Pern 07 - Moreta, die Drache
sich auf Pern ansiedelten«, warf Fortine mit ernster Stimme ein.
»Ganz recht. Aus diesem Grunde können wir manchen Infektionen nicht entgehen. Und deshalb müssen wir Maßnahmen gegen eine zweite Influenza ergreifen. Sie kann wieder auftauchen. Hier und jetzt. So wie sie das von Zeit zu Zeit auch 316
auf dem Südkontinent tut. Wir wissen inzwisehen leider, daß ein einziger Krankheitsträger genügt, um sie zu verbreiten.
Darum müssen wir auf der Hut sein, Tirone. Wir haben weder die Medikamente noch die Leute, um mit einer zweiten
Epidemie fertig zu werden.«
»Das weiß ich ebensogut wie Sie.« Tirones Stimme klang scharf. »Und verraten Ihre kostbaren Aufzeichnungen nicht, wie die Alten diese Plage bekämpften?« Er deutete auf den dicken Pergamentestapel auf Capiams Schreibtisch. Seine Geste sollte verächtlich wirken, verriet aber seine unter-schwellige Angst.
»Durch Massenimpfung.«
Es dauerte einen Moment, bis Tirone erfaßte, daß Capiam ihm eine ehrliche Antwort gegeben hatte.
»Massenimpfung? Sie meinen den ganzen Kontinent?«
Tirone machte eine fahrige Handbewegung.
»Die Immunität der Geimpften hält mit der Art von Serum, das wir herstellen können, etwa vierzehn Tage an. Begreifen Sie nun, uns bleibt nur ein begrenzter Handlungsspielraum!
Das ist die Herausforderung! Meine Gilde stellt das Serum und die Heiler, Ihre Gilde sorgt dafür, daß Burgen, Höfe und Weyr nicht in Panik geraten.«
»Panik? Ja, da haben Sie recht.« Tirone wies mit dem Daumen zur Burg hinüber. Baron Tolocamp weigerte sich immer noch strikt, seine Privaträume zu verlassen.
»Im Moment haben wir mehr von der Panik als von der
Krankheit selbst zu befürchten.«
»Ja.« Capiam legte großen Nachdruck in diese knappe Antwort. Desdra war während der Diskussion neben ihn getreten.
Er wußte nicht recht, ob sie ihn zu schützen versuchte oder ob sie selbst Schutz suchte, aber er schätzte ihre Nähe. »Und wir müssen rasch und mit Umsicht zu Werke gehen. Wenn es noch einen Krankheitsträger auf Igen, Keroon, Telgar oder Ruatha geben sollte ...«
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Der Zorn und die Hilflosigkeit in Tirones Augen erinnerten ihn an seine eigene Reaktion, als Fortine und dann Desdra ihm die Stellen in den Aufzeichnungen gezeigt hatten und er die unausweichlichen Schlüsse zog.
»Um eine zweite Epidemie zu vermeiden, müssen wir inne rhalb der nächsten Tage impfen.« Capiam wandte sich entschlossen an die Karten, die er vorbereitet hatte. »Teile von Lemos, Bitra, Crom, Nabol, das obere Telgar, das Hochland und Tillek hatten seit Beginn der kalten Jahreszeit keinen Kontakt mit den übrigen Bezirken. Wir können dort später impfen, wenn der Schnee schmilzt, aber noch vor Beginn der Frühjahrsregen. Also müssen wir uns im Moment nur mit diesem Teil des Kontinents befassen.« Capiams Finger kreiste die südliche Hälfte ein. »Die Gesellschaftsstruktur auf Pern hat gewisse Vorteile, Tirone, besonders in den Zeiten, da der Rote Stern vorbeizieht. Wir wissen genau, wo sich Siedlungen befinden. Wir können auch ungefähr sagen, wie viele Menschen die erste Grippewelle überlebt haben und wer von ihnen geimpft ist. Es geht also vor allem darum, den Impfstoff möglichst rasch unter die Leute zu bringen. Da auch Drache nreiter anfällig für die Krankheit sind, werden sie uns sicher helfen, das Serum an die Verteilerstellen zu befördern, die ich hier über den gesamten Kontinent hinweg markiert habe.«
Tirone lachte sarkastisch. »Von M'tani auf Telgar können Sie keinen Beistand erwarten. L'bol von Igen ist ein Versager, Wimmia regiert den Weyr, und wir können von Glück reden, daß im Moment alle Drachenreiter gemeinsam die Fäden
bekämpfen. F'gal unterstützt uns vielleicht, aber ...«
Capiam schüttelte ungeduldig den Kopf. »Es reicht, wenn Moreta, STigar und K'dren helfen. Aber wir müssen sofort an die Arbeit gehen, ehe ein weiterer Grippefall auftritt. Diese Influenza kann zum Stillstand gebracht, kann abgewehrt werden, wenn sie keine neuen Opfer findet, die sie weiterverbreiten.«
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»Das erinnert mich an die Fäden.«
»Kein schlechter Vergleich.« Capiam nickte müde. Er hatte in den letzten Tagen so viele Menschen überzeugen müssen, Fortine, Desdra, die übrigen Meister, und nebenbei kämpfte er gegen die Zweifel in seinem Innern. »Ein Fädenknäuel, das man übersieht, kann ein Feld, einen ganzen Kontinent ruinie-ren. Und ein Krankheitsträger genügt, um eine Epidemie auszulösen.«
»Oder ein idiotischer
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