Perfekt
nicht fassen, daß du das hier getan hast - vor all den Leuten. Ich weiß doch, wie sehr du Publicity verabscheust.«
Zack zog sie noch fester an sich. »Nicht diese Art von Publicity, Liebste. Die ganze verdammte Welt«, flüsterte er und beugte seinen Kopf, »hat unser Elend mitbekommen. Und jetzt sollen sie sehen, was passiert, wenn ein Gewohnheitsverbrecher und flüchtiger Sträfling einem Engel begegnet, der an ihn glaubt. Küß mich, Julie!«
Inmitten des lauten Hurrageschreis, das sich beim Anblick des engumschlungenen Paars unten erhob, grinste Bürgermeister Addleson seine Frau an und hielt Ausschau nach Ted, der jedoch direkt hinter ihm gestanden hatte. »Hat dein Vater ihn dazu gebracht, das Gelübde abzulegen?«
Teds Schultern bebten vor Lachen. »Jawoll.«
»Armer Teufel«, sagte Addleson mit einem Blick auf das sich noch immer küssende frischverlobte Paar. »Dann wird er das nicht allzulange aushalten.«
»Schätze nicht.«
»Wann ist die Hochzeit?«
»Bald. Zack hat gesagt, er will in zwei Wochen heiraten.«
»Das ist bestimmt nicht bald genug«, warf John Grayson, einer von Teds Freunden, mit wissendem Grinsen ein. Er schaute seine Frau an. »Es wird ihm Vorkommen wie zwei Jahre. Weißt du noch, Susan?«
Sie nickte und blinzelte Katherine zu. »Dein Schwiegervater ist ein wahrhaft hinterhältiger Mann.«
»Aber ein sehr kluger«, fügte Bürgermeister Addleson hinzu und räusperte sich.
»Vor unserer Hochzeit hast du da aber anders darüber gedacht, mein Lieber«, ermahnte ihn Marian Addleson.
»Zugegeben, aber in unserer Hochzeitsnacht war ich sehr wohl dieser Ansicht.«
Grayson beobachtete das engumschlungene Paar eine Zeitlang und sagte dann: »Ich nehme doch an, er kennt den Trick mit der kalten Dusche.«
83
»Julie, bitte nicht, ich halte das nicht länger aus«, murmelte Zack ein paar Abende später, löste sich widerstrebend aus ihren Armen, die sie um seinen Hals geschlungen hatte, und setzte sich auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer gerade auf. Nach zwei Tagen im Rest Your Bones Motel war Zack klargeworden, daß Julies Eltern ernstlich gekränkt waren, daß er nicht bei ihnen wohnte, und so hatte er ihre Einladung dankbar angenommen und war erleichtert aus dem Motel ausgezogen. Die Unterbringung war unvergleichlich viel besser und das Essen einfach fantastisch - aber er schlief in Julies altem Zimmer, umgeben von lauter Dingen, die ihn an sie erinnerten. Tagsüber, während sie in der Schule unterrichtete, arbeitete er in ihrem Haus - las Drehbücher, sprach mit seinen Angestellten in Kalifornien und führte lange Telefonate mit potentiellen Produzenten; kurz: er hatte Ablenkung von seiner ständig stärker werdenden sexuellen Frustration. Doch wenn Julie abends nach Hause kam, brauchte er sie nur anzusehen. Sein Verlangen nach ihr führte automatisch zu Handlungen - die wiederum unweigerlich in Frustration mündeten; und alles begann von vorn.
So angegriffen und labil war seine Selbstbeherrschung, daß er begonnen hatte, abends lieber mit Julie und ihren Freunden auszugehen, als mit ihr alleine daheim zu bleiben. Vor zwei Tagen hatten sie in der hintersten Reihe des Keatoner Kinos herumgeknutscht - weil er wußte, daß die Dinge dort nicht vollends außer Kontrolle geraten würden -, und am vorhergehenden Abend hatte er vorgeschlagen, Kegeln zu gehen - weil er wußte, daß dort überhaupt nichts passieren konnte.
Leise fluchend schob Zack Julie entschieden von sich und stand auf. »Ich hätte mich von deinem Vater nie zu diesem albernen vorehelichen Zölibat überreden lassen dürfen. Das ist archaisch, führt zu überhaupt nichts und ist außerdem kindisch! Er hat es nur getan, um mich dafür zu bestrafen, daß ich dich entführt habe. Der Mann ist schlau, und er ist ein Sadist! Das einzige Mal, wo ich mich in den letzten Tagen einigermaßen wohl gefühlt habe, war am Sonntag in der Kirche.«
Julie verbiß sich ein Lächeln und bemühte sich um Ernsthaftigkeit: »Und womit, glaubst du, hängt das zusammen?«
»Ich weiß, womit das zusammenhängt! Die Stunde in der Kirche war die einzige in der ganzen letzten Woche, in der ich keine Erektion hatte.«
Es war nicht das erste Mal, daß Zack die Abmachung erwähnte, die ihr Vater ihm abgerungen hatte, aber er reagierte derart empfindlich auf dieses Thema, daß Julie fast Angst hatte, ihm zu erzählen, daß er keineswegs das einzige, geschweige denn das erste Opfer eines solchen Handels war. Sein Stolz verhinderte, daß er viel
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