Perlen und Diamanten fuer Dich
gehen. „Ach ja, der liebe Emilio. Weißt du eigentlich, dass er bi ist?"
Das war nicht nur unwahr, sondern auch im höchsten Maße unhöflich. „Deine Behauptung ist eine Frechheit. Emilio hätte durchaus das Recht, dich deswegen zu verklagen."
„Interessant, wie sehr du ihn verteidigst. Ihr habt doch nicht..."
Jetzt war Michelle mit ihrer Geduld am Ende. „Jeremy, du bist ein absolutes ..."
„Hallo, Michelle."
Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie die ihr nur zu vertraute Stimme hörte. Wie viel hatte Nikos Alessandros mit ge hört?
Betont langsam drehte sie sich zu ihm um.
„Guten Abend, Nikos."
Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihr schon besitzergreifend den Arm um die Taille gelegt.
Äußerlich war ihm nichts anzumerken, aber als er sich Jeremy zuwandte, blickten seine Augen kalt wie Eis.
„Jeremy." Ein knappes, beinahe unhöfliches Kopfnicken. „Gibt es ein Problem, Michelle?"
Sie hätte am liebsten laut geschrien. Was für eine Frage! Natürlich hatte sie ein Problem.
Eigentlich sogar zwei. Einmal Jeremy und sein unmögliches Verhalten. Und dann die Tatsache, dass er, Nikos, hier einfach so auftauchte und alles durcheinander brachte.
„Bitte entschuldigt mich. Ich muss mich jetzt wirklich um meine Gäste kümmern."
Sie wandte sich ab, aber Nikos dachte gar nicht daran, sie loszulassen, und folgte ihr.
„Was, zur Hölle, hast du dir dabei gedacht?" flüsterte sie ihm wütend zu, als sie sicher war, dass Jeremy sie nicht mehr hören konnte.
„Ich habe dich gerettet."
„Das war nicht nötig."
„Bist du dir da sicher?"
„Das ist doch wohl..."
„Spar dir deine Empörung für eine passendere Gelegenheit auf."
„Warum bist du gekommen?" fragte sie verzweifelt. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich keinen Wert darauf lege, dich jemals wieder zu sehen."
„Ich konnte deinen Eltern einfach nicht widerstehen. Sie haben mir die Einladung nur so aufgedrängt. Die Chance, dich irgendwo zu treffen, ist ohnehin sehr groß. Warum nicht gleich heute Abend?"
Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Dieser Mann war an allem schuld. Wäre er nicht gestern Abend bei den Bateson-Burrows erschienen, hätte sie sich ganz ruhig und normal mit Jeremy unterhalten können, und es wäre nie zu diesen unschönen Szenen gekommen.
Aber musste sie Nikos eigentlich nicht dankbar sein? Jeremy hatte ihr in den letzten vierundzwanzig Stunden eine Seite seiner Persönlichkeit gezeigt, die sie nie im Leben bei ihm erwartet hätte.
„Ich würde gern die Werke deines Proteges sehen. Führst du mich bitte herum?"
„Warum sollte ich das tun?" fragte sie immer noch verärgert.
Belustigt sah er sie an. „Vielleicht möchte ich ja ein Bild kaufen. Außerdem hat deine Mutter mir versichert, dass du einen Blick für echte Talente hast."
Wusste sie eigentlich, wie wunderschön sie aussah, wenn sie wütend war?
„Das hat sie tatsächlich gesagt? Normalerweise ist sie die Letzte, die zugibt, dass ich etwas zu Stande bringen kann."
„Schade, dass du es so siehst."
Am liebsten hätte Michelle laut gelacht. Aber momentan fand sie die Machenschaften ihrer Mutter überhaupt nicht witzig.
Sie blieben vor einem der Bilder stehen, und Michelle war jetzt ganz in ihrem Element. Sie erklärte Nikos den Zusammenhang von Licht, Farbe und Stil, wies auf Brads unübliche Technik hin und verriet ihm, wie viel das Bild in fünf Jahren ihrer Meinung nach wert sein würde.
Nikos nahm den Arm von ihrer Taille, und Michelle fragte sich überrascht, warum ihr plötzlich so kalt war und sie sich so allein fühlte.
Was war nur los mit ihr? Nikos Alessandros war ein Mann, mit dem sie nichts zu tun haben wollte. Sie wusste genau, dass er sie nur unglücklich machen würde.
4. KAPITEL
„Welches gefällt dir am besten?" fragte Nikos, als sie langsam von einem Bild zum nächsten gingen.
Michelle wollte ihm schon eine unfreundliche Antwort geben, aber sie überlegte es sich in letzter Minute doch anders. „Das dort hinten. Der kleine Junge auf der Düne, der über das Meer blickt."
„Warum gerade dieses Bild?"
„Weil das Meer seine Welt ist und er gern wissen möchte, wo es endet und was sich hinter dem Horizont befindet. Wenn du dir sein Gesicht genau ansiehst, wirst du dort Aufregung und Neugier entdecken. Und er hat Angst. Er möchte es zwar verbergen, aber es gelingt ihm nicht.
Er beißt sich nämlich auf die Lippe."
Für Michelle war es nicht nur ein Bild, für sie war es das Leben schlechthin. Ein Leben voller
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