Pern 07 - Moreta, die Drache
Weyrherrin gedrängt, in den warmen Süden zu ziehen.
Auf Ista war sie jederzeit willkommen. Leri blieb unnachgie-big. Sie erklärte, sie sei keine Tunnelschlange, die sich häutete.
Sie sei im Weyr geboren und habe die Absicht, ihre letzten Tage bei den wenigen Freunden zu verleben, die ihr noch geblieben waren.
»Ich höre, du hast dich bis über die erste Wache hinaus vergnügt.« Leri hob fragend die Augenbrauen. »War das der Grund für Sh'galls dramatischen Auftritt?«
»Nein. Und so dramatisch war sein Auftritt gar nicht - eher kläglich. Eine Epidemie geht auf Pern um.«
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Besorgnis verdrängte den Spott aus Leris Zügen. »Was? Wir hatten noch nie eine Epidemie auf Pern. Zumindest keine, von der ich gehört oder gelesen hätte.« Da ihre Bewegungsfreiheit durch die geschwollenen Gelenke stark eingeschränkt war, betreute Leri das Archiv des Weyrs, um Moreta wenigstens in diesem Bereich ein wenig zu entlasten. Leri nahm sich oft die alten Aufzeichnungen vor - vor allem den Klatsch, wie sie betonte.
»Schade! Ich hatte so gehofft, daß du etwas beisteuern könntest. Eine Ermutigung vielleicht. Sh'gall befindet sich in heller Aufregung, und diesmal mit Recht.«
»Mag sein, daß ich noch nicht weit genug in die Vergangenheit vorgestoßen bin.« Leri schob Moreta eines ihrer Kissen zu und deutete gebieterisch auf den kleinen Holzhocker, der für Besucher reserviert war. »Wir sind im großen und ganzen eine zähe, gesunde Rasse. Knochenbrüche gibt es zwar mehr als genug, dazu Verbrennungen von Fäden und gelegentlich mal Fieber - aber nichts, das einen Kontinent erschüttern könnte.
Um welche Art von Krankheit handelt es sich denn?«
»Meister Capiam konnte sie bisher nicht identifizieren.«
»Hm, das klingt nicht besonders schön.« Leri rollte die Augen. »Und gestern fanden zwei Feste statt, nicht wahr?«
»Man erkannte die Gefahr zu spät. Meister Capiam und
Talpan ...«
»Dein Jugendfreund?«
»Ja. Er ist Tierheiler, und er kam dahinter, daß diese Raubkatze aus dem Südkontinent der Krankheitsüberträger war.«
»Die Katze aus dem Südkontinent?« Leri schnalzte leise mit der Zunge. »Und irgendein Idiot brachte das Geschöpf aus reiner Angeberei nach hier, nach dort und nach überall, damit die Krankheit nun ganz sicher hier, dort und überall ist! Jeder mußte das Ding mit eigenen Augen sehen - auch unser edler Weyrführer!«
»Sh'galls Bericht klang ein wenig wirr, aber allem Anschein 99
nach hatte er Baron Ratoshigan nach Ista mitgenommen, weil der das Tier besichtigen wollte. Gleichzeitig traf Capiam ein, der die Krankheitsfälle auf Igen, Keroon und Telgar untersucht hatte ...«
»Große Faranth!«
Moreta nickte. »Dann erreichte den Baron eine dringende Trommelbotschaft aus seiner Burg. Auch dort war die Seuche ausgebrochen. Sh'gall brachte ihn und Meister Capiam heim.«
»Wie gelangte die Krankheit so rasch zu ihm? Das Tier kam doch nur bis Ista?«
»Ja, aber man hatte es zunächst nach Keroon transportiert, wo Meister Sufur es untersuchte. Niemand ahnte, daß es Krankheitskeime in sich trug ...«
»Und weil wir einen milden Winter mit eisfreien Flüssen hatten, verfrachteten die Züchter von Keroon ihre Renner per Schiff über den halben Kontinent!« schloß Leri. Die beiden Frauen sahen sich betroffen an.
»Talpan versicherte Capiam, daß Drachen immun sind.«
»Offenbar müssen wir im Moment auch für kleine Lichtblicke dankbar sein«, meinte Leri.
»Morgen fallen Fäden. Diesen Einsatz schaffen wir wohl noch, bevor die ersten Re iter erkranken. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Tage.«
»Das ist kein großer Vorsprung.« Leri runzelte die Stirn. »Du warst nicht auf Ista?«
»Nein, nur Sh'gall. Allerdings brach bei den Rennen von Ruatha eines der Tiere im zweiten Lauf ganz unvermutet zusammen ...«
Leri nickte. »Und du standest so nahe, daß du helfen wolltest?
Der Renner starb?«
»Ja, zu diesem Zeitpunkt eine rätselhafte Sache. Sein Besitzer hatte kurz zuvor einige Tiere aus Keroon erhalten.«
»Nein!« Leri seufzte resigniert. »Welche Behandlung emp-fiehlt Capiam? Er muß sich doch einiges überlegt haben, wenn 100
er die Fälle im ganzen Land untersucht?«
»Er will, daß wir die Symptome nach eigenem Gutdünken bekämpfen, bis er weiß, um welche Krankheit es sich genau handelt.«
»Und was gibt es zu bekämpfen?«
»Kopfschmerzen, Fieber, einen trockenen Husten.«
»Aber davon stirbt man doch nicht!«
»Dachten wir bis jetzt ...«
»Mir
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