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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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bezweifelte sogar, daß es ihm gelingen könnte, auch nur sein nächstes Versteck zu erreichen, ohne vorher getötet zu werden. Doch im Augenblick zählte nur, daß er - zumindest kurzzeitig - frei und so gut wie auf dem Weg zur Grenze Texas-Oklahoma war, die neunzig Meilen nördlich von hier lag. Wenn er erst einmal so weit gekommen war, bestanden gute Chancen, daß er es auch noch über das kurze Stück des Staatsgebiets von Oklahoma bis hin zur Grenze nach Colorado schaffte. Und in Colorado, irgendwo hoch in den Bergen, lag sein erstes Ziel - ein abgelegenes Haus inmitten von Wäldern, das er, so war ihm schon vor langer Zeit versichert worden, jederzeit als »Versteck« benutzen konnte.
    Sobald er einmal dort war, würde er nurmehr seine Ungeduld zügeln und so lange abwarten müssen, bis die erste Aufregung, die seine Flucht verursachen würde, abgeklungen war, um dann die zweite Stufe seines Planes in Angriff zu nehmen.
    Er griff nach der Pistole, lud Patronen in das Magazin, überprüfte den Sicherheitshebel und steckte die Waffe zusammen mit einer Handvoll Zwanzig-Dollar-Noten in die Jackentasche. Dann nahm er die Nylonbeutel und die Autoschlüssel und öffnete die Tür. Klar, er würde es schaffen.
    Er ging um das Gebäude herum und auf die Straße in Richtung auf sein Auto - und erstarrte mitten in der Bewegung, traute seinen eigenen Augen nicht: Der Abschleppwagen, an dem er vor wenigen Minuten auf seinem Weg zur Tankstelle vorbeigekommen war, fuhr gerade an. Er schleppte ein schwarzes Coupe' mit Kennzeichen des Bundesstaates Illinois ab.
    Einige Sekunden lang stand Zack wie gelähmt und beobachtete, wie der Wagen sich im Verkehr entfernte. Hinter sich hörte er, wie ein Tankwart einem anderen zurief: »Hab' ich dir nicht gleich gesagt, daß das Auto abgeschleppt werden muß? Es steht jetzt schon über drei Tage da.«
    Die Stimmen rissen Zack aus seiner Erstarrung. Er konnte jetzt entweder zurück in die Herrentoilette, wieder in die Häftlingskleidung schlüpfen, alles rückgängig machen und auf ein anderes Mal verschieben, oder aber er mußte improvisieren. Doch im Grunde hatte er gar keine Wahl. Keinesfalls wollte er zurück ins Gefängnis. Lieber wäre er tot. Sobald er sich das klargemacht hatte, tat er das einzige, woran jetzt zu denken war - er beeilte sich, zu der Kreuzung zu kommen und die Stadt auf dem schnellsten Wege zu verlassen. Ein Bus kam die Straße entlang. Zack schnappte sich eine Zeitung aus einem Papierkorb, winkte dem Busfahrer und stieg ein. Die Zeitung dicht vors Gesicht haltend, so als sei er in einen außergewöhnlich spannenden Artikel vertieft, bahnte er sich seinen Weg vorbei an einer Horde College-Studenten, die das nächste Football-Spiel erörterten, bis zum hinteren Ende des Busses. Zwanzig Minuten lang schob sich der Bus mit nervenaufreibender Langsamkeit durch den Verkehr. Dieselqualm ausstoßend und Fahrgäste ein- und ausladend, hielt er an fast jeder Querstraße. Dann bog er rechts auf einen Highway ab, der zur Interstate-Autobahn führte. Als die Autobahn endlich in Sichtweite war, befanden sich nur noch ein halbes Dutzend College-Studenten im Bus, die sämtlich aufstanden, sobald ihr augenscheinliches Lieblingslokal, ein Rasthaus, in Sicht kam.
    Zack blieb nichts anderes übrig, als mit ihnen zusammen durch die hintere Tür auszusteigen und in Richtung auf die Autobahneinfahrt zu marschieren, die, wie er wußte, eine halbe Meile entfernt lag. Trampen war jetzt seine einzige Chance, und diese Chance würde maximal eine halbe Stunde lang bestehen. Sobald Hadley bemerkte, daß er weg war, würde jeder Polizist im Umkreis von fünfzig Meilen nach ihm suchen. Und Tramper würde die Polizei ganz besonders genau unter die Lupe nehmen.
    Schneeflocken klebten in seinem Haar und stoben um seine Füße, während er den Kopf gegen den Wind beugte. Mehrere Lastwagen fuhren an ihm vorbei, doch die Fahrer ignorierten seinen Daumen, und er kämpfte schwer gegen seine aufsteigende Panik an. Auf dem Highway herrschte dichter Verkehr, aber offensichtlich hatten es alle eilig, nach Hause bzw. an ihren Bestimmungsort zu kommen, bevor der Schneesturm endgültig losbrach. An der Kreuzung vor ihm befand sich eine altmodische Raststätte, auf deren weitläufigem Parkplatz nur zwei Wagen standen - ein blauer Chevy Blazer und ein brauner Combi. Die Nylontaschen über der Schulter, ging er die Zufahrt hinauf, und als er an der Raststätte vorbeikam, warf er durch die großen Fenster vorsichtig

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