Pern 03 - Drachengesang
geschah mit Faulpelz, der viel zu träg war, sich selbst Beute zu suchen, und …
»Ich heiße Manora«, sagte die Frau, als sie mit einer Schüssel heißer Fleischsuppe und einem Krug wiederkam.
»Weißt du überhaupt, daß du im Benden-Weyr bist? Gut. Du kannst hierbleiben, so lange du möchtest.«
»Ja?«
Die Erleichterung, die sie durchflutete, war fast so stark wie der Schmerz.
»Aber sicher.« Die Antwort klang so entschieden, daß Meno l-ly ihre Zweifel verlor.
»Mein Name ist Menolly …« Sie zögerte, weil Manora nickte. »Woher wußten Sie das?«
Manora gab ihr durch eine Geste zu verstehen, daß sie weiter-essen solle.
»Ich hatte dich letztes Frühjahr in der Halbkreis-Bucht gesehen. Außerdem bat der Harfner unseren Geschwaderführer, nach dir Ausschau zu halten, als du – verschwunden warst. Wir wollen darüber im Moment nicht sprechen, Menolly, aber ich versichere dir, daß du auf Benden willkommen bist.«
»Bitte, Sie dürfen mich nicht verraten …«
»Du genießt hier Gastrecht. Iß jetzt fertig und trink den Krug leer. Ich habe Felliskraut hineingemischt. Du mußt viel schlafen, damit deine Füße rascher heilen.«
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Sie ging so lautlos, wie sie gekommen war. Menolly atmete freier. Manora befehligte alle Dienstboten im Benden-Weyr, und was sie sagte, galt.
Die Suppe schmeckte herrlich und enthielt große, saftige Fleischbrocken. Sie war fast fertig mit ihrer Mahlzeit, als Prinzessin mit leisem Flügelschlag zurückkehrte und ihr heftige Hungergefühle übermittelte. Mit einem Seufzer schob Menolly der kleinen Königin die Schale hin. Prinzessin leckte sie völlig leer und begann dann zufrieden zu summen.
»Wo sind die anderen?« fragte Menolly besorgt. Die kleine Königin rieb den Kopf an Menollys Wange und begann sich auf ihrer Schulter einzurollen. Sie wäre wohl nicht so friedfer-tig gewesen, wenn den anderen eine Gefahr gedroht hätte.
Menolly nippte gehorsam an ihrem Fellistrank.
»Prinzeßchen«, wisperte sie dann und stieß die kleine Feuer-Echse an, »wenn jemand kommt, dann verschwindest du. Sie dürfen dich hier nicht sehen.«
Die Königin schlug verärgert mit den Flügeln.
»Prinzeßchen, keiner darf dich sehen!«
Menolly sagte das in strengem Tonfall; die Kleine öffnete ein Glitzerauge und schaute sie träge an. »Du liebe Güte, begreifst du denn nicht?« Darauf summte Prinzessin beruhigend und schloß beide Augen.
Der Fellistrank verlieh Menolly ein Gefühl der Schwerelosig-keit. Das schreckliche Pochen in den Fußsohlen ließ nach. Ehe sie ganz in den Schlaf hinüberdämmte, kam ihr flüchtig ein Gedanke: Woher hatte Prinzessin gewußt, daß sie hier war?
*
Menolly erwachte von einem hellen Kinderlachen, einem so ansteckenden Laut, daß sie unwillkürlich selbst lächeln mußte.
Prinzessin war verschwunden, aber dicht neben Menollys Kopf befand sich eine warme kleine Grube. Der Eingangsvorhang 150
teilte sich, und gegen das Licht von draußen hob sich eine Gestalt ab.
»Was ist denn nur in dich gefahren, Reppa?« sagte das Mädchen leise zu jemandem, den Menolly nicht sehen konnte. »Ah, schon gut. Ich kann dich jetzt nicht gebrauchen.«
Sie drehte sich um und sah, daß Menolly die Augen offen hatte. »Nun, wie fühlst du dich heute?« Als sie die Leuchte abdeckte, sah Menolly ein Mädchen, etwa so alt wie sie selbst, mit dunklem, streng aufgestecktem Haar und einem merkwürdigen traurigen, müden Gesicht. Dann lächelte die Fremde, und der düstere Eindruck verflog.
»Bist du wirklich quer durch Nerat gerannt?«
»Nein, ganz sicher nicht – obwohl meine Füße sich so anfühlen.«
»Nicht zu fassen! Jemand aus einer Burg bei Fädeneinfall im Freien!«
In der Stimme des Mädchens schwang widerwillige Bewunderung mit.
»Ich versuchte nur, einen Unterschlupf zu erreichen«, erklärte Menolly.
»Was deine Füße angeht – Manora konnte heute nicht selbst nach dem Rechten sehen, und so hat sie dich in meiner Obhut zurückgelassen. Sie gab mir genaue Anweisungen …«
Das Mädchen schnitt eine Grimasse, und Menolly glaubte Manoras ruhige, aber strenge Stimme zu hören. »Außerdem besitze ich Erfahrung in der Krankenpflege …«
Etwas wie Schmerz huschte über ihre Züge.
»Bist du Manoras Pflegetochter?« fragte Menolly höflich.
Der Schmerz schien sich zu vertiefen, doch dann warf das Mädchen den Kopf zurück und sagte stolz: »Nein, ich bin Brekkes Pflegetochter. Ich heiße Mirrim und komme aus dem Süd-Weyr.«
Sie sagte das, als sei damit
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