Pern 07 - Moreta, die Drache
Leuten aushelfen, die garantiert gesund sind. Vielleicht schließen sich die übrigen Weyr an.«
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Die Männer im Kreis murmelten zustimmend. »Würdest du das Leri ausrichten?«
»Der Fort-Weyr nimmt euer Angebot dankbar zur Kenntnis.«
L'bol wandte sich ungeduldig seinem Drachen zu. »Dann wären wir also fertig?«
»Einen Augenblick. Wenn wir schon hier versammelt sind, würde ich gern noch ein Thema anschneiden, das ich für sehr wichtig halte.« S'ligar hakte die Daumen in seinen Gürtel. »Ich weiß, daß einige unter uns daran denken, den SüdKontinent zu erforschen, sobald der Rote Stern weitergewandert ist ...«
»Nach diesem Unheil?« L'bol starrte S'ligar ungläubig an.
»Eben. Die Alten haben uns in ihren Schriften eine Menge Wissen überliefert. Aber solange wir keine wirksame Waffe gegen derartige Epidemien kennen, muß der Süden tabu
bleiben!« S'ligar durchschnitt mit einer scharfen Handbewegung die Luft und warf dann dem Weyrführer von Benden einen forschenden Blick zu.
»Ein sehr vernünftiger Gedanke!« stellte K'dren fest.
M'tani nickte kurz und wandte sich an S'peren.
»Ich kann natürlich nicht für Sh'gall sprechen, aber ich nehme an, daß der Fort-Weyr dieser Entscheidung voll zustimmen wird.«
»Seid versichert, daß von meinem Weyr niemand den Südkontinent betritt!« erklärte F'gal mit lauter, mühsam beherrschter Stimme.
»Gut, dann ist auch diese Angelegenheit geklärt. Die KöniginReiterinnen werden beraten, wie viele Geschwader die Weyr jeweils für einen Fädeneinfall abstellen. Die Listen besitzen wir ja.« S'ligar schwenkte seine Pergamentrolle. »Ich wünsche euch einen guten Heimflug. Mögen die Weyr ...« Er unterbrach sich. Offenbar war ihm jetzt erst zu Bewußtsein gekommen, daß der traditionelle Abschiedsgruß im Moment etwas unpassend klang.
»Die Weyr werden gedeihen, S'ligar!« K'dren lächelte den 214
Hünen zuversichtlich an. »Sie werden gedeihen wie früher!«
Die Bronzereiter gingen zu ihren Tieren und schwangen sich mit der Leichtigkeit und Eleganz langer Übung auf die Nacken ihrer Gefährten. Nahezu gleichzeitig schnellten die sechs Drachen in die Lüfte und verschwanden nach einigen kräftigen Flügelschlägen im Dazwischen.
Fort-Weyr, 14.03.43
Etwa zur gleichen Zeit, da sich die Bronzereiter am Kuppenfels trafen, entdeckte Capiam, daß er für seinen Husten nur den richtigen Zeitpunkt wählen mußte, um einen Teil der herein-kommenden, noch schmerzlicheren Botschaften zu versäumen.
Selbst nachdem das Dröhnen der großen Trommeln im Turm verstummt war, hallten die Kadenzen in seinem Kopf nach und verdrängten den Schlaf, nach dem er sich so sehr sehnte. Nicht daß er im Schlaf Erholung fand! Er fühlte sich meist völlig zerschlagen, wenn er nach kurzem Einnicken wieder erwachte.
Und die Alpträume! Das hellgefleckte Biest mit seinen Büschelohren, das einen ahnungslosen Kontinent mit Krankheitskeimen verseucht hatte, würde ihn wohl bis in alle Ewigkeit verfolgen. Und die Ironie des Schicksals war, daß vermutlich die Alten selbst das Werkzeug erschaffen hatten, das nun ihre Nachkommen auszurotten drohte.
Wenn nur die Seeleute das Katzentier auf seinem Baum-stamm in der östlichen Strömung hätten treiben lassen! Wenn es nur auf dem Schiff verdurstet oder an Erschöpfung eingegangen wäre, ehe es all die Menschen auf dem Festland anstecken konnte! Wenn nur die Leute nicht so verdammt erpicht darauf gewesen wären, sich nach der Langeweile des Winters zu zerstreuen! Wenn! Wenn! Wenn! Wenn Wünsche Drachen wären, könnte ganz Pern fliegen ...
Und wenn er selbst nur einen Funken Energie aufbrächte, 215
wäre ihm vielleicht ein Mittel in den Sinn gekommen, das die Krankheit linderte oder gar heilte. Ganz sicher hatten auch die Alten gegen Epidemien zu kämpfen gehabt. In den ältesten Schriften fanden sich in der Tat Abschnitte, in denen sie sich rühmten, daß sie die Krankheiten, welche die Menschheit vor der Großen Überfahrt heimgesucht hatten, auf Pern gänzlich ausgerottet hatten (für Capiam übrigens ein Beweis dafür, daß es zwei Überfahrten gegeben hatte und nicht nur eine, wie viele Leute - einschließlich Tirone -behaupteten.) Die Alten hatten bei jener ersten Überfahrt viele Tiere mitgebracht: das Pferd, von dem der Renner abstammte; das Rind als Vorfahr der Herdentiere; dazu kleine eierlegende Haustiere, Hunde und eine kleine Abart dieses verdammten Katzentiers, das sich nun als Seuchenüberträger erwiesen
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