Perfekt
jemals zuvor in meinem Leben.«
84
Zwei Tage vor der Hochzeit saß Zack in ein Drehbuch vertieft an Mr. Mathisons Schreibtisch, als Mary Mathison hereinkam. Er blickte auf.
»Zack, mein Lieber«, sagte sie und wirkte ein wenig besorgt, als sie einen Teller mit noch ofenwarmen Plätzchen auf den Schreibtisch stellte, »dürfte ich dich um einen riesengroßen Gefallen bitten?«
»Natürlich«, sagte er und streckte die Hand nach dem Teller aus.
»Verdirb dir nicht den Appetit, iß nicht zuviel davon«, warnte sie.
»Keine Sorge«, versprach er mit jungenhaftem Grinsen. In den knapp zwei Wochen, die er jetzt bei ihnen wohnte, hatte Zack seine zukünftigen Schwiegereltern aufrichtig ins Herz geschlossen. Sie waren genau die Eltern, die er niemals gehabt, sich aber immer gewünscht hatte; ihr Heim war mit dem Lachen und der Liebe erfüllt, die in seinem eigenen Elternhaus immer gefehlt hatten. Jim Mathison war ein intelligenter, freundlicher Mann. Er blieb abends lange auf, um Zack besser kennenzulernen, spielte mit ihm Schach und erzählte ihm wunderbare Geschichten aus Julies und Teds Kinderzeit. Zack behandelte er wie einen Adoptivsohn, warnte ihn davor, zuviel Geld auszugeben, und riet ihm ernsthaft, keine Filme zu machen, die erst ab achtzehn freigegeben würden. Mary Mathison bemutterte Zack, schalt ihn, daß er zuviel arbeite, und schickte ihn in die Stadt, um Besorgungen zu machen, als sei er ihr eigener Sohn. Zack, der selten genug in seinem Leben eine Metzgerei oder eine Reinigung betreten hatte, war ebenso nervös wie gerührt, als er einen Einkaufszettel in die Hand gedrückt bekam und losgeschickt wurde. Auch war es eine völlig neue Erfahrung für ihn, daß die Geschäftsinhaber ihn anlächelten und sich nach seiner neuen Familie erkundigten. »Wie wird Mary bloß mit den ganzen Hochzeitsvorbereitungen fertig?« fragte der Metzger, während er Zack ein Hähnchen einpackte. »Sie paßt doch hoffentlich auf ihren Blutdruck auf.«
Der Besitzer der Reinigung reichte Zack einen Armvoll strahlend weißer Tischtücher. »Kostet nichts«, sagte er. »Wir möchten alle einen Teil zu der Hochzeit beitragen. Sie heiraten in eine großartige Familie hinein, Mr. Benedict.«
»Die beste, die es gibt«, korrigierte Zack, und das war auch seine ehrliche Meinung.
Als er jetzt die Sorge bemerkte, die Mary Mathison vergeblich zu verbergen suchte, während sie ihre Schürze glattstrich und ihn ansah, fühlte er sich beunruhigt. »Was für einen Gefallen meinst du denn?« hakte er vorsichtig nach und fügte scherzhaft hinzu: »Wenn ich wie gestern wieder Zwiebel schälen soll, kostet dich das eine extra Portion Plätzchen.«
Sie setzte sich auf die Kante eines Stuhls. »Nein, es ist etwas ganz anderes. Ich brauche einen Rat - oder vielmehr moralische Unterstützung.«
»Weswegen?« fragte Zack, bereit, ihr in jeder Hinsicht zu helfen.
»Wegen etwas, das Julie getan hat und wozu ich ihr zugeredet habe. Ich möchte dir eine rein hypothetische Frage stellen und deine Meinung hören - als Mann.«
Zack lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schenkte ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Schieß los.«
»Also, sagen wir einmal, ein Mann - mein Mann zum Beispiel ...«, Zack kam augenblicklich zu dem Schluß, daß der zur Diskussion stehende Mann definitiv Jim Mathison war, »nehmen wir also an, er hätte eine ältere Verwandte, mit der er schon seit langem zerstritten wäre, und ich wüßte mit absoluter Sicherheit, daß dieser älteren Verwandten sehr viel daran läge, sich mit ihm zu versöhnen, bevor es zu spät ist. Wenn wir - Julie und ich - also wüßten, daß Julies Hochzeit wahrscheinlich die letzte - und beste - Gelegenheit dafür böte, wäre es dann deiner Meinung nach richtig oder verkehrt, wenn wir diese Verwandte einladen würden, ohne es ihm zu sagen?«
Zack unterdrückte den gar nicht netten, aber durchaus amüsanten Gedanken, daß dies möglicherweise eine hervorragende Gelegenheit wäre, seinem Schwiegervater jene gräßliche, unerträgliche Abmachung heimzuzahlen. Allerdings hielt er den Plan, den Julie und Mrs. Mathison da ausgeheckt hatten, für nicht besonders clever und wollte ihr das gerade sagen, als sie voller Sanftmut hinzufügte: »Das Problem ist, daß wir es bereits getan haben.«
»Ich verstehe«, sagte Zack und lächelte. »In dem Fall bleibt wohl nichts weiter übrig, als abzuwarten und das Beste zu hoffen.«
Sie nickte, stand auf und band sich ihre Schürze neu. »Genau das haben wir
Weitere Kostenlose Bücher