Pern 07 - Moreta, die Drache
ihm entge-gengestürzt.
Dieser Platz erfüllt auch dich mit Trauer! Können wir jetzt zu Granth und A'murry?
»Zumindest fliegen wir jetzt los.« K'lon schwang sich auf Rogeths Nacken. Unwillkürlich wanderte sein Blick über die trostlose Festwiese mit den halb eingesunkenen Notzelten, über die Rennebene und die Begräbnishügel. Zogen sie Baron Alessans Blicke an? Oder war es die Handvoll Renner, die weit weg am Horizont weideten? Das Poltern eines von Herdentieren gezogenen Totenkarrens scheuchte K'lon aus seinen Gedanken. Das Gespann zog zum Fluß hin.
»Bring mich weg von hier!« befahl er Rogeth. Er fühlte sich elend. »Ich muß mich kurz bei A'murry ausruhen. Vielleicht kann ich danach dieses Leid besser ertragen.«
K'lon empfand eine überwältigende Sehnsucht nach seinem einfühlsamen Freund, nach einem Moment der Stille und der Wärme. Er wußte, daß man ihn in der Heilerhalle erwartete. Es gab soviel zu tun. Dennoch schickte er Rogeth zu den sonne n-hellen Höhen des Igen-Weyrs. Der blaue Drache schnellte in die Lüfte und tauchte ins Dazwischen.
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KAPITEL XI
Fort-Weyr, 17.03.43
»Beim Ei!« rief Jallora. »Er ist ohnmächtig geworden!«
Kadith trompetete in ihrem Weyr, und Moreta sprang auf, um den Drachen zu beruhigen, während die Heilergesellin sich über den Blutspender beugte und ihn untersuchte.
Was ist geschehen? erkundigte sich Orlith besorgt.
»Sh'gall hat eine Überreaktion gezeigt«, entgegnete Moreta.
Sie wußte, daß ihre Königin die Botschaft sofort an Holth und Leri weitergeben würde. »Sei so gut und beruhige Kadith!«
»Meist sind es die kräftigsten Kerle, die umkippen«, stellte Jallora fest, als Moreta wieder neben sie trat. »Es besteht nicht die geringste Gefahr. Sosehr wir sein Blut für unser Serum benötigen - ich wäre nie und nimmer ein Risiko eingegangen.«
»Das hatte ich auch keine Sekunde angenommen, Jallora«, versicherte Moreta mit einem leisen Lachen.
Die Heilergesellin hatte eine erregte Diskussion zwischen Moreta und Sh'gall unterbrochen, in deren Verlauf der Weyrführer jede einzelne Entscheidung abwertete, die seit Beginn seiner Krankheit getroffen worden war. Daß Moreta selbst das Bett gehütet hatte und in keiner Weise für die Beschlüsse verantwortlich war, nahm er überhaupt nicht zur Kenntnis.
»Leute wie er sind keine angenehmen Patienten«, fuhr Jallora im Plauderton fort und beobachtete dabei aufmerksam den dünnen Blutstrahl, der in den Glasbehälter rann.
»Geht das hier nach Ruatha?«
»Ein Großteil davon - sobald die restlichen Fort-Reiter geimpft sind.« Als Moreta mit einer warnenden Geste auf Sh'gall deutete, fügte die Heilerin diplomatisch hinzu:
»Keine Sorge, ich weiß Bescheid. Er hat das Bewußtsein noch nicht wiedergewonnen. So! Mehr nehme ich ihm nicht ab, 263
obwohl er einen halben Liter zusätzlich kaum spüren würde.«
Geschickt schob sie einen kleinen Bausch über den Nadeldorn und zog ihn heraus; Moreta drückte den Finger auf die Einstichstelle, solange Jallora den Glasbehälter verschloß. »Er kommt in ein paar Minuten zu sich.« Die Heilerin begann ihre Utensilien auf ein Tablett zu legen. »F'duril sagte mir übrigens, daß Sie Dilenths Schwinge versorgt haben. Eine großartige Leistung!«
»Macht er Fortschritte?« Die Anerkennung der jungen Frau tat Moreta wohl.
»Zum Glück ja. Auch F'duril und dem jungen A'dan geht es besser. Ich war noch nie zuvor in einem Weyr. Offen gestanden hatte ich keine Ahnung, daß sich Drachen bei den Sporenkämpfen so schwer verletzen können. Sie wirken immer so imposant.«
»Leider sind sie nicht unverwundbar.«
»Wir können unseren Glückssternen danken, daß sie sich als immun gegen dieses Virus erwiesen.«
In diesem Moment begann Sh'gall leise zu stöhnen. Jallora eilte an sein Lager und räumte die restlichen Instrumente beiseite.
»Nun, Weyrführer, wieder unter den Lebenden?« Sie nahm eine orangefarbene Flüssigkeit vom Tisch, stützte Sh'gall mit einem Arm und setzte ihm das Glas an die Lippen. »Trinken Sie, dann werden Sie sich gleich besser fühlen!«
»Ich weiß nicht, ob es klug war, mich ...«, begann Sh'gall gereizt, aber er nahm das Glas entgegen und trank.
»Die Reiter von Fort brauchen das Serum, Weyrführer. Sie müssen alle geimpft werden, damit nicht noch mehr von ihnen das erleiden, was Sie soeben durchgemacht haben!«
Die Heilerin schlug den richtigen Ton an, und Sh'gall entließ sie mit einem gnädigen Kopfnicken. Moreta
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