Perfekt
sorgen, daß er es tat.
Der junge Willie Jenkins schien derselben Ansicht zu sein. Als er an Zack vorbei das Spielfeld verließ, warnte er ihn mit seiner knarzenden Stimme: »Du steckst verdammt tief in der Scheiße, Zack.«
Julies Team verlor 4 zu 3. Als die Verlierer und ihre Eltern sich wie gewöhnlich nach dem Spiel zum Essen trafen, wartete Julie bereits im Restaurant auf sie. Sie fand für jeden Jungen lobende und tröstende Worte, gönnte Zack aber nicht einmal einen Blick, als er ihr etwas zu trinken anbieten wollte. Die anderen Erwachsenen schienen bereits vergessen zu haben, daß seine Entscheidung ihre Söhne um den Sieg gebracht hatte, und wollten ihm ein Bier ausgeben, nur Julie drehte ihm ostentativ den Rücken zu und konzentrierte sich ganz auf ihre Unterhaltung mit Katherine und Sara Mathison sowie ein paar anderen Freundinnen.
Er stand vor der Wahl, sich entweder in aller Öffentlichkeit bei ihr zu entschuldigen, was er garantiert nicht tun würde, oder sich an die Bar zurückzuziehen, wo Ted, Carl, John Grayson und Bürgermeister Addleson standen und nach dem Spiel Pizza verzehrten. Zack entschied sich für letzteres. Als Ted ihn herüberkommen sah, drehte er sich um und stützte die Ellbogen hinter sich auf die Theke. »Das war kein kluger Zug, den du dir da beim Spiel geleistet hast, Zack«, sagte er mit einem äußerst süffisanten Grinsen.
»Ein wirklich unkluger«, pflichtete Carl ihm bei.
»Ausgesprochen unklug«, sagte auch Bürgermeister Addleson leise lachend und steckte sich eine Handvoll Erdnüsse in den Mund.
»Die Entscheidung war korrekt«, versuchte Zack sich zu rechtfertigen.
»Die Entscheidung mag korrekt gewesen sein«, meinte Addleson, »aber taktisch war es ein sehr unkluger Schachzug.«
»Zum Teufel damit«, sagte Zack, der immer wütender wurde, weil sie ihn nach wie vor ignorierte. »Wenn sie die Hitze nicht verträgt, sollte sie sich vom Feuer fernhalten!«
Aus irgendeinem Grund brachte diese banale, abgedroschene Phrase alle vier Männer zum Lachen.
Zack achtete nicht auf sie; er suchte nach einem Ventil für die Wut, die sich in ihm aufgestaut hatte, und die Erkenntnis, in was für eine absurde, würdelose und ungerechte Lage sie ihn gebracht hatte, machte seine Laune auch nicht besser. Er war fünfunddreißig Jahre alt, über hundert Millionen Dollar schwer und hatte, abgesehen von den fünf Jahren Gefängnis, sein Leben in den besten Restaurants, den vornehmsten Hotels und immer in Gesellschaft talentierter und berühmter Leute verbracht. Wie tief war er gesunken, daß er jetzt im drittklassigen Restaurant eines texanischen Kleinstädtchens im Stehen eine Pizza essen und darunter leiden mußte, von einer Frau ignoriert zu werden, die sich eigentlich geehrt fühlen sollte, daß er sie heiraten wollte! Er hatte verdammt gute Lust, sie am Arm zu packen, aus dem Restaurant zu führen, ihr zu sagen, was Sache war, und dann mit ihr ins Bett zu gehen, wie es jedem erwachsenen Mann erlaubt sein sollte, noch dazu so kurz vor der Hochzeit. Das war kein Abkommen, das er da mit ihrem Vater getroffen hatte, es war nichts anderes als die bösartige, hinterhältige Rache eines arroganten, hinterlistigen Pfaffen ...
Zack stieß sich von der Bar ab.
Da landete die Hand von Bürgermeister Addleson mit festem Griff auf seiner Schulter, und er sagte mit väterlicher Stimme: »Nehmen Sie den Rat eines Mannes an, der dasselbe ausgestanden hat, was Sie gerade durchmachen: Tun Sie's nicht.«
»Was?« schnappte Zack.
Ted lehnte sich vor und grinste Zack an. »Bestell dir was Kaltes zu trinken, iß einen Hamburger, fahr dann heim und nimm zum x-tenmal eine kalte Dusche. Eines Tages wirst du daran zurückdenken und darüber lachen.«
»Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon ihr redet.«
»Wir reden von dem, was in ganz Keaton allgemein als die Mathisonsche Methode vorehelichen Elends bekannt ist«, erklärte Ted milde. »Es ist die wohlmeinende Art meines Vaters, die Spannung und das ungeduldige Warten auf die Hochzeitsnacht wiederherzustellen, wie sie früher üblich waren; er ist nämlich der Ansicht, daß die jungen Paare von heute diesen Zauber überhaupt nicht mehr empfinden, wenn sie alles schon vorweggenommen haben.«
Zack wurde noch wütender, weil er fälschlicherweise annahm, daß Julies Vater tatsächlich der ganzen Stadt erzählt hatte, welche Strafe er Zack für die Entführung seiner Tochter auferlegt hatte. »Was soll das?« fragte er ungnädig.
John Grayson
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