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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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den kühlen weißen Bodenfliesen und der klassischen Musik verließ, um noch kurz bei Selfridges vorbeizuschauen, bevor sie nach Hause fuhr. Natürlich glaubte sie ihm.
    Die Zeit reichte gerade noch, um ein paar Hühnerfilets in den Backofen zu schieben, bevor die Hintertür aufflog und die Jungs hereinstürmten, wobei sie ihre Schuhe und Schulsachen über den ganzen Küchenboden verteilten.
    »Wilfred? Wo ist er? Wir wollen zu Wilfred!«
    Es gab Momente, in denen Caroline ihre Schwester hätte töten können, weil Grace ihr den Hund aufgehalst hatte, aber wie Simon sagte, verdienten sie sich damit Pluspunkte bei den Kindern, die sich schon seit Jahren einen Hund wünschten.
    »Augenblick!« Sie versuchte vergeblich, Oliver und Charlie festzuhalten, als sie an ihr vorbei zur Vorratskammer flitzten, in die sie Wilfred verbannt hatte. Bei ihrer Rückkehr vom Arzt hatte sie feststellen müssen, dass er schon wieder eines der rosa-blauen Kissen von Cath Kidston, die auf den gedrechselten Küchenstühlen lagen, angenagt hatte. »Wie war euer Mathetest?«
    »Ist ausgefallen«, rief einer der beiden. Warum muteten Lehrer den Eltern so viel Mühe zu, wenn sie ihre Drohungen nicht wahr machten? Caroline hatte am Wochenende eine Ewigkeit damit verbracht, den Jungs die Feinheiten der Neunerreihe beizubringen.
    »Und wie war dein Tag, Schatz?« Sie drehte sich um, um Scarlet in den Arm zu nehmen, aber ihre Tochter stand bereits am Herd, machte sich Toast und ignorierte ihre viel jüngeren Brüder.
    »Okay.«
    »Abendessen ist gleich fertig. Iss nicht zu viel, sonst hast du keinen Hunger mehr.«
    »Aber ich habe Kohldampf, Mum. Du kapierst das nicht. Das Essen in der Schule ist der letzte Fraß.«
    Es war, dachte Caroline, während sie den Wasserkocher anstellte, das übliche Nach-der-Schule-Ragout aus Gelächter, Tränen, Diskussionen wegen Chatten/Hausaufgaben und Streitereien zwischen Kindern. Gleich würden sie am Tisch sitzen, und Oliver würde versuchen, das Essen von Charlies Teller zu stibitzen, während sein Bruder dasselbe bei ihm versuchte. Scarlet, die eindeutig noch mehr schwarzen Eyeliner aufgetragen hatte, obwohl es in der Schule nicht erlaubt war, würde einer Freundin simsen, und Caroline würde alle bitten, sich am Tisch zu benehmen, bevor sie anschließend zu ihrem Pilates-Kurs sauste. Eine liebevolle Lärmkulisse und typische Familienszene, zu der ihr Mann viel später am Abend stoßen würde, wahrscheinlich wenn alle drei Kinder bereits im Bett lagen.
    Wie konnte sie das alles aufs Spiel setzen, indem sie seine Worte anzweifelte? Nein, dachte Caroline, während sie begann, den restlichen Rosenkohl von den Tellern der Jungs und das restliche Hühnchenfleisch vom Teller ihrer Tochter in Wilfreds Futternapf zu kratzen. Die Kinder waren zu jung, um das durchzumachen, was sie und ihre Schwester durchgemacht hatten. Kinder brauchten beide Eltern, wie sie selbst nur allzu gut wusste. Es musste alles in Ordnung sein. Außerdem war Simon einfach nicht der Typ, der fremdging.
    »Carrie!«
    Das Telefon hatte geklingelt, gerade als sie und Simon es sich in einer unerwarteten Ruhepause im Laufe des Abends gemütlich gemacht hatten. Die Jungs hatten geduscht, mehr schlecht als recht, und taten nun so, als würden sie im Bett lesen, obwohl Caroline das verräterische »Ping« des Chat-Programms hören konnte. Scarlet war in die Außenpolitik von Heinrich VIII . und in Flirt- SMS vertieft, während Simon, immer noch im Anzug (die Krawatte sparte er sich grundsätzlich, er trug stattdessen lieber ein am Hals offenes, gestärktes, maßgeschneidertes weißes Hemd von der Jermyn Street), neben ihr auf der Couch saß, den Arm um sie gelegt, und sie sich den Live-Kommentar eines ernsten Reporters vor dem Westminster-Palast in den Spätnachrichten ansahen, die kein Journalist zu verpassen wagte. Simon schaukelte vor und zurück, wie es seine Art war, wenn ihn etwas faszinierte. »Ein überaus wacher Geist«, sagte ihre Mutter früher.
    Caroline signalisierte ihrem Mann, dass sie zum Telefonieren in die Küche ging, schloss die Tür hinter sich und setzte sich an den Tisch, während sie die Füße auf das Kissen hochlegte, in das Wilfred heute Nachmittag seine Zähne gebohrt hatte.
    »Grace? Endlich! Hast du meine SMS nicht bekommen?«
    »Doch, Darling.« Ihre Schwester redete in ihrer Ich-mag-keine-dummen-Fragen -Stimme. »Aber ich war in Rom. Das hatte ich dir doch erzählt. Die Italiener sind im Moment noch unmöglicher als die

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