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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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anderen zurück.
    Jaxom war empört über die neue Kränkung. Jeder beleidigte ihn. Am liebsten hätte er Ruth bestiegen und wäre weggeflo-gen.
    »Wie ein bockiges Kind!« N’tons Worte fielen ihm wieder ein. Mit einem Seufzer lagerte er sich ins Gras. Nein, er würde nicht ein zweitesmal die Flucht ergreifen. Er mußte Reife beweisen. Menolly sollte nicht die Befriedigung erleben, daß ihre herausfordernden Worte ihn getroffen hatten.
    Er starrte zum Fluß hin, wo sein Freund in der Sonne lag, und 85
    überlegte: Warum ist Ruth anders? Ist der Drache wirklich wie sein Reiter? Gewiß, sie hatten einige Besonderheiten gemeinsam. Seine Geburt zum Beispiel war genauso merkwürdig verlaufen wie Ruths Ausschlüpfen – er aus dem Leib einer Toten geholt Ruth aus einer Eischale, die zu hart zum Durchbrechen war. Und Ruth lebte nicht im Weyr, obwohl er ein Drache war; ihm selbst gehörte Ruatha, aber keiner bestätigte seinen Rang als Baron.
    Nun, vielleicht konnten sie sich beide noch beweisen!
    Laß dich nicht dabei erwischen, daß du Ruth Feuerstein zu fressen gibst! hatte N’ton gesagt.
    Also gut, das sollte sein erstes Ziel sein.
86

IV.
    Ruatha,
    Fidellos Hof und verschiedene Orte dazwischen,
    10. 5.15 - 16. 5.15
     
    Im Laufe der nächsten Tage erkannte Jaxom, daß zwischen dem Entschluß, Ruth mit Feuerstein zu füttern, und der Durchführung dieses Plans Abgründe klafften. Es war unmö glich, auch nur eine freie Stunde herauszuschinden. Jaxom hegte flüchtig den häßlichen Gedanken, daß N’ton seinem Vormund einen Tip gegeben hatte und Lytol ganz bewußt seinen Tag mit allen möglichen Aktivitäten füllte, doch er verwarf diesen Verdacht genauso schnell.
    N’ton war weder hinterlistig noch unehrlich. Bei nüchterner Betrachtung mußte Jaxom zugeben, daß sein Tageslauf ihm auch vorher selten eine Verschnaufpause gegönnt hatte: Erst galt es, Ruth zu versorgen, dann kamen der Unterricht und Pflichten auf der Burg und, während der letzten Planetenumläufe, Zusammenkünfte bei anderen Burgherren, die er nach Lytols Ansicht besuchen mußte – als stiller Beobachter – um sein Wissen als künftiger Baron zu erweitern.
    Jaxom hatte den Umfang seiner Verpflichtungen einfach unterschätzt – bis zu dem Moment, da er verzweifelt Zeit für sich selbst brauchte, die er nicht eigens erklären oder im voraus einplanen konnte.
    Das zweite Problem, mit dem er sich nicht gründlich genug auseinandergesetzt hatte, war die Tatsache, daß, wo immer er mit Ruth auftauchte, garantiert auch eine FeuerEchse erschien.
    Menolly hatte recht, wenn sie die Kleinen Klatschtanten nannte, und er war alles andere als scharf darauf, sich von ihnen bei seinem verbotenen Tun über die Schulter schauen zu lassen. Er wagte einen ersten Versuch und lenkte Ruth zu dem 87
    Berghang im Hochland, der ihnen als Übungsgelände für ihre ersten Sprünge ins Dazwischen gedient hatte. Die Gegend war kahl und menschenleer, und auf dem Grat lag noch die harte Schneedecke des Winters. Jaxom hatte Ruth die Koordinaten übermittelt, als sie sich in der Luft befanden, in einem Moment, da ihn gerade keine Echsen umschwirrten. Er hatte nicht mehr als zweiundzwanzig Atemzüge gezählt, ehe Deelans Grüne und die Blaue des Gesindeverwalters über Ruths Kopf auftauchten. Sie zeterten erstaunt und begannen sich dann über die entlegene Landestelle zu entrüsten.
    Darauf versuchte es Jaxom mit zwei weiteren Plätzen, die ebenso einsam lagen, in der Ebene von Keroon und auf einer unbewohnten Insel vor der Küste Tilleks. Die kleinen Biester verfolgten ihn auch dorthin.
    Anfangs schäumte er vor Wut über diese hautnahe Bewa—
    chung und beschloß, Lytol scharf die Meinung zu sagen. Die Vernunft siegte jedoch. Er konnte sich kaum vorstellen, daß sein Vormund den Verwalter oder Deelan beauftragt hatte, ihre FeuerEchsen auf seine Spur zu hetzen. Übereifer – das war es wohl eher. Wenn er aber Deelan offen zur Rede stellte, würde sie losflennen, die Hände ringen und sofort zu Lytol laufen. Bei Brand dagegen, dem Verwalter des Hauswesens, sah die Sache anders aus. Man hatte ihn vor zwei Planetenumläufen von Burg Telgar geholt, als sich der damalige Verwalter unfähig zeigte, mit den übermütigen Pfleglingen fertig zu werden. Jaxom dachte nach. Brand hatte sicher Verständnis für die Probleme eines jungen Mannes.
    Als daher Jaxom nach Ruatha zurückkehrte, suchte er Brand Sofort in seinem Büro auf. Der Verwalter hielt gerade einigen Mägden vor, daß er

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