Perfekt
hörte die Frage und lehnte sich zu ihnen herüber. »Er wird bereits taub«, sagte er und fügte anzüglich hinzu: »Ihr wißt doch, woher das kommt?«
Ted nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Nein, davon wird man blind, nicht taub.«
»Wovon redet ihr, verdammt noch mal?«
»Wir reden über dich, mein Freund«, antwortete Ted. »Es ist nämlich nicht Julie, die die >Hitze< nicht vertragen kann, sondern du. Bei uns war es genauso. Die Hälfte der Männer in dieser Stadt haben sich auf denselben Handel eingelassen wie du, und die meisten von uns - eben die, die sich daran gehalten haben -, fingen früher oder später einen handfesten Krach mit ihrer Zukünftigen an.«
Zacks Wut und Frustration lösten sich mit einemmal in Luft auf, als er mit ungläubigem Staunen die Absurdität des Gehörten realisierte.
»Erzählen Sie's ihm, Bürgermeister«, forderte Ted den älteren Mann auf.
»Es ist die Hölle. Ich bin zehn Jahre älter als Sie, und ich hätte mir nie vorstellen können, wie es ist, etwas unter anderem deshalb so verzweifelt zu wollen, weil man versprochen hat, für eine Weile darauf zu verzichten. Die Frauen nimmt es schon auch mit, junger Freund, aber ich persönlich bin der Ansicht, daß ihre Ungeduld durch die heimliche Freude gemildert wird, dabei zuzusehen, wie ihre zukünftigen Ehemänner vor Verlangen nach ihnen fast verrückt werden. Der letzte Teil über die Frauen«, fügte er grinsend hinzu, »ist aber nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern nur die Ableitung einer Theorie, die seinerzeit mein Soziologieprofessor entwickelt hat. Wo sind Sie übrigens aufs College gegangen? Sie sehen aus wie ein Yankee, aber der Akzent stimmt nicht ganz.«
Noch immer hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Ärger über die »Mathisonsche Methode«, zögerte Zack, doch dann begriff er, daß Addleson sein möglichstes tat, die Situation zu entschärfen. Er blickte Julies hübsches Profil an und überdachte die im Grunde wirklich witzige Tatsache, daß die meisten anderen Männer im Raum seine sexuelle Frustration hervorragend nachvollziehen konnten. Mit einem irritierten Seufzer kapitulierte er. »USC.«
»In Los Angeles also. Und was war Ihr Hauptfach?«
»Finanzwissenschaft und Film.«
»Zwei Hauptfächer?«
Zack nickte, doch sein Blick ruhte auf Julie, und er war trotz allem noch nicht bereit, sich ein zweites Mal in aller Öffentlichkeit eine Blöße zu geben, denn schließlich entbehrte ihr Ärger auf ihn tatsächlich jeder Berechtigung.
Am anderen Ende der Bar stellte Ed Sandeil einen abgewetzten Cowboystiefel auf seinen Stuhl und rieb sich den sonnenverbrannten Nacken mit dem Taschentuch. Dann sah er den Rancher an, der ihm gegenüberstand. »Meine Schwester Holly hat Benedict am Sonntag in der Kirche gesehen«, sagte er und deutete mit dem Kopf in Zacks Richtung, der neben der Musicbox stand. »Sie sagt, er ist nett.«
»Er ist ein Schwächling«, erklärte Jake Barton und schob sich den Hut in den Nacken. »Diese Hollywood-Typen sind doch alle Waschlappen.«
»Der nicht«, widersprach Martin Laughlin. »Ich meine, dieser Kerl war fünf Jahre im Knast.«
»Na und? Ist trotzdem ein Schwächling. Schaut euch bloß seine Jeans an. Bestimmt von irgend so einem De-sig-ner; fehlen bloß noch die Bügelfalten.«
»Was soll das, Jake?« argumentierte Laughlin. »Er war nicht nur fünf Jahre im Kittchen, er hatte auch genug Mumm zum Fliehen.«
»Und er wurde wieder erwischt. Er ist und bleibt ein Waschlappen«, verkündete Jake kategorisch.
Ed Sandeil winkte der Bedienung und sagte langsam: »Er war heute Schiedsrichter bei dem Spiel gegen Perseville. Julie Mathison hat sich wegen einer Entscheidung mit ihm angelegt, und er hat sie vom Platz verwiesen.«
Jake Barton blickte auf. »Echt?«
»Jawoll!«
Seine Miene spiegelte wachsenden Respekt, und er sah sich suchend nach Zack Benedict um. Dann winkte er der Bedienung. »Tracy«, sagte er grinsend, »bringen Sie Mr. Benedict einen Drink, und setzen Sie ihn auf meine Rechnung.«
Von der anderen Seite des Lokals aus warf Julie einen heimlichen Blick auf Zack. Er ertappte sie dabei und erwiderte ihren Blick gelassen. Abwartend. Der letzte Rest verbliebenen Ärgers versiegte in Julie. Sie liebte ihn so sehr, und sie hatten soviel durchgemacht. Heute abend war sie im Unrecht, und sie wußte es. Sie wünschte, sie hätte nicht so lange gewartet, sondern wäre gleich auf ihn zugegangen, als er das Lokal betrat. Dann hätte sie jetzt nicht ihren
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