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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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Franzosen. Ich rufe nur an, um zu erfahren, wie es meinem Hund geht. Du gehst doch auch genug mit ihm raus, oder? Ich habe am Flughafen ein Buch über Hundeerziehung gekauft, und darin ist ganz genau beschrieben, wie man Hunde richtig trainiert.«
    Ihre Schwester war einfach unmöglich! »Nun, vielleicht möchtest du ja am Wochenende vorbeikommen und ihn selbst trainieren.«
    »Das würde ich sehr gerne, Carrie, aber ich muss weg.«
    Schon wieder? »Du arbeitest zu viel.«
    »Eigentlich …« Graces Stimme klang fast verschämt, ein Gefühl, das sie sich normalerweise nicht erlaubte. »Also gut, ich kann es dir auch sagen. Ich habe einen Mann kennengelernt.«
    Was war neu daran? Grace lernte ständig einen Mann kennen. Gewöhnlich hielt es ein paar Monate, bis sie ihn leid war und als langweilig abstempelte.
    »Wirklich?« Caroline versuchte, interessiert zu klingen. »Wo denn?«
    »Auf der Beerdigung.«
    Auf der Beerdigung? Blitzschnell ging Caroline im Geiste alle Möglichkeiten durch. Doch bestimmt nicht dieser Kerl Mitte dreißig, der irgendein Cousin ersten Grades war, oder der ältere Mann (Grace schnupperte gerne in alle Altersklassen hinein und wieder hinaus, was Männer betraf), der sie beide ständig gefragt hatte, ob sie ganz sicher nicht doch noch eine Tasse Tee wollten und ob die induktive Höranlage nicht eine wunderbare Sache sei?
    »Ich erzähle dir nach dem Wochenende mehr.« Graces knapper Ton hielt Caroline davon ab weiterzubohren.
    »Was ist mit dem Brief?«
    »Welcher Brief?«
    »Der Begleitbrief zu der Aufwandsentschädigung für den Hund.«
    »Ach, der!« Ein klimperndes Lachen. »Das ist nur ein Telegramm mit Instruktionen für eine Wette beim Pferderennen.«
    »Tante Phoebe hat gewettet?«
    »Das Telegramm ist nicht von Phoebe, sondern von Louisa. Offenbar hatte unsere Urgroßmutter es faustdick hinter den Ohren. Das scheint sich durch die Familie zu ziehen. Ich habe übrigens herausgefunden, warum Phoebe so viele Schulden hat. Du wirst es nicht glauben!«

6
    Caroline liebte den Morgen. Nicht so sehr den ersten Teil ab viertel nach sechs, wenn sie aufstand, um die Kinder aus dem Bett zu scheuchen und die Katze zu füttern, die Wilfred bereits gezeigt hatte, wer der Chef war. Simon war ein Frühaufsteher, wenn er zur Arbeit musste (aber nicht unbedingt am Wochenende), und er hauchte ihr meist einen flüchtigen Abschiedskuss auf die Wange bevor er sich auf sein Fahrrad schwang, um in die Redaktion zu strampeln. Simon liebte das Radfahren, und er machte damit bei seinen Lesern Werbung für ein umweltbewusstes Verhalten.
    Auch mochte Caroline die Hektik nicht besonders, die entstand, damit die Jungs pünktlich aus dem Haus kamen, nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass sie genug frühstückten und ihre Sportsachen und die Hausaufgaben einpackten. Sie brachte die beiden selbst zur Schule, die glücklicherweise nur einen flotten Fußmarsch von zwanzig Minuten entfernt war. Gott sei Dank war Scarlets College mit der U-Bahn zu erreichen. Nicht zum ersten Mal kam Caroline der Gedanke, dass sie sich glücklich schätzen konnte, verglichen mit ihren Freundinnen auf dem Land, deren Kinder kilometerweit zur Schule fahren mussten. Verrückt!
    Nein, der allerbeste Teil des Morgens war die herrliche Stille, wenn sie von der Schule zurückkam, die Haustür aufschloss und in die hübsche Diele trat. Das durch die Buntglasscheibe gefärbte Sonnenlicht fächerte sich in einem Regenbogen von Blau bis Rosa auf der schmucken Holztreppe auf, die drei Stockwerke bis zum Dachgeschoss hinaufführte, das sie für die Jungs umgebaut hatten.
    Frieden. Himmlischer Frieden, abgesehen von dem leisen Rauschen des Verkehrs draußen, und als einzige Gesellschaft nur sich selbst, die Katze und natürlich Wilfred.
    Wilfred! Bevor er auf der Bildfläche erschienen war, war Caroline immer direkt zu der kleinen Hütte am Ende ihres langen, schmalen Gartens gegangen und hatte sich dort in ihren Farben verloren. Zurzeit arbeitete sie an einem Aquarell, das die Aussicht aus dem Fenster porträtierte: Es fing die Lilien ein, die sich nach und nach zu ihrer prächtigen purpurnen Größe entfalteten. Dabei schlängelten sie sich aus der Erde und tasteten sich zum Zaun auf der Rückseite vor, der das Grundstück von einer identischen Reihe geräumiger viktorianischer Altbauten auf der Parallelstraße trennte. Caroline arbeitete im Auftrag ihrer Agentin an einer neuen Grußkartenkollektion für besondere Anlässe für eine landesweite

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