Pern 02 - Die Suche der Drachen
Stuhls, den Bendarek für sie angefertigt hatte. »Diese Steinsitze sind vielleicht nach Ihrem und Mardras Geschmack, aber ich hole mir jedesmal ein kaltes Hinterteil dabei.«
T’ron lachte schallend. Er musterte die zierliche Weyrherrin so unverhohlen, daß Lessa sich vorbeugte und auf die Schrift deutete.
»Ich will Ihre kostbare Zeit nicht mit meinem Geschwätz vergeuden. Sie haben hier etwas entdeckt, das unserer Aufmerksamkeit entging?«
F’lar biß die Zähne zusammen. Wie konnte sie so eine Frage stellen? Sie wußte genau, daß er kein einziges lesbares Wort in diesen schimmeligen Aufzeichnungen übersehen hatte.
Aber er verzieh ihr, als T’ron die Haut umdrehte.
»Das Ding ist natürlich schlecht erhalten«, sagte er, und es klang, als trage F’lar die Schuld daran.
»Aber als mir Ihr Jungreiter die böse Nachricht überbrachte, entsann ich mich einer Schrift, in der von einem völlig rege l-widrigen Fädeneinfall die Rede war. Mit ein Grund, weshalb wir uns nie die Mühe machten, ein Zeitschema aufzustellen.«
F’lar wollte schon fragen, weshalb niemand es der Mühe wert gefunden hatte, diese kleine Tatsache zu erwähnen, aber er schwieg, als er Lessas warnenden Blick auffing.
»Da, der Satz ist unvollständig, aber wenn sie unvorhergesehene Verschiebungen einsetzen, bekommt er Sinn.«
Lessa sah bewundernd zu ihm auf.
»Das stimmt, F’lar. Da …«
Und sie entwand die Aufzeichnung T’rons zögernden Fingern und schob sie F’lar zu.
»Sie haben recht, T’ron. Völlig recht. Ich erinnere mich, daß ich diese Schrift zur Seite legen mußte, weil sie zu vermodert war.«
»Natürlich, als ich sie vor vierhundert Planetendrehungen zum erstenmal las, hatte sie sich noch nicht so aufgelöst.«
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T’rons Seitenhiebe waren schwer zu schlucken, aber so kam man mit dem Mann noch besser aus, als wenn er sich in die Defensive gedrängt sah.
»Doch damit wissen wir noch nicht, wie die Verschiebung vor sich ging und wie lange sie dauerte«, meinte F’lar.
»Es muß noch andere Hinweise geben, T’ron«, warf Lessa unterwürfig ein.
»Weshalb halten sich die Fäden plötzlich nicht mehr an das Schema, das sie sieben Planetendrehungen lang auf die Sekunde genau befolgt haben? Sie selbst geben zu, daß Sie sich in Ihrer Zeit nach einem bestimmten Rhythmus richteten. Gab es dabei grobe Abweichungen?«
T’ron starrte mit gerunzelter Stirn auf die verwischten Ze ilen.
»Nein«, meinte er schließlich.
Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Weshalb besitzen wir nicht mehr das Wissen unserer Vorfahren? Weshalb lassen uns diese Aufzeichnungen gerade dann im Stich, wenn wir sie am notwendigsten brauchen?«
Mnementh begann draußen auf dem Felsensims zu trompe-ten, und Fidranth stimmte ein.
Lessa hielt den Kopf schräg und horchte.
»D’ram und G’narish«, sagte sie. »Ich glaube nicht, daß wir mit T’kul rechnen können, aber R’mart ist ein verläßlicher Mann.«
D’ram von Ista und G’narish von Igen traten gemeinsam ein. Die beiden Männer waren erregt und kamen sofort zur Sache.
»Was hat das zu bedeuten – ein verfrühter Fädeneinfall?«
fragte D’ram.
»Wo sind T’kul und R’mart? Sie haben die beiden doch verständigt? Erlitten Ihre Geschwader große Verluste?«
»Wir kamen gerade noch rechtzeitig, so daß zum Glück kein 58
Schaden entstand. Auch meine Reiter sind bis auf zwei Verletzte wohlauf«, erwiderte F’lar.
»Ich danke für die Nachfrage.«
Obgleich Mnementh niemanden angekündigt hatte, hörten sie hastige Schritte auf dem Felsenpfad, der in den Weyr führte. Alle dachten, daß R’mart doch noch gekommen sei, aber als sie zum Eingang blickten, sahen sie einen Jungreiter auftauchen.
»R’mart schickt mich«, keuchte der Bote. »Er ist verwundet.
Die Drachen und Reiter von Telgar haben schwere Verluste erlitten. Es sieht verheerend im Weyr aus. Und es heißt, daß auf den Höhen von Crom die Hälfte der Ländereien verkohlt sind.«
Die Weyrführer waren aufgesprungen.
»Ich schicke sofort Hilfe …«, begann Lessa und unterbrach sich, als sie T’rons strengen Blick auf sich gerichtet sah. Auch D’ram musterte sie verwirrt.
Sie fauchte ungeduldig: »Ihr habt doch gehört, was der Junge sagte! Der Weyr ist in Not. Beistand in einer Katastrophe kann man doch wirklich nicht als Einmischung betrachten.
Das alte Sprüchlein von der Autonomie eines Weyrs wäre hier lächerlich. Wollt ihr etwa Telgar im Stich lassen?«
»Eigentlich hat sie recht«,
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