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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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aber er achtete nicht darauf.
    Er begann, sich genüßlich die Finger abzulecken, als die Stimmen, die er bisher aus weiter Feme vernommen hatte, deutlich näher klangen. Er duckte sich hinter einen Sack.
    Schon verstand er einzelne Sätze.
    »Wenn wir nicht wenigstens einen Teil der Ware unter Dach und Fach bringen, verdirbt sie«, sagte ein Mann mit hellem Tenor.
    »Vor allem den Wein«, entgegnete ein anderer. »Der wird uns sauer, wenn wir nichts unternehmen.«
    »Falls Meron auch diesmal meine Stoffe vergessen hat…«
    Die Frau ließ ihren Satz unvollendet, aber in ihrer spröden Stimme schwang eine Drohung mit.
    »Mach dir keine Sorgen, Mardra! Meron braucht Echsen-Eier…«
    »Ich mache mir keine Sorgen – Er soll sich welche machen, wenn …«
    »Hier – das sieht nach einem Weber-Siegel aus!«
    »Ganz unten natürlich! Wer hat das Zeug so schlampig aufgeschichtet?«
    Piemur begann auf der anderen Seite des Stapels in die Tiefe zu turnen. Die Säcke gerieten in Bewegung, er rutschte aus und stürzte. Mit einem leisen Aufschrei landete er am Boden, das Echsen-Ei immer noch fest in der Hand.
    Im nächsten Moment umkreisten ihn drei Feuer-Echsen.
    »Ich bin nicht hier«, wisperte er und versuchte sie wegzu-scheuchen. »Ihr habt mich nicht gesehen, klar?«
    Er erhob sich mit zitternden Knien und stolperte auf einen 170
    ausgetretenen Pfad, der von den Stimmen und den Waren wegführte. Dabei dachte er so angestrengt an die Schwärze des Dazwischen, daß die Feuer-Echsen loskreischten und die Flucht ergriffen.
    »Wer ist nicht hier? Wovon schwatzt ihr?« Die harte Stimme der Frau verfolgte Piemur, als er davonrannte.
    Seitenstechen und Atemnot zwangen ihn schließlich, einen Moment stehenzubleiben und zu rasten. Dann schleppte er sich weiter, bis er an einen Bach kam. Er spülte den Mund mit dem lauwarmen Wasser aus und wusch sich das erhitzte Gesicht.
    Ein Geräusch, das an das fragende Zirpen einer Echse erinnerte, erschreckte ihn so, daß er um ein Haar in den Bach gefallen wäre. Er hastete weiter, stürzte zweimal und schaffte es beide Male, noch im Fallen das Ei hochzuhalten. Dann war er am Ende seiner Kräfte. Er kroch zu einem blühenden Strauch seitlich des Weges, rollte sich unter dem dichten Geäst zusammen und war eingeschlafen, noch ehe das Hämmern in seiner Brust nachgelassen hatte.
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VII
    Sebell hatte sich während des Festes kaum um Piemur ge-kümmert. Er war voll damit beschäftigt, seine Rolle als weinseliger Viehhändler zu spielen und von Tisch zu Tisch zu torkeln. Und als sich herumsprach, daß Baron Meron persönlich auf dem Fest erscheinen würde, fa nd Sebell keine Zeit mehr, nach seinem Lehrling zu suchen. Er horchte angespannt auf die Gerüchte und haßerfüllten Diskussionen, welche die Ankündigung beim Volk auslöste. Ein Thema, das immer wiederkehrte, war Baron Merons Großzügigkeit im Verteilen von Echsen-Eiern, aus denen meist nur Grüne schlüpften.
    Wenngleich das Erscheinen des Burgherrn die Behauptung widerlegte, er sei bereits tot oder liege im Sterben, so entging Sebells scharfen Augen nicht, daß sich der Mann auf zwei Begleiter stützen mußte, die ihn scheinbar freundschaftlich untergehakt hatten. Zwei, die ihn beerben wollten, hörte Sebell die Menge hämisch flüstern.
    Als dann das Fleisch vom Spieß an die Anwesenden verteilt wurde, fiel Sebell die Abwesenheit von Piemur zum erstenmal auf. Der Junge würde doch keine Mahlzeit auf Baron Merons Kosten auslassen? Nicht, daß der Braten besonders gut schmeckte. Allem Anschein nach hatte man nur uralte, zähe Tiere geschlachtet. Sebell kaute lustlos an einer flachsigen Portion herum. Er hatte an einem Außentisch Platz genommen, wo Piemur ihn eigentlich gut sehen mußte.
    Dann begann der Tanz, und Sebell wurde unruhig. N’ton wollte sie abholen, sobald es dunkel war. Wenn Piemur bis dahin nicht auftauchte? Er konnte doch den Bronzereiter nicht warten lassen oder für einen späteren Zeitpunkt bestellen!
    Ganz allmählich setzte sich in Sebell der Verdacht fest, der Junge könnte den Festplatz verlassen haben. Aber Piemur hätte sich doch sicher an ihn gewandt, wenn er in Schwierigkeiten 173
    geraten wäre! Vielleicht hatte er sich nur zu einem Schläfchen zurückgezogen. Er war in aller Frühe aufgestanden und immer noch geschwächt von seinem Sturz. Sebell gab Kimi den Auftrag, nach Piemur zu suchen, aber sie kehrte allein zurück und übermittelte betrübt, daß der junge nirgends zu finden sei.
    Sebell

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