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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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... das. Ich habe einen saudummen Fehler gemacht, und Onkel Enrico dachte, ich hätte eine Lektion verdient.«
    Das klang so verdrossen, daß Zack aufblickte. »Warum?«
    »Weil eines der Autos, die ich beim letztenmal gestohlen habe, ihm gehört hat.«
    »Dann kannst du von Glück sagen, daß du noch am Leben bist.«
    »Genau das hat er auch gesagt.«
    Zacks Lachen klang angespannt.
    »Aber er kommt garantiert zu Ginas Hochzeit. Ich wünschte wirklich, ich könnte auch dort sein.« Dann wechselte er das Thema: »Wie gut, daß Hadley es mag, daß die Leute dich erkennen, wenn du ihn rumfährst. Müßtest du deine Haare genauso kurz tragen wie die anderen Häftlinge, würdest du bestimmt viel eher auffallen. Die paar Zentimeter Haare könnten dir ...«
    Die beiden Männer fuhren hoch, als ein weiterer Vertrauenshäftling den Duschraum betrat. »Mach, daß du weiterkommst, Sandini«, knurrte er. »Und du auch, Benedict. Der Gefängnisdirektor will in fünf Minuten losfahren.«

15
    »'n Morgen, Benedict«, sagte Hadley, als Zack an die Tür des Hauses klopfte, in dem der Gefängnisdirektor wohnte und das nicht weit vom Tor des Gefängnishofes entfernt lag. »Sie sehen genauso grimmig und unfreundlich aus wie immer. Bevor wir losfahren«, fügte er hinzu, »führen Sie Hitler im Hof Gassi.« Während er dies sagte, drückte er Zack eine Leine in die Hand, die am Halsband eines großen Dobermannes festgemacht war.
    »Ich bin nicht Ihr gottverdammter Butler«, schnappte Zack, und auf Hadleys Gesicht machte sich ein sarkastisches Lächeln breit. »So, Sie haben mein Wohlwollen und die Freiheiten einer Vertrauensposition also satt? Haben wohl Lust, etwas Zeit in meinem Konferenzraum zu verbringen, was, Benedict?«
    Zack hätte sich ohrfeigen mögen dafür, daß er seinen Haß so deutlich hatte durchblicken lassen, und das gerade heute, wo so viel auf dem Spiel stand. Er zuckte die Schultern und nahm die Leine. »Nicht besonders.« Hadley war nur einen Meter fünfundsechzig groß, besaß aber ein ausgeprägtes Ego. Hinter seinen weltmännischen Manieren verbarg sich ein bösartiger, psychopathischer Sadismus, der allgemein bekannt war - außer, offensichtlich, den zuständigen Behörden, die von der hohen Todesfallquote in seinem Gefängnis, die offiziell auf »Streitigkeiten zwischen Häftlingen« und »Fluchtversuche« zurückgeführt wurde, entweder nichts wußten oder nichts wissen wollten. Der »Konferenzraum« war die interne Bezeichnung für einen schalldichten Raum gleich neben Hadleys Büro. Häftlinge, die sein Mißfallen erregt hatten und dorthin gebracht werden sollten, wußten, warum sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehrten. Wer diesen Raum wieder verließ, kam entweder in Einzelhaft, auf die Krankenstation oder in die Leichenhalle. Hadley empfand ein sadistisches Vergnügen dabei, Menschen zu quälen. Und eigentlich war es auch viel weniger Zack gutes Benehmen, das ihm die Vertrauensposition eingebracht hatte, als vielmehr Hadleys übertriebenes Ego. Der kleine Gefängnisdirektor zog große Befriedigung daraus, Zachary Benedict zur ständigen Verfügung zu haben, ihn ganz nach Lust und Laune herumkommandieren zu können. Welche Ironie des Schicksals, dachte Zack, daß ausgerechnet Hadleys Selbstwertgefühl ihm den Weg in die Freiheit ermöglichen würde.
    Er wollte gerade um die Hausecke biegen, als Hadley hinter ihm herrief: »Benedict, vergessen Sie nicht, hinter Hitler sauberzumachen.«
    Zack hielt inne, zerrte den knurrenden Hund mit sich und holte die Kehrichtschaufel, die Hadley neben der Haustüre aufbewahrte. Er knöpfte seine Jacke zu und blickte nach oben; es war kalt, und der Himmel wirkte bleiern. Bald würde es schneien.

16
    Wayne Hadley saß hinten im Wagen und schob die Unterlagen für seinen Vortrag in die Aktentasche. Dann lockerte er seine Krawatte, streckte die Beine von sich und stieß einen befriedigten Seufzer aus, während er auf die beiden Häftlinge blickte, die auf den Vordersitzen saßen. Sandini war ein kleiner, unbedeutender Gauner, ein magerer Spaghettifresser, ein Niemand. Er hatte nur deshalb eine Vertrauensposition, weil irgend jemand aus seiner Verwandschaft Beziehungen zu jemand im Verwaltungsapparat besaß, und dieser Jemand hatte angeordnet, daß Sandini eine Vertrauensposition erhalten solle. Sandini bot Hadley weder Unter-haltung noch Ablenkung, geschweige denn Prestige. Ihn zu quälen machte keinen Spaß. Ah, aber bei Benedict war das etwas ganz anderes. Benedict

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