Pern 10 - Die Renegaten von Pern
bemerkte mit genau berechneter Unverschämtheit: »Sie wären allerdings sehr viel schlechter dagestanden, wenn Saneter und ich nicht für Sie gebürgt hätten!«
Toric reagierte zuerst mit einem starren Blick und dann mit schal-lendem Gelächter auf diesen Hinweis.
»Ja, du und der alte Saneter, ihr habt tatsächlich mitgespielt, und dafür bin ich euch aufrichtig dankbar, Harfnergeselle.«
»Sogar verpflichtet«, deutete Piemur mit schiefem Lächeln an.
»Noch etwas ...«
Toric setzte sich auf die Kante seines Arbeitstisches - das Lachen hatte seine Spannung ein wenig gelöst - und verschränkte die Arme.
Die rechte Hand spielte mit dem Burgherrenemblem auf seiner Schulter.
»Du bist schon öfter auf einem Drachen geflogen. Was glaubst du, wieviel sie wirklich gesehen haben?«
Piemur schnaubte. »Splitter und Scherben, Toric, sie suchten nach einer Stelle, wo ein Ei heranreifen konnte, oder nach den Braunen und den Bronzedrachen der Alten. Sie waren so aufgeregt, daß sie sonst bestimmt nichts bemerkt haben. Nun, vielleicht mit 300
Ausnahme von T'bor, aber Sie haben sich ja sehr genau überlegt, wo die vielen Neuankömmlinge ihre Siedlungen errichten durften.«
Piemur grinste verschmitzt.
»Hamians Bergwerk würde aus der Luft im Grund nicht anders aussehen als früher; die übrigen Stollen sind schließlich nichts als Löcher im Boden; der Kai und das Gebäude am Inselfluß dürften vom Himmel aus nicht zu erkennen sein; die Siedlung an der Großen Lagune ist groß, gewiß, und wahrscheinlich waren auch ein paar Fischerboote draußen ...«
Piemur zuckte die Achseln.
»Könnte sein, daß T'bor oder F'nor oder sonst jemand, der sich im Süden auskennt, später ein paar peinliche Fragen stellt, aber ich bezweifle es. Das Verbot ist noch immer in Kraft. Sie wollten das Ei zurückholen. Es tauchte ganz von selbst auf. Da zogen sie wieder ab.«
Piemur hatte bereits einen leisen Verdacht, wer das Ei zurückgebracht haben könnte, aber er konnte nicht den geringsten Beweis dafür liefern.
»Und wir müssen uns weiter mit den verdammten Alten herumschlagen.« Torics Tritt gegen das Tischbein fiel jedoch nicht mehr ganz so heftig aus.
»Sie haben Ihre Pläne doch bisher nicht allzu sehr behindert, nicht wahr?« fragte Piemur spöttisch. »Was sie nicht wissen, tut ihnen nicht weh. Ich würde einfach abwarten, Toric.«
»Dann stehst du auf meiner Seite?«
»Wenn ich das heute nicht bewiesen habe, weiß ich nicht mehr, was ich noch tun soll«, antwortete Piemur und legte den Kopf schief. Er mochte Toric, er bewunderte ihn sogar, aber er traute ihm nicht so ganz. Das war nur gerecht. Auch Toric traute Piemur nicht ganz, schon gar nicht, wenn er zu oft in Sharras Gesellschaft war. Es war Piemur nicht entgangen, wie sehr Toric sich bemühte, sie voneinander fernzuhalten; eben erst hatte der Burgherr seiner 301
Schwester nach langem Zögern gestattet, eine abenteuerliche Wanderung nach Süden zu unternehmen, die über Hamians Bergwerke hinausführen sollte.
»Sollte sich die Aufregung bis morgen gelegt haben, dann würde ich mir gern die Gegend hinter der Landspitze östlich des Inselflusses ansehen. Vielleicht komme ich sogar bis zu der Bucht, die Menolly entdeckte, als sie und der Meisterharfner vorn Sturm abgetrieben wurden.«
In Torics Augen blitzte es wachsam auf. Dieser spontane Ausflug kam dem Burgherrn verdächtig vor, und er hatte den Aussagen Menollys und Robintons, wie weit sie gekommen waren, nie so ganz geglaubt, obwohl er nicht leugnen konnte, daß sie wirklich in einen Sturm geraten waren, und daß nur Menollys seemännisches Können das kleine Boot vor dem Kentern bewahrt hatte.
»Kein Drache kann durchs Dazwischen an einen unbekannten Ort fliegen«, erinnerte Piemur den Südländer. »Und kein Mann kann besitzen, was er gar nicht kennt! Meinen Sie nicht auch, Toric?«
*
Piemur stapfte hinter Dummkopf durch das Unterholz.
Der kleine Renner bahnte mit seinem kräftigen Körper einen Pfad durch die wild wuchernden Pflanzen, und weder Äste noch Dornen konnten seinem Fell etwas anhaben. Von oben gab Farli gute Ratschläge, und der Harfner schlug mit der breiten Klinge, die Hamian ihm geschmiedet hatte, hinderliche Ranken und Zweige ab.
Sie kamen an einem zum Meer hin abfallenden Strand heraus, und dahinter erstreckte sich eine hellgrüne, vom Küstenwind aufgewühl-te Wasserfläche mit weißen Wogenkämmen.
Seufzend bewunderte Piemur die herrliche Aussicht, dann schaute er zurück zum Wald,
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