Pern 05 - Drachentrommeln
Schutzherrschaft des Hochland-Weyrs stand. So übermittelte der Harfner der kleinen braunen Echse den Gedanken, daß N’ton nicht mehr an den vereinbarten Treffpunkt kommen müsse, und schickte sie zum Fort-Weyr.
Die Trommeln wiederholten ihre dringende Botschaft. Sebell horchte angespannt, ob er die Antwort entziffern konnte, aber der nächstgelegene Trommler-Standort war ein gutes Stück entfernt, und die schweren Schritte der Wachtposten übertönten 178
die schwachen Rhythmen.
Der erste Dämmerstreifen zog herauf, als am Himmel ein Drache erschien. Sebell erkannte die Umrisse von vier Reitern.
Zu seiner Verblüffung flog das Tier jedoch nicht in den Burghof, wie er es erwartet hatte, sondern kreiste über dem Festplatz. Unvermittelt tauchte Kimi neben Sebell auf. Sie zeterte erregt und übermittelte das Bild von Menolly. Als Sebell nicht rasch genug aufstand, landete sie auf seiner Schulter und zerrte an seinem staubverkrusteten Ärmel.
»Ich habe dich scho n verstanden«, murmelte Sebell.
»Es liegt an meiner Müdigkeit, wenn ich mich nicht so rasch bewege wie sonst.«
Er blieb im Schatten der Hütte und schlich den verlassenen Pfad hinunter, bis er weit genug von den Wachtposten entfernt war. Dann erst begann er zu rennen. Er traf die Neuankömmlinge auf der Wiese neben dem Festplatz, eben als der blaue Drache wieder aufstieg.
»Ah, Sebell«, begrüßte ihn der Meisterharfner, als träfen sie sich in irgendeinem Korridor der Gildehalle und nicht auf einer Viehweide im Morgengrauen.
»Gib ihm seine Kleider, Menolly! Er kann uns das Wichtigste erzählen, während er sich umzieht. Steht es tatsächlich so schlecht um Baron Meron?«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Sebell, während er seine Sachen auszog. Die Umstehenden husteten von dem Staub, den er aufwirbelte. »Vielleicht hat ihm die Aufregung geschadet. Er ging am Abend zum Festplatz hinunter…«
»Was?« Meister Oldive starrte Sebell ungläubig an.
»Ihm blieb keine andere Wahl. Und dann stahl jemand ein Königinnen-Ei vom Kamin seines Schlafgemachs …«
»Das darf nicht wahr sein!« Der Meisterharfner zog verblüfft die Brauen hoch und lachte dann los.
»Piemur?« fragte Menolly im gleichen Moment. »Ist er deshalb nicht bei dir?«
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»Hat man mich aus diesem Grund geholt? Daß ich der Bestra-fung eines diebischen Harfnerlehrlings beiwohne?«
Die Miene von Meister Robinton verdüsterte sich.
»Ich weiß es nicht, Meister. Kimi spürte Piemur im Burggelände auf, aber sie konnte ihn nicht erreichen, weil es zu dunkel war. Ich habe mit eigenen Augen beobachtet, daß die Wachen stundenlang die ganze Burg durchsuchten. Dennoch …«
Sebell blickte nachdenklich drein.
»Ich bin verdammt sicher, daß die Leute einen mächtigen Wirbel veranstaltet hätten, wenn Piemur und das gestohlene Ei aufgetaucht wären …«
»Nichts würde Baron Meron mehr Genugtuung verschaffen, als mich in der Öffentlichkeit bloßzustellen.«
»Die Botschaft bringt klar zum Ausdruck, daß es Baron Meron schlechtgeht«, warf Meister Oldive ein. »Wenn er so wahnsinnig war, zum Fest hinunterzugehen, und sich obendrein über das Verschwinden eines kostbaren Eies aufregte, dann könnte die Nachricht durchaus stimmen …«
»Ganz Nabol spricht davon, daß der Mann nur noch eine kurze Spanne zu leben hat.«
Mit einem Seufzer der Erleichterung zog Sebell die harten Viehhändler-Stiefel aus, die ihm die Knöchel wundgerieben hatten. Sein Blick fiel fragend auf den Heiler, und der nickte.
»Konnten Sie herausfinden, wen die Bewohner von Nabol am liebsten als seinen Nachfolger sähen?« erkundigte sich Meister Robinton.
»Einen Großne ffen namens Deckter. Er betreibt einen Fuhr-handel zwischen hier und Crom. Kein sehr geselliger Mensch, aber er hat seine vier Söhne ordentlich erzogen, und die Leute, die ihn näher kennen, respektieren ihn.«
Sebell hatte sich umgezogen und gab den anderen zu verstehen, daß er zum Gehen bereit sei.
»Mir fiel außerdem auf, daß es in Nabol von Feuer-Echsen wimmelt. Die meisten davon …« – er machte eine Pause, um 180
seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen – »sind allerdings Grüne.«
»Grüne?« Menolly wirbelte herum.
»Genau.«
»Soll das heißen«, fuhr die Harfnerin fort, »daß er Eier von den Gelegen der grünen Weibchen verteilt? Das ist doch die Höhe!«
»Warte, das Schönste kommt erst! Viele der Eier sind faul, so daß nicht einmal Grüne schlüpfen. Ihr könnt euch denken, wie beliebt sich Meron bei
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