Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Tunnelschlangen in den Vorratskammern entdeckt habe. Bei Jaxoms Eintreten entließ er die Frauen mit der finsteren Drohung, er würde ihnen ein paar Tage die Kost kürzen, wenn nicht jede von ihnen mindestens zwei Schlangen fing.
     
    88
    Der Jungbaron war erstaunt. Nicht daß es Brand je an Höflichkeit ihm gegenüber hatte fehlen lassen, aber eine so prompte Aufmerksamkeit überraschte ihn doch, und er mußte sich erst wieder fangen, ehe er zu sprechen begann. Brand wartete mit der gleichen Ehrerbietung, die er Lytol oder hochstehenden Besuchern zollte. Ein wenig verlegen entsann sich Jaxom seines Ausbruchs vor einigen Tagen und überlegte, ob da ein Zusammenhang bestand. Nein, Brand war nicht der Typ des Kriechers. Er hatte den festen Blick, die ruhige Hand und die entschlossene Haltung, die nach Lytols Worten einen vertrauenswürdigen Mann auszeichneten.
    »Brand, es scheint, daß ich nirgends hingehen kann, ohne von FeuerEchsen aus der Burg verfolgt zu werden. Deelans und –
    mit Verlaub – auch Ihr Flattergeist sind ständig hinter mir her.
    Halten Sie eine solche Aufsicht wirklich für nötig?«
    Brands überraschte Miene wirkte echt.
    »Gelegentlich«, fuhr Jaxom in aller Hast fort, »habe auch ich das Bedürfnis, ungestört zu sein – völlig ungestört. Und wie Ihnen bekannt sein dürfte, schwätzen die FeuerEchsen das dümmste Zeug zusammen. Sie könnten einen falschen Eindruck verbreiten – wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Brand wußte, was er meinte, aber seinen Zügen ließ sich nicht entnehmen, ob er belustigt oder erstaunt war.
    »Ich bitte um Verzeihung. Baron Jaxom. Eine Nachlässigkeit, das versichere ich Ihnen. Sie wissen, wie ängstlich Deelan war, als Sie und Ruth die ersten Flüge ins Dazwischen wagten, und so folgten Ihnen die FeuerEchsen als eine Art Geleitschutz.
    Ich hätte diese Vorsichtsmaßnahme längst aufheben sollen.«
    »Seit wann bin ich für Sie Baron Jaxom?«
    Die Lippen des Verwalters zuckten kaum merklich. »Seit –
    jenem Morgen, Baron Jaxom.«
    »Ich hatte das nicht so gemeint, Brand.«
    Brand verneigte sich leicht und kam jeder weiteren Entschuldigung zuvor. »Wie Baron Lytol ganz richtig feststellte, sind 89
    Sie alt genug, um in Ihrem Rang bestätigt zu werden, Baron Jaxom, und wir …« – nun grinste Brand ungezwungen –
    »sollten uns entsprechend verhalten.«
    »Ach so – nun, dann vielen Dank.« Jaxom schaffte es, Brands Büro in aufrechter Haltung zu verlassen, und ging hoch erhobenen Hauptes noch bis zur ersten Biegung des Korridors.
    Dort blieb er stehen und dachte über die Bedeutung des Gesprächs nach. »Alt genug, um in Ihrem Rang bestätigt zu werden …« Zu einem Zeitpunkt, da Baron Groghe die Absicht hatte, ihn mit seiner Tochter zu verheiraten. Sicher tat das der schlaue Burgherr von Fort nur, wenn absolut kein Zweifel daran bestand, daß Jaxom in seinem Rang bestätigt wurde. Die neuen Rechte, die ihm am Vortag noch ungehe uren Auf-schwung gegeben hätten, begannen Jaxom jetzt zu beunruhigen und zu verärgern. Sobald man ihn offiziell zum Herren über Ruatha machte, war jede Chance, in einem Drachengeschwader zu reiten, endgültig dahin. Er wollte nicht Herr von Ruatha sein
    – zumindest nicht sofort. Und er wollte ganz sicher keine Braut, die er nicht selbst ausgewählt hatte.
    Er hätte bei Menolly andeuten sollen, daß er durchaus das eine oder andere Mädchen bekommen konnte – wenn er es darauf anlegte. Nicht daß er sich so benahm wie einige dieser geilen Pfleglinge. Er wollte nicht in den Ruf eines Schürzenjä-
    gers kommen wie Meron oder dieser eitle Sohn von Baron Laudey, den Lytol mit einer für alle durchschaubaren Ausrede heimgeschickt hatte. Es schadete nicht, wenn ein Baron das eine oder andere Halbblut in seinem Haushalt zeugte, aber es hatte wenig Sinn, die Linie durch Beziehungen außerhalb der Burg zu schwächen. Dennoch, er mußte sich ein nettes Mädchen suchen, das ihm ein Alibi verschaffte – und dann die Zeit für wichtigere Dinge verwenden.
    Jaxom straffte die Schulter und ging weiter. Brands Ehrerbietung hatte ihm gut getan. Jetzt, da er darüber nachdachte, merkte er, daß es noch mehr Zeichen einer veränderten Haltung 90
    ihm gegenüber gab, Zeichen, die er bei seiner totalen Beschä ftigung mit dem Feuerstein-Problem bisher nicht beachtet hatte.
    Ihm fiel plötzlich auf, daß Deelan ihn am Frühstückstisch nicht mehr bedrängte, mehr zu essen, als er wollte, und daß Dorse sich in den vergangenen Tagen kaum

Weitere Kostenlose Bücher