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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Angst klopfendem Herzen überquerte er die Court Street, ohne auf das Ampelsignal zu warten, lief zwischen einem Taxi und einem Abschleppwagen durch, der abgebremst hatte, um nach rechts abzubiegen, und erblickte, wonach er gesucht hatte - ein unauffälliges schwarzes Coupe' mit Illinois-Nummernschildern, das einen halben Block entfernt am Straßenrand geparkt war. Das Auto stand noch da, obwohl er zwei Tage später kam.
    Mit gesenktem Kopf und den Händen in den Hosentaschen verlangsamte er seinen Schritt auf Normaltempo. Als er vorbei an einer roten Corvette, die an einer Zapfsäule stand, auf die Toiletten zuging, begann es richtig zu schneien. Er griff nach dem Türknauf und drehte daran. Die Tür war verschlossen! Zack widerstand der Versuchung, sich mit der Schulter gegen die Tür zu stemmen oder zu versuchen, sie einzutreten, doch er packte den Knauf und rüttelte heftig daran. Von drinnen ertönte eine ärgerliche Männerstimme: »Hey, Meister, lassen Sie die Hosen an. Ich bin ja gleich fertig.«
    Wenige Minuten später riß der Mann endlich die Toilettentür auf, blickte sich suchend um, ohne jemanden zu sehen, und ging dann zu der roten Corvette. Hinter seinem Rücken kam Zack vorsichtig aus der Deckung eines Kleinlasters, schlüpfte in die Herrentoilette und verriegelte sorgfältig die Tür von innen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem übervollen Mülleimer. Hatte man ihn in den letzten beiden Tagen geleert, war alles umsonst gewesen.
    Er packte den Eimer und drehte ihn um. Papierhandtücher, leere Bierdosen - doch als er ihn erneut schüttelte, löste er eine wahre Abfallflut aus. Schließlich - von ganz unten - fielen zwei Nylonbeutel heraus und landeten mit einem beruhigenden Plumps auf dem dreckigen Linoleumboden. Mit einer Hand riß Zack den ersten Beutel auf und begann mit der anderen, seine Häftlingskluft aufzuknöpfen. Der Beutel enthielt Jeans in seiner Größe, einen schwarzen Pullover ohne besondere Merkmale, eine gefütterte Jeansjacke, Stiefel in seiner Größe und eine Piloten-Sonnenbrille. In dem anderen Beutel befand sich eine Landkarte von Colorado, auf der seine Fahrtroute rot markiert war, eine getippte Liste mit Anweisungen, wie er zu seinem Endziel - einem abgelegenen Haus hoch in den Colorado Mountains - finden würde, zwei dicke braune Briefkuverts, eine 45er Automatic, eine Schachtel mit Munition, ein Klappmesser und ein Autoschlüssel, der, wie er wußte, für das schwarze Coupe passen würde, das auf der anderen Straßenseite geparkt war. Das Klappmesser überraschte ihn. Offenbar glaubte Sandini, ein gutgekleideter geflohener Häftling bräuchte so etwas.
    Im Geiste die wertvollen Sekunden zählend, riß Zack sich die Kleider vom Leib, zog die neuen an und stopfte dann die alten in eine der Nylontaschen. Dann räumte er den restlichen Müll wieder zurück in den Abfalleimer. Es war wichtig für seine zukünftige Sicherheit, daß er verschwand, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, die darauf hinwiesen, wie er seine Flucht organisiert hatte. Er öffnete die dicken Umschläge und überprüfte den Inhalt: Der erste enthielt 25 000 Dollar in kleinen Scheinen und einen Reisepaß auf den Namen Alan Aldrich. Im zweiten befanden sich eine Reihe verschiedener bereits bezahlter Flugtickets; einige waren auf den Namen Alan Aldrich ausgestellt, die übrigen auf andere Namen - für den Fall, daß die Behörden von diesem Decknamen irgendwie Wind bekamen. Sein Gesicht auf einem Flughafen zu zeigen, bedeutete ein Risiko, das Zack nach Möglichkeit vermeiden wollte, bis sich die Lage etwas beruhigt hatte. Im Augenblick setzte er seine Hoffnungen vor allem auf einen Plan, den er sich in der Zelle ausgedacht und von dort aus auch organisiert hatte - mit Hilfe von Sandinis teuren Kontakten: Jemand, den man für Zack halten konnte, wurde dafür bezahlt, daß er in einem Hotelzimmer in Detroit auf einen Anruf wartete. Sobald er ihn erhalten hatte, würde er unter dem Namen Benedict Jones ein Auto mieten und damit später am Abend bei Windsor die Grenze nach Kanada überqueren.
    Wenn die Polizei auf den Schwindel hereinfiel, würde sich die Menschenjagd, die seine Flucht sicherlich auslösen würde, vorwiegend auf Kanada konzentrieren und Zack die Möglichkeit geben, sich nach Mexiko abzusetzen und, sobald sich die Lage weiter beruhigt hatte, von dort aus weiter nach Südamerika.
    Tief in seinem Inneren hegte Zack allerdings Zweifel, ob dieses Ablenkungsmanöver viel bewirken würde, und er

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