Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
wo ihm die dicken Bäume mit ihren Blättern und Wedeln zuwinkten.
302

303
    Er nahm eine Rotfrucht aus dem Bündel auf Dummkopfs Rücken, schlug sie geschickt mit seinem Hackmesser auf und saugte an dem frischen, durststillenden Fruchtfleisch. Dummkopf beschwerte sich.
    Piemur schnitt eine Scheibe ab und gab sie dem kleinen Renner, der zufrieden daran kaute.
    Doch als der Harfner sich wieder der schmalen Bucht zuwandte, erstarrte er und wollte seinen Augen nicht trauen. Er kramte nach dem kleinen Fernrohr, das er Meister Rampesi hatte abschmeicheln können, nachdem der von Wansor, dem Sternenschmied, ein stärkeres Instrument bekommen hatte. Bei seiner nächtlichen Sternenguckerei hatte es ihm nicht viel genützt, aber für Geländebe-obachtungen war es ganz brauchbar. Als er es scharfgestellt hatte, gab es keinen Zweifel mehr.
    Aus dem Schornstein eines ziemlich großen Gebäudes hoch oben am Flußufer stieg eine träge Rauchfahne.
    Das Haus hatte ein Dach und eine breite, wahrscheinlich rundher-umführende Terrasse mit Stufen an den beiden ihm zugewandten Seiten. In der Nähe befanden sich weitere große und kleine Gebäude, das Ganze stellte eine ansehnliche Siedlung dar. Eine kleine Schaluppe war ans Ufer gezogen worden, obwohl abgebrochene Pfähle, vielleicht die Überreste einer Mole, in den Fluß hinausragten, und an einem Gestell hingen Fischernetze zum Trocknen. Bunte Fischernetze! Sogar durch das Fernrohr konnte Piemur die Gelb-, Grün-, Blau-und Rottöne erkennen.
    »In diesem Teil der Welt lebt kein Mensch, Dummkopf. Keine Menschenseele. Ich bin seit Monaten niemandem mehr begegnet.
    Toric hat davon sicher keine Ahnung. Schiffbrüchige?«
    Piemur durchforschte sein Gedächtnis. Es hatte in letzter Zeit einige Schiffbrüche gegeben - und die Zahl wuchs noch.
    »Das muß es sein. Schiffbrüchige. Und bunte Netze? Das wird Toric gar nicht gefallen.«
    Über ihm erschien ein Schwarm Feuerechsen, aber sie flogen 304
    nicht so tief, daß er sie genauer hätte betrachten können. Farli schloß sich dem Luftballett wie üblich an. Piemur hatte entlang der Küste zahlreiche Feuerechsengelege gefunden, sogar ein paar goldene, die noch intakt waren. Aber Toric hatte jeden Eierhandel mit dem Norden kategorisch verboten. Farli stieß herab, ließ sich auf seiner Schulter nieder, wickelte ihm den Schwanz um den Hals und zirpte etwas Unverständliches über Menschen und viele am Strand aufgestapelte Sachen.
    »Häuser sind keine Stapel«, erklärte Piemur entschieden. Aber der Zwischenfall mit den Drachen aus dem Norden hatte ihn gelehrt, auch dann auf Farlis Aussagen zu achten, wenn sie rätselhaft waren.
    In den letzten paar Tagen hatte sie immer wieder versucht, ihm etwas mitzuteilen, was sie erst vor kurzem erfahren hatte. Irgendwann würden die Bilder einen Sinn ergeben, schließlich hatte er auch ihre Bemerkungen über den Schwarzfelsfluß entschlüsselt, der ihnen solche Schwierigkeiten bereitet hatte. Ein so gewaltiges Binnenmeer mit fernen, im Nieselregen verschwindenden Inseln hatte er nicht erwartet.
    Die lange, einsame Wanderung nach Osten hatte Piemurs ange-borenen Gefahreninstinkt noch weiter geschärft. Und obwohl er es kaum erwarten konnte, endlich wieder mit anderen Menschen als nur mit sich selbst zu reden, hatte er merkwürdige Hemmungen, von sich aus eine Begegnung herbeizuführen. Trotzdem machte er sich daran, den langen Strand zu überqueren und zur Flußmündung vorzudringen. Bei jedem Schritt mit seinem Schlangenstock den Boden abtastend, kletterte über Sanddünen und schob sich behutsam durch die Salzgräser. Dummkopf folgte ihm dicht auf den Fersen, Farli schoß über ihm hin und her und stieß immer wieder herab, um sich abermals in die Lüfte zu schwingen.
    Da waren Leute, erklärte sie ihm, aber nicht die Menschen. Nicht die anderen Menschen.
    Es war fast an der Zeit für den jähen Sonnenuntergang dieser 305
    Breiten, als Piemur sich endlich nahe genug herangepirscht hatte, um zu sehen, daß einige der Gebäude ziemlich verfallen waren und daß aus den Fenstern und durch Risse in den Dächern Pflanzen wuchsen. Etliche Häuser waren von einer Größe, wie Toric sie bisher niemals genehmigt hatte, und alle ließen sie trotz der Verkleidung aus fugenlos aneinandergefügtern Stein Licht und Luft viel ungehinderter eindringen, als irgend jemand im Norden es je gewagt hätte.
    Jedes Dach schien aus einer einzigen fingerdicken Platte zu bestehen. Piemur mußte an die äußerst stabilen Träger

Weitere Kostenlose Bücher