das bisher immer geholfen. Wir könnten es zusammen machen.«
Zack öffnete den Mund, um ihr eine bissige Antwort zu geben, aber im selben Moment klingelte das Telefon, also sprang er auf, riß den Hörer von der Gabel und ließ seine Frustration an dem unschuldigen Opfer aus, das sich am anderen Ende der Leitung befand. »Was gibt's, verdammt, noch mal?«
In Kalifornien antwortete Sally Morrison, seine langjährige PR-Managerin, betont freundlich: »Guten Abend, Zack. "Wie nett, Ihre Stimme zu hören. Ich würde gerne mit Julie sprechen. Sie wollte mir mitteilen, ob die Einladungen zu Ihrer Hochzeit morgen früh per Limousine oder via Kurier zugestellt werden sollen. Ich habe bereits mit den fünfzig Glücklichen telefoniert, die eine der begehrten Einladungen erhalten, damit sie sich rechtzeitig darauf vorbereiten können, Samstag früh in bester Laune in Texas einzutreffen. Kein einziger hat abgesagt. Betty und ich«, fügte sie unter Bezug auf seine Sekretärin hinzu, »haben jede Menge Limousinen reserviert, die sie am Flughafen von Dallas abholen und nach Keaton bringen, und ich habe die besten Suiten von Dallas reserviert, damit Ihre Gäste im Anschluß an die Feier dort übernachten können.«
Zacks Ärger ließ ein klein wenig nach. Er wartete, bis Julie ins Eßzimmer gegangen war, und senkte dann seine Stimme zu einem Flüstern: »Weiß sie, wer alles kommen wird?«
»Nein, Chef. Ich habe mich natürlich an Ihre Anweisung gehalten, sie damit zu überraschen, und habe ihr erzählt, daß sie sich darauf vorbereiten müsse, fünfzig Ihrer langweiligsten Geschäftsfreunde zu treffen. Mich eingeschlossen einundfünfzig.«
Zack hielt den Hörer in der ausgestreckten Hand und blickte Julie über die Schulter an. »Julie, Sally möchte dich sprechen.«
»Komme sofort«, sagte sie. Den Schreibblock in der Hand, ohne den Frauen kurz vor einer Hochzeit keinen Schritt tun können, kam sie ins Zimmer, und er sah zu, wie sie ihren rechten Ohrclips abnahm und den Hörer zwischen Ohr und Schulter klemmte. »Hallo, Sally«, sagte sie und klang dabei so heiter und gelöst, daß Zack sich wie ein unbeherrschter, aggressiver, egoistischer Kerl vorkam, der nicht in der Lage war, seinen Sexualtrieb zu kontrollieren und sich wie ein Gentleman zu benehmen. »Was gibt's?« Sie lauschte eine Minute und nickte dann: »Ich werde Zack fragen.«
Sie lächelte ihn an, woraufhin er sich noch elender fühlte, und sagte: »Sally möchte wissen, ob die Einladungen an die Gäste aus Kalifornien morgen per Limousine zugestellt werden sollen, oder ob es besser wäre, einen Botendienst zu beauftragen.« Nach einem Blick auf ihren Schreibblock fügte sie hinzu: »Die Limousinen kosten das Vierfache.«
»Limousinen«, sagte Zack.
»Limousinen«, wiederholte Julie in die Sprechmuschel.
Als sie aufgelegt hatte, sah Zack sie an, und seine Ungeduld verwandelte sich in Bewunderung. Trotz des unglaublichen Drucks, unter dem sie stand, weil die Hochzeit bereits Ende der Woche stattfinden sollte, verlor Julie doch nie die Nerven. Rachel hatte monatelang Zeit gehabt, sich auf ihre Hochzeit vorzubereiten, und eine Viertelmillion von Zacks Dollars dazu verwendet, einen Medienzirkus auf die Beine zu stellen, zu dessen Organisation ihr ein ganzes Heer von Personal, Beratern und Assistenten zur
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