Perlen und Diamanten fuer Dich
die verging, wurde Michelle trauriger. Das Wochenende war so wundervoll gewesen, schade, dass es schon fast vorbei war. Und der Gedanke an Jeremy, der vielleicht schon wieder auf sie wartete, trug nicht gerade dazu bei, dass sie fröhlich nach Hause flog.
„Ich möchte mich bei dir bedanken", sagte sie leise, als sie im Flughafengebäude vor dem Laufband auf das Gepäck warteten. „Es war ein sehr schönes Wochenende."
Nikos bemerkte ihren unglücklichen Gesichtsausdruck und erriet sofort den Grund.
Seine Miene verfinsterte sich. Jeremy war unberechenbar. Seine Eltern hingegen waren es nicht. Sie würden alles tun, um die Sache unter den Tisch zu kehren.
In der letzten Woche hatte Nikos seine geschäftlichen Verpflichtungen auf ein Minimum reduziert und es vorgezogen, nicht zu seinem Büro in Southport zu fahren, sondern in seiner Wohnung am Computer zu arbeiten, der mit seiner Firma vernetzt war.
Nikos entdeckte ihr Gepäck und nahm es vom Laufband. Kurz darauf saßen sie im Auto und fuhren nach Hause.
„Könnte ich bitte kurz telefonieren?" fragte Michelle, als sie das Penthouse betraten.
„Natürlich. Ich muss noch eine Stunde arbeiten. Wenn du mich brauchst, ich bin im Arbeitszimmer."
Michelle rief erst ihre Mutter und dann Emilio an. Danach ging sie ins Schlafzimmer und packte die Reisetasche aus.
Michelle fuhr am nächsten Morgen schon sehr früh zur Galerie, und bis zur Mittagspause war es ihr gelungen, das restliche Chaos im Büro zu beseitigen. Ihr Mittagessen bestand aus einem schnell am Schreibtisch verzehrten Sandwich.
Ihr Vater hatte wichtige Geschäftsfreunde zu Besuch, und er hatte Michelle gebeten, zusammen mit Nikos an einem festlichen Abendessen im Sheraton teilzunehmen.
Kurz nach fünf betrat sie die Penthousewohnung, ging schnell unter die Dusche, schminkte sich, zog ein blaues, eng anliege ndes Abendkleid an und schlüpfte in dazu passende hochhackige Schuhe. Dann nahm sie ihre Abendhandtasche und sagte: „Ich bin fertig.
Können wir los?"
„Bevor wir gehen, muss ich dir noch etwas sagen", erwiderte Nikos ernst.
Michelles Lächeln verschwand. „Schlechte Nachrichten?"
„Jeremy und seine Eltern haben heute Morgen das Land verlassen. Ihr Haus steht zum Verkauf, und Emersons Bank ist geschlossen."
„Wirklich?" fragte Michelle völlig überrascht. Als Nikos nickte, hätte Michelle vor Freude am liebsten die ganze Welt umarmt. „Mir fällt ein Stein vom Herzen!"
„Wie ich hörte, wollen sie sich auf Mallorca niederlassen."
Es war vorbei! Michelle konnte es kaum glauben. Es gab keinen Grund mehr, Angst zu haben und bei jedem Klingeln des Telefons erschrocken zusammenzuzucken. Sie konnte wieder ihr eigenes Leben führen, sie konnte wieder in ihre Wohnung zurück ...
Und plötzlich ging ihr auf, was Jeremys überstürzte Flucht wirklich für sie bedeutete. Nikos brauchte sie jetzt nic ht mehr zu schützen. Und das wiederum hieß - ja, was eigentlich? Sollte sie sich bedanken und aus seinem Leben verschwinden? Würde er sie so einfach gehen lassen?
„Das Verschwinden von Jeremy und seinen Eltern hat sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, und natürlich spekuliert jetzt jeder über die Gründe. Ich wollte, dass du es von mir erfährst und nicht von irgendeinem anderen, der dir weiß der Teufel was für eine verrückte Geschichte auftischt."
„Danke", flüsterte Michelle.
Nikos bemerkte genau, wie unsicher sie war und wie sie versuchte, auf Abstand zu ihm zu gehen. Am liebsten hätte er sie geschüttelt.
„Wir sollten jetzt wirklich los", sagte Michelle schließlich eine Spur zu laut. „Mein Vater legt Wert auf Pünktlichkeit."
Es war ein wunderschöner Abend. Nur hatte Michelle keinen Blick für den wolkenlosen, azurblauen Himmel.
Als Nikos vor dem Sheraton hielt, atmete Michelle tief durch und stieg aus dem Wagen.
Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Irgendwie würde es ihr gelingen, auch diesen Abend zu überstehen. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte zwang sie sich zu einer Fröhlichkeit, die nicht von Herzen kam.
Zu allem Überfluss befand sich auch Saska unter den Gästen. Einer der Geschäftspartner von Michelles Vater hatte sie eingeladen. Was auch nicht weiter erstaunlich war, denn der Mann hatte genau wie Saska zu den Gästen gehört, die ihre Eltern zu der Party letzte Woche in ihrem Haus eingeladen hatten.
Champagner auf nüchternen Magen war keine besonders gute Idee, aber Michelle war der Appetit vergangen. Nicht einmal das erlesene Büfett konnte
Weitere Kostenlose Bücher