Perlentöchter
Warenhauskette, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch waren ein Zeichen, dass dieses Projekt gut lief.
Aber nun war ihre erste Aufgabe, wenn sie von der Schule zurückkam, mit Wilfred Gassi zu gehen. Eigentlich, wie sie Simon neulich Abend erzählt hatte, hatte sie diesen Part mittlerweile auch lieb gewonnen. Kein Wunder, dass Hundebesitzer meilenweit spazieren gingen! Es half Caroline beim Nachdenken, beruhigte sie nach der Habt-ihr-auch-eure-Hausaufgaben? -Morgenhektik. Und außerdem, dachte sie, half es ihr beim Malen. Schon erstaunlich, was man alles wahrnahm, wenn man zu Fuß unterwegs war statt mit dem Auto. Unglaublich, wie gut sie sich die Form dieses Blatts in der Hecke einprägen konnte, als sie es berührte, oder wie sich die Rinde der alten Eiche anfühlte, sodass sie einen Schritt zurücktrat, um die Beschaffenheit des Holzes ganz genau zu studieren.
Wilfred machte gute Fortschritte bei den Spaziergängen. Anfangs stand Caroline Todesängste aus, wenn sie ihn von der Leine ließ. Was, wenn er nicht zurückkam? Aber er zog und zerrte so sehr, dass sie ihn loslassen musste, wie einen Pfeil in einem Bogen. Und tatsächlich schoss Wilfred davon, sodass er innerhalb kürzester Zeit nur noch ein schwarzer Punkt am Horizont war und Caroline sich bereits ausmalte, wie sie nach Hause zurückkehrte und den Kindern und ihrer Schwester erklärte, dass sie den Hund verloren hatte. Aber dann entdeckte sie die Pfeife, die an Wilfreds Halsband befestigt gewesen war, als wäre sie eine Nachricht ihrer Großtante für den neuen Besitzer. Es war eine schmale, elegante Silberpfeife, die eher einer langen Schreibfeder ähnelte und an einem dünnen, kamelhaarfarbenen Lederband hing, das vielleicht einmal jemand am Gürtel getragen hatte. Und wenn Caroline in die Pfeife blies, kam der schwarze Punkt am Horizont tatsächlich wie ein Bumerang zu ihr zurückgeflogen, hechelnd und grinsend – ihr war vorher nicht bewusst gewesen, dass Hunde wirklich grinsen konnten!
Aber an diesem speziellen Morgen brauchte Wilfred länger für den Rückweg, wahrscheinlich wegen der vielen Kaninchen, die hier überall herumhüpften. Caroline wäre bei dem Versuch, ihn zurückzupfeifen, beinahe über ein paar Kaninchenlöcher gestolpert. Es war schon fast zehn Uhr! Falls sie nicht einen Zahn zulegte, würde sie heute überhaupt nicht zum Arbeiten kommen.
Wenn Freunde wissen wollten, wie sie zum Malen gekommen war, wie sie es ausdrückten, erklärte Caroline, dass sie früher an ihrer Schule im Norden von London immer Zuflucht im Kunstraum gesucht habe, wo sie jede Freistunde und jede Mittagspause verbrachte. Zuerst experimentierte sie mit Kohlestiften, dann mit Ölfarben, bevor sie Wasserfarben entdeckte und lernte, den Hintergrund zu »waschen« und anschließend die verschiedenen Farben darüber aufzutragen. Manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie beim Malen leise vor sich hin summte, versunken in ihrer eigenen Welt.
»Nicht schlecht«, hatte die Kunstlehrerin bewundernd gesagt, als sie Carolines ersten Versuch begutachtete: einen Baum vor einem rosaroten Abendhimmel.
»Wirklich? Mein Ururgroßvater war ein Maler, zwar kein schrecklich berühmter, aber ein paar seiner Werke hängen in der Royal Academy.« Caroline machte es verlegen, die Geschichten wiederzugeben, die ihre Mutter früher Grace und ihr erzählt hatte. »Sein Förderer war schon eher berühmt, Sir William Giles.«
»Wow!« Die Kunstlehrerin war sichtlich beeindruckt. »Dann liegt es dir vielleicht im Blut.«
Die Vorstellung jagte Caroline einen Schauder über den Rücken, und von da an war es ihr sehnlichster Wunsch, die Kunsthochschule zu besuchen, obwohl ihre Eltern geplant hatten, dass sie an der Universität studierte. Später, nachdem sie Simon auf einer Monet-Ausstellung kennengelernt hatte, die sie privat besuchte und er beruflich, verbrachte sie den größten Teil ihres Mutterschaftsurlaubs vor der Staffelei, die ihr Mann für sie in dem Schuppen hinten im Garten ihres neuen Zuhauses aufgestellt hatte, bezahlt mit Maggys Geld.
Irgendwie war es Caroline gelungen, trotz der Kinder weiterzumalen, auch wenn es zwangsläufig Zeiten gegeben hatte, in denen sich die beiden Dinge nicht vereinen ließen. Aber sie hatte es immer noch ein gutes Stück einfacher als viele ihrer Freundinnen, die studiert hatten und unter dem Druck ihrer bezahlten Arbeit permanent mit ihren Kindern herumjonglieren mussten.
Und dann, als die Jungs noch klein waren, hatte sie ihren ersten
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