Pern 07 - Moreta, die Drache
dem letzten Hustenanfall, ließ er sich in die Kissen sinken.
»Spürst du neben dem Husten auch eine starke Müdigkeit?«
»Starke Müdigkeit?« Capiam lächelte gequält. »Totale Erschöpfung! Mein Körper ist wie Blei. Und so geschwächt, daß ich nicht einmal einen Krug heben kann, ohne die Hälfte des Inhaltes zu verschütten! Ich war noch nie im Leben so entsetzlich geschafft ...«
»Oh, dann hast du das Schlimmste dieser Krankheit hinter dir!«
»Wie tröstlich!« Seine Energie reichte gerade noch für Sarkasmus.
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»Wenn ...« Sie betonte das erste Wort. »... deine Aufzeichnungen stimmen, müßte es dir ab morgen besser gehen. Das heißt, falls wir es schaffen, dich hier im Bett festzuhalten und Zweitinfektionen zu vermeiden.«
Das Weidensalz begann zu wirken. Er spürte ein leises Summen im Kopf. Eben wo llte er Desdra ein Kompliment über ihren Hustensaft machen, da erschütterte ihn der nächste Anfall.
»Mit der frohen Kunde lasse ich dich jetzt allein«, meinte Desdra, winkte ihm zu und verließ den Raum.
Capiam preßte beide Hände gegen die wunde Kehle.
Er hoffte von ganzem Herzen, daß Desdra vorsichtig war. Er wollte auf gar keinen Fall, daß sie die Krankheit bekam.
Warum hatten diese verdammten Seeleute das Katzenvieh nicht absaufen lassen? Neugier hatte schon immer ins Verderben geführt.
Kuppenfels-Konferenz, 14.03.43
In den Ebenen von Keroon, weitab von jeder menschlichen Siedlung, hatte ein Erdbeben in grauer Vorzeit einen Gra-nitbuckel aufgeschoben. Der auffallende Kuppenfels diente den Jungreitern oft als Orientierungshilfe bei ihren Übungsflügen.
Nun aber wurde er zum Schauplatz einer ungewöhnlichen Begegnung: Die Weyrführer von Pern trafen sich, um über das Geschick des Planeten zu beraten.
Die mächtigen Bronzedrachen landeten beinahe gleichzeitig und bildeten einen großen Kreis an der Südflanke des Felsens.
Die Reiter stiegen ab und gingen zögernd noch etwas näher an den Kuppenfels heran, bis K'dren von Benden, den der Humor auch in harten Zeiten nie verließ, zu lachen begann.
»Keiner von uns wäre hier, wenn er die Krankheit hätte«, meinte er und nickte S'peren zu, der an Sh'galls Stelle gekom-207
men war.
»Zu viele hatten sie bereits«, entgegnete L'bol von Igen.
Seine Augen waren vom Weinen gerötet.
M'tani von Telgar blickte nur zu Boden und ballte die Hände zu Fäusten.
»Wir haben euren Schmerz geteilt«, antwortete S'ligar vom Hochland mit großem Ernst und verneigte sich vor L'bol und M'tani sowie vor F'gal von Ista. Die beiden anderen Bronzereiter murmelten ebenfalls ihr Beileid. »Heute aber versammeln wir uns hier, um Notmaßnahmen zu besprechen, die wir den Trommeln nicht anvertrauen können und die unsere Königinnen nicht übermitteln«, fuhr S'ligar fort. Da er der älteste unter den Anwesenden war, übernahm er stillschweigend die Leitung der Konferenz. Er überragte die anderen Drachenreiter um Haupteslänge; seinen breiten Schultern und dem mächtigen Brustkasten sah man die Kraft an, die in dem Mann steckte.
Aber er hatte ein ungemein sanftes Wesen und nutzte seine Körpergröße nie aus, um andere einzuschüchtern. »Wie unsere Weyrherrinnen ganz richtig feststellten, wäre es unklug, die Zahl der Kranken und der Todesopfer in unseren Weyrn offen zu verkünden. Im Moment herrscht einfach zuviel Angst und Entsetzen. Und die Bewohner der Burgen leiden noch stärker als wir.«
»Das ist kein Trost!« fauchte F'gal. »Wie oft versuchte ich Baron Fitatric davon zu überzeugen, daß die Übervölkerung von Burg und Handwerkerhütten schlimme Folgen haben
könnte!«
»Keiner von uns dachte dabei an so etwas«, warf K'dren ein.
»Andererseits: Wer befahl uns, dieses fremdartige Tier aus dem Süden zu begaffen ... oder gleich zwei Feste an einem Tag zu besuchen?«
»Genug, K'dren!« unterbrach ihn S'ligar. »Ursache und Wirkung spielen nun keine Rolle mehr. Wir haben uns hier eingefunden, um zu beraten, wie die Drachenreiter ihre Pflicht 208
am besten erfüllen können.«
»Die Pflicht verliert ihren Sinn, S'ligar!« stieß L'bol hervor.
»Sollen wir leere Gehöfte gegen die Fäden schützen? Sollen wir unsere Haut und die der Drachen in Gefahr bringen, um ein Nichts zu verteidigen? Wir schaffen es nicht einmal, uns gegen diese Pest zu wehren!« L'bols Drache summte und streckte dem gequälten Reiter seinen großen flachen Kopf tröstend entgegen. Die anderen Bronzedrachen fielen ein. L'bol wischte sich die Tränen
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