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Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nickte langsam, ohne die Blicke von Alessan abzuwenden. Er wirkte so distanziert, als gingen ihn die Dinge nicht das geringste an. Aber irgendwie mußte er sich gegen das Leid 311
    abschotten, sonst hätte es ihn wohl zerbrochen.
    »M'barak, bring bitte Baron Alessan und Harfner Tuero zur Vorratskammer. Sie können mitnehmen, was sie brauchen.«
    M'barak sah sie mit großen Augen an.
    »Ich komme gleich nach«, meinte Alessan, und Tuero machte sich mit M'barak auf den Weg. Alessan begann ein Paket auszuwickeln, das er unter dem Arm trug. »Ich kann mich für Ihre Großzügigkeit im Moment nicht erkenntlich zeigen. Aber ich habe wenigstens Ihr Kleid zurückgebracht.« Er holte das sorgfältig zusammengelegte goldbraune Festgewand aus der Umhüllung und reichte es ihr mit einer tiefen Verbeugung.
    Moreta nahm es gefaßt entgegen, aber ihre Hände zitterten.
    Sie dachte an das Rennen, ihre ausgelassene Freude über das gelungene Fest, den wirbelnden Tanz an seiner Seite ... Die aufgestaute Verzweiflung, der Zorn, der Kummer, die wieder-holten Trennungen von Orlith, die sie als Verrat empfand, das alles durchbrach unvermutet die mühsam aufgebauten Schranken. Sie vergrub das Gesicht in dem weichen Stoff und begann hemmungslos zu schluchzen.
    Orlith summte tröstend, und Alessan zog sie an sich. Der Druck seiner Arme, die vermischten Gerüche von Mensch und Tier und feuchter Erde lösten ihre Tränen. Und sie spürte, daß auch sein Leid endlich ein Ventil fand. Seine Schultern zuckten wie im Krampf. Und jeder von ihnen spürte Trost in der Befreiung des anderen.
    Das ist gut für dich! Orliths Mitgefühl schloß Alessan ein.
    Moreta fing sich zuerst wieder. Sie hielt Alessan fest an sich gepreßt, murmelte Trost und Ermutigung, lobte seinen entschlossenen Einsatz für Ruatha, der für die anderen Vorbild und Ansporn war. Sie übertrug mit ihrer Stimme und ihrem Körper Wärme und Zuneigung, und erst als sie merkte, daß sein Schluchzen nachließ, löste sie ihren Griff. Langsam hob Alessan den Kopf und schaute sie an. Die Spuren des Leids und der Sorgen waren nicht ausgelöscht, aber der bittere Zug 312
    um seinen Mund hatte sich verloren.
    Der Burgherr hob eine Hand und wischte ihr mit einer sanften Geste die Tränen von den Wangen. Einen Moment lang zögerte er, doch dann preßten sich seine Lippen auf die ihren. Moreta wich nicht aus. Sie wollte ihm Trost geben, mehr nicht. An Leidenschaft dachte keiner von ihnen, Moreta nicht, weil sie Bindungen außerhalb des Weyrs längst aufgegeben hatte, und Alessan nicht, weil er sich ausgehöhlt von den Ereignissen auf Ruatha glaubte.
    Orlith summte nahezu unhörbar, und ihre Erregung übertrug sich auf Moreta. Sie spürte Alessans harte Schenk el, seinen sehnigen Körper, und eine Sinnlichkeit durchzuckte sie, die sie nicht einmal bei Talpan, ihrer großen Jugendliebe, empfunden hatte.
    Langsam gab Alessan sie frei, erschreckt durch die Intensität seiner Gefühle und das Summen der Drachenkönigin, das sich immer mehr steigerte.
    »Sie hat nichts dagegen!« sagte Moreta leise. Mit großem Bedauern trat sie einen Schritt zur Seite, ohne jedoch seine Hände loszulassen.
    »Hört man das nicht im ganzen Weyr?« Alessan horchte auf Orliths ekstatisches Summen.
    »Eine Königin in der Brutstätte ist unberechenbar.« »Das Kleid!« Hastig griff er nach dem Festgewand, das achtlos zerknüllt zu Moretas Füßen lag. Im gleichen Moment, da sie es entgegennahm, tauchten M'barak und Tuero wieder auf.
    »Daß Sie daran dachten, obwohl Sie so viele andere Dinge zu erledigen hatten!« Moreta staunte über ihre beherrschte Stimme.
    Tuero beobachtete sie mit wachen Augen. Er spürte, daß etwas vorgefallen war, vermochte die Situation aber nicht so recht zu deuten.
    »Ich habe nicht alles genommen, was wir benötigen«, erklärte der Harfner mit einem Lächeln. »Sonst hätte ich Ihre Kammern 313
    vollständig plündern müssen.«
    »Ich kann vermutlich leichter Ersatz besorgen als Sie.«
    Moreta machte eine Pause. »Wie ich bereits mit Baron Alessan besprach, meiner Ansicht nach gibt es in den Archiven einige Hinweise darauf, daß unsere Vorfahren Tiere impften. Vielleicht könnte man das Serum erst einmal an weniger wertvollen Beständen erproben ...«
    »Im Moment ist jedes Tier auf Ruatha wertvoll«, warf Ale ssan rasch ein. »Ich habe keine andere Wahl, als die Methode anzuwenden und zu hoffen, daß sie sich als ebenso wirksam erweist wie bei den Menschen.«
    »Haben Sie schon mit

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