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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die beiden alten Damen immer noch bemerkenswert ähnlich, und ihre lebenslange Angewohnheit, sich immer identisch anzuziehen, verstärkte dies noch zusätzlich. Damit jedoch waren die Ähnlichkeiten auch schon erschöpft, denn Flossie Eldridge war etwas mollig, liebenswert, sanftmütig und fröhlich, ihre Schwester dagegen dürr, mürrisch, herrschsüchtig und neugierig. Es ging das Gerücht, daß Miß Flossie in jungen Jahren in Herman Henkleman verliebt gewesen sei, daß Miß Ada aber das junge Glück zerstört hätte, indem sie ihre unterwürfige Schwester davon überzeugte, daß Herman, der einige Jahre jünger war als sie, nur an Flossies bescheidenem Erbteil interessiert wäre und daß er alles versaufen und Flossie zum Gespött der ganzen Stadt machen würde.
    »Was für ein herrlicher Morgen«, fügte Miß Flossie hinzu und zog ihren Schal enger um die Schultern, um sich gegen die frische Januarluft zu schützen. »Diese milden Tage, die wir zwischendurch immer wieder haben, machen den Winter doch wirklich kürzer und erträglicher, nicht wahr, Julie?«
    Bevor Julie Gelegenheit hatte, zu antworten, kam Ada Eldridge ohne Umschweife auf den Punkt zu sprechen, dem ihr ganzes Interesse galt: »Fahren Sie weg, Julie? Sie sind doch erst vor ein paar Wochen unterwegs gewesen?«
    »Ich bleibe nur zwei Tage fort.«
    »Wieder geschäftlich, oder ist es diesmal zum Vergnügen?« Ada ließ nicht locker.
    »Eher geschäftlich.« Ada hob die Brauen, um auszudrücken, daß sie zusätzliche Informationen wünsche, und Julie gab nach, weil sie nicht unhöflich erscheinen wollte. »Ich fahre rauf nach Amarillo, um jemanden zu treffen, der uns hoffentlich eine größere Summe für Lehrmittel zur Verfügung stellt.«
    Ada nickte und verdaute die neugewonnene Information. »Ich habe gehört, daß Ihr Bruder Schwierigkeiten hat, Bürgermeister Addlesons Haus rechtzeitig fertigzubekommen. Er hätte eben nicht Herman Henkleman einstellen sollen. Der Mann ist ein absoluter Taugenichts.«
    Julie unterdrückte den Wunsch, einen Blick auf Miß Flossie zu werfen, um zu sehen, wie sie auf diese Beleidigung ihres angeblichen ehemaligen Liebsten reagierte, und sagte statt dessen zu Ada: »Carl ist der beste Bauunternehmer der Gegend, und deshalb hat Bürgermeister Addlesons Architekt ihn auch ausgewählt. Dieser Bau ist kein Fertighaus. Alles muß extra angefertigt werden, und das braucht seine Zeit.« Ada öffnete den Mund und wollte mit der Befragung fortfahren, doch diesmal kam Julie ihr zuvor, indem sie auf ihre Armbanduhr blickte und rasch sagte: »Jetzt muß ich aber wirklich los. Es ist eine lange Fahrt nach Amarillo. Wiedersehn, Miß Flossie, Miß Ada.«
    »Fahren Sie vorsichtig«, ermahnte sie Miß Flossie. »Ich habe gehört, daß morgen oder übermorgen eine Kaltfront hier durchkommt. Oben im Norden haben sie bereits jetzt viel Schnee. Passen Sie bloß auf, daß Sie nicht in einen Blizzard geraten.«
    Julie lächelte die mollige alte Dame liebevoll an. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Carls Geländewagen. Außerdem sagt der Wetterbericht, daß es dort oben nicht unbedingt schneien wird.«
    Die beiden Zwillinge schauten zu, wie Julie den Blazer aus der Einfahrt manövrierte, dann seufzte Flossie leise und etwas wehmütig. »Julie führt so ein abenteuerliches Leben. Letzten Sommer war sie mit den ganzen Lehrern in Paris, und das Jahr davor am Grand Canyon. Ich sage dir, sie ist immer unterwegs.«
    »Genau wie ein Landstreicher.« Adas Stimme klang eisig. »Wenn du mich fragst, dann sollte sie lieber daheim bleiben und diesen Hilfspfarrer heiraten, solange sie noch die Chance dazu hat. Er scheint wirklich vernarrt in sie zu sein.«
    Anstatt sich auf eine Auseinandersetzung mit ihrer starrköpfigen Zwillingsschwester einzulassen, tat Flossie das, was sie in solchen Fällen immer tat: Sie wechselte das Thema. »Der Reverend und Mrs. Mathison haben wirklich allen Grund, stolz auf ihre Kinder zu sein.«
    »Das wird sich schnell ändern, wenn sie herausfinden, daß ihr Ted die halbe Nacht bei dem Mädchen war, mit dem er jetzt immer herumzieht. Irma Bauder hat erzählt, daß sie seinen Wagen vorgestern erst gegen vier Uhr früh hat wegfahren hören!«
    Flossie bekam einen verträumten Gesichtsausdruck. »Oh, Ada, die beiden haben sich bestimmt eine Menge zu erzählen. Ich wette, sie sind verliebt ineinander!«
    »Sie sind scharf aufeinander!« schnappte Ada. »Und du bist immer noch so verstiegen romantisch wie deine Mutter. Das

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