Pern 10 - Die Renegaten von Pern
denken, die Hamian nach wer weiß wie vielen Planetenumläufen unversehrt in den Stollen gefunden hatte.
Auch Menschen waren da. Piemur warf sich so hastig in den Sand, daß er einiges zwischen die Zähne bekam, als er einen Mann von einem Gebäude, das aussah wie ein Stall, auf die Treppe der breiten Veranda zugehen sah. Irgendwo hinter dem Haus begannen Hunde zu bellen, große Hunde, den tiefen Lauten nach zu schließen.
»Ara!« Auf den Ruf des Mannes trat eine Frau aus dem Haus, ein kleines Kind wackelte hinter ihr her.
Nun folgte eine rührende Begrüßungsszene, die beiden umarmten sich, dann nahm der Mann das Kind auf den Arm, zog die Frau an sich, und alle gingen ins Haus.
»Eine Familie, Dummkopf. Hier lebt eine Familie, in einem großen Haus mit viel zu vielen Zimmern für nur drei Menschen. Warum haben sie so groß gebaut? Oder halten sich drinnen noch mehr Leute auf?«
Vier Feuerechsen, zwei Goldene, ein Bronzener und ein Brauner erschienen plötzlich aus dem Nichts, schwebten einen Moment über ihm und verschwanden wieder. Farli war nicht weiter beunruhigt, ganz im Gegensatz zu Piemur.
»Oho, jetzt hat man uns entdeckt. Nun, wer Feuerechsen zu Freunden hat, kann kein allzu schlechter Mensch sein, was, Dummkopf? Komm, wir geben uns zu erkennen, wie es sich für 306
wackere Männer gehört, und bringen die Sache hinter uns.«
Er rappelte sich auf, trat auf das Gebäude zu und rief mit seiner geschulten Stimme, so laut er konnte: »Hallo, hier bin ich! Hoffentlich haben Sie genug zu essen für vier Leute, was, Dummkopf?
Hallo!«
Er wurde mit freudigem Erstaunen, wenn auch etwas schüchtern von den beiden Schiffbrüchigen begrüßt und spontan aufgefordert, das Mahl mit ihnen zu teilen, das auf einem ungemein faszinierenden Herd kochte. Der Mann, Jayge, braungebrannt und muskulös, war etliche Planetenumläufe älter und etliche Handbreiten größer als der Harfner. Sein Gesicht mit der etwas schiefen Nase und den hellen Augen wirkte offen, sein Blick war fest. Er trug ein ärmelloses Hemd und kurze Hosen aus grob gewebter Baumwolle, und um die schmalen Hüften lag ein prächtiger Ledergürtel, an dem ein Messer mit beinernem Griff befestigt war.
Die Füße steckten in raffinierten Sandalen, die Zehen und Fersen schützten, den Fuß selbst jedoch freiließen.
Sie sahen sehr viel bequemer und kühler aus als Piemurs schwere Stiefel.
Ara war jünger und hatte ein anziehendes Gesicht, das trotz seiner kindlichen Züge ungewöhnlich reif wirkte. Manchmal spiegelte sich Traurigkeit darin. Ihr schwarzes Haar war zu einem langen Zopf geflochten, der ihr über den Rücken hing, ein paar kleine Löckchen hatten sich gelöst und umspielten ihr Gesicht. Sie trug ein weites, ärmelloses Baumwollkleid, dunkelrot gefärbt und am Halsausschnitt und am Saum bestickt, sowie einen schmalen Ledergürtel und Ledersandalen in der gleichen Farbe.
Sie war eine außerordentlich reizvolle Erscheinung, und Jayge betrachtete sie mit stolzen, eifersüchtigen Blicken, die Piemur nicht verborgen blieben.
Während sich der junge Harfner durch die beste Mahlzeit aß, die er seit seinem Aufbruch von der Burg des Südens bekommen hatte, 307
ließ er sich Jayges und Aras Abenteuer erzählen und ermunterte sie gelegentlich mit einer Frage oder einer Bemerkung, genauer ins Detail zu gehen.
»Wir wurden im Gestüt von Keroon angestellt«, erklärte ihm Jayge. »Vor etwa dreißig Monaten - bei dem Sturm und in den ersten Tagen hier haben wir ein wenig den Überblick verloren. Wir sollten für Meister Rampesi wertvolle Zuchttiere zu Baron Toric in die Burg des Südens bringen. Kennst du ihn vielleicht?«
»Gewiß. Ich weiß noch, wie wütend Rampesi war, als er zugeben mußte, daß euer Schiff wohl untergegangen sei. Ihr habt Glück, daß ihr noch lebt.«
»Beinahe hätten wir es nicht geschafft.« Jayge warf Ara einen leicht belustigten Seitenblick zu und legte ihr den Arm um die Schultern. »Ara ist fest davon überzeugt, daß wir von Geleitfischen an Land gezogen wurden.«
»Durchaus möglich«, versicherte ihm Piemur und grinste über Jayges überraschten Blick und Aras triumphierenden Aufschrei.
»Jeder Meisterfischer, der seinen Knoten zu Recht trägt, wird mir zustimmen: Meister Rampesi hat mir von Männern erzählt, die über Bord gefallen waren und von Geleitfischen herausgeholt wurden. Er hat das Phänomen selbst beobachtet, und er erzählt eigentlich keine Harfnermärchen. Deshalb sind die Leute von der Fischergilde
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