Pern 04 - Drachensinger
nächsten Moment erstarrte seine Miene, und er schluckte heftig.
»Ah«, meinte der Harfner nach einem Blick über die Schulter.
»Ich hatte mich schon gewundert, wo Baron Groghe so lange bleibt …« Er lachte leise. »Viderian, Sie verschwinden jetzt mit Audiva. Und noch viel Spaß auf dem Fest!«
Audiva hakte sich bei dem jungen See-Baron unter und zerrte ihn fort.
»Mann – Baron Groghe!« wisperte Piemur Menolly zu und zog sie am Ärmel.
Der Harfner hielt den Jungen an der Schulter zurück. »Du bleibst, Freund Piemur, damit wir diese Angelegenheit endlich abschließen können.« Dann wandte er sich an den Gerber:
»Welcher Gürtel hat Menolly gefallen?«
»Der mit der Feuerechsen-Schnalle«, murmelte Piemur und verkroch sich hinter dem Rücken des Harfners, als der Bur gherr näher kam.
»Robinton, meine Königin scheucht mich schon wieder durch die Gegend«, klagte Baron Groghe. Dann stahl sich ein Lächeln über sein gerötetes Gesicht. »Ah, Menolly, das trifft sich gut. Merga benimmt sich entsetzlich – nanu, jetzt hat sie 218
aufgehört.« Der Burgherr warf seiner Echse einen anklagenden Blick zu.
»Das ist rasch erklärt«, sagte Robinton leichthin.
»Ja? Nun sehen Sie sich die beiden an!«
Die Königinnen zirpten und tschilpten mit schräggelegten Köpfen wie zwei Küchenmägde, die den neuesten Klatsch austauschten.
»Was soll das alles?« wollte Baron Groghe wissen.
»Ich nehme an, die beiden haben sich einiges zu erzählen«, lachte Robinton. »Und dabei fällt mir ein Gerücht ein, das ich vorhin hörte, Baron. Der Weinschenk hat heute ein Faß des edlen Benden-Tropfens mitgebracht.«
»Was?« Baron Groghes Interesse war geweckt. »Wie ist er an diese Kostbarkeit gekommen?«
»Fragen wir ihn doch!«
»Sehr gut. Gleich?«
»Wäre schade, wenn er ihn an Leute verteilt, die ihn nicht zu würdigen wissen, oder?« Robinton nahm Baron Groghe am Arm.
»Allerdings.« Ehe sich der Burgherr endgültig abwandte, schaute er Menolly an. Sie erschrak, aber sein Blick war freundlich. »Mit dem Mädchen möchte ich mich einmal länger unterhalten. Bei unserer letzten Begegnung herrschte einfach zuviel Trubel.«
»Gern. Baron Groghe, sobald Menolly ihren Handel abgeschlossen hat …«
»Handel? Oh, da wollen wir nicht stören.« Baron Groghe schob die Unterlippe vor und schaute von Menolly zum Gerber. »Aber beeil dich, Mädchen. Ich finde so selten Zeit, mich gemütlich hinzusetzen und zu plaudern.«
»Besorg dir den Gürtel, Menolly«, sagte der Harfner leise.
»Und komm dann zu uns ins Weinzelt.
Und du …« – der Zeigefinger des Meisterharfners spießte Piemur auf –, »du wäschst dir das Gesicht, hältst den Mund 219
und machst keine Schwierigkeiten, solange ich meinen Wein genießen möchte.« Der Baron zerrte ihn ungeduldig am Ärmel, und die beiden Männer entfernten sich.
Ein leiser Pfiff scheuchte Menolly aus ihrer Erstarrung. Sie wandte den Blick von den beiden einflußreichsten Männern Forts ab. Piemur fuhr sich mit der Hand dramatisch über die Kehle.
»Nun wird es wohl ein ewiges Geheimnis bleiben, wer Benis ein blaues Auge verpaßt hat. Einen Schlag hast du drauf, Menolly …«
»Als ic h sah, wie dich der feige Kerl mit den Füßen trat, wurde ich so wütend …«
»Darf ich mich Piemurs Gratulation anschließen?« fragte eine ruhige Stimme. Die beiden wirbelten herum und entdeckten Sebell, der an der Theke des Gerberstandes lehnte. Die Augen seiner kleinen Königin glommen immer noch rot.
»O nein!« stöhnte Menolly nach einem Blick auf die Echse.
»Nicht auch noch du !« Sie war vollkommen niedergeschlagen.
Diese Rauferei ausgerechnet mit dem Sohn des Burgherrn hatte ihr gerade noch gefehlt.
»Es war doch nicht deine Schuld, Menolly«, erklärte Piemur.
»Das nicht – aber irgendwie schlittere ich immer in solche Situationen.«
»Und seit wann sind Sie hier, Sebell?« fragte Piemur, ohne auf Menollys Jammern zu achten.
»Ich kam gleich nach dem Burgherrn«, grinste der Geselle.
»Und ich sah gerade noch, wie Benis auf Umwegen heim-schlich. Es war nicht schwer zu erraten, wer ihm die Kratzer zugefügt hatte.« Er streichelte geistesabwesend seine Echse.
»Wissen möchte ich nur brennend gern, wer die Kühnheit besaß, ihm das herrliche Veilchen zu verpassen.«
»Ein seltener Anblick war das«, meldete sich der Gerber zu Wort. »Das Mädchen landete einen herrlichen Treffer bei dem jungen Schnösel. So was ist mir noch nie untergekommen, und 220
ich
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