Pern 10 - Die Renegaten von Pern
Breide sofort angeschossen kommt, um Toric etwas erzählen zu können?« Der Harfner schnaubte verächtlich und sah sich um, denn nun hatten sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt. Piemur hielt seine Kerze in die Höhe, machte ein paar Schritte nach links und stieß einen gedämpften Schrei aus. Er hatte etwas entdeckt.
»Ihre Ahnung bestätigt sich, Meister«, sagte er und trat an die Wand. Im Kerzenschein waren ein paar verstaubte Rechtecke zu erkennen. »Karten?« Ehrfürchtig wischte Piemur Sand und Asche beiseite und legte eine durchsichtige Hülle frei, die den Inhalt seit zahllosen Planetenumläufen schützte. »Karten!«
»Was ist das nur für ein Material?« flüsterte Meister Robinton und befreite vorsichtig ein zweites Rechteck vom Staub. »Beim Ersten Ei!« Fassungslos drehte er sich zu seinem Gesellen um.
»Nicht nur Umrisse diesmal, sondern Namen! Landing! Sie haben das Hochplateau >Landing< genannt!«
»Wie originell!«
»Monaco Bay, Cardiff! Der größte Vulkan heißt Garben. Es steht alles hier, Piemur.«
»Sogar der Paradiesfluß!« Piemur hatte die Küstenlinie in östlicher Richtung mit dem Finger nachgefahren und dabei eine Zick-zacklinie in den Staub gezeichnet.
»Sadrid, Malay-Fluß, Boca ... sehen Sie sich das an, sie sind nicht bis zur Burg des Südens gekommen!«
Zair und Farli hatten auf eigene Faust Erkundungen durchgeführt, jetzt kamen sie angeflattert und machten die Staunenden auf sich aufmerksam.
»Schnell, Piemur. Sieh zu, ob du die Nägel herausbekommst.
Breide darf die Karten nicht finden!« Robinton hatte sein Messer aus dem Gürtel gezogen und versuchte, eine der größeren Karten zu entfernen. Die Nägel lösten sich leicht aus der Wand. »Roll sie 390
zusammen, Zair und Farli sollen sie wegbringen. Schnell! Du kannst einen Streifen von deinem Hemd abreißen und sie zusammenbinden.
Es wäre wirklich verfrüht, wenn Toric schon jetzt entdeckte, welch verhältnismäßig kleinen Teil des Südkontinents er tatsächlich ergattert hat.
Als nächstes müssen wir nachsehen, ob es hier noch etwas Wichtiges gibt.«
»Breide war doch weit weg, am anderen Ende?«
»Schon, aber er hat sicher gesehen, wie die Sondierer ohne uns abgezogen sind. Und er ist von Natur aus mißtrauisch.«
»Wundert mich ohnehin, daß man ihn hier duldet«, sagte Piemur und band seine drei Karten zu.
»Wenn man den Schurken kennt, ist die Gefahr gebannt«, erklär-te der Harfner.
»Zair! Bring das in unsere Bucht. Schnell!«
Die Röhre war so lang wie eine Schwinge der Feuerechse. Zair packte sie behutsam mit den Krallen und verschwand. Piemur überreichte Farli ihre Last und nannte ihr das Ziel, und sie folgte der Bronzeechse.
Von ferne rief jemand nach den beiden Harfnern.
»Mal sehen, was wir noch finden«, flüsterte Meister Robinton und strebte einer halb geöffneten Tür zu.
»Und wenn es noch mehr gibt, was man verstecken sollte?«
fragte Piemur, aber er folgte trotzdem.
»Dann werde ich mir schon etwas einfallen lassen.«
Sie befanden sich in einem Korridor, von dem weitere Türen abgingen. Bei einem kurzen Blick in jeden der Räume entdeckten sie nichts weiter als das übliche Durcheinander.
Am Ende des Korridors stießen sie auf einen Flur voller Trümmer. Hier mußte eine Treppe gewesen sein, ehe dieser Teil des Gebäudes durch den Einsturz der Südmauer und durch eindringen-des Wasser zerstört worden war.
391
Das charakteristische Rascheln flüchtender Tunnelschlangen war zu hören.
»Glaubst du, daß sich die Schlangen hier auch so stark vermehren wie die Ahnungen, Piemur?«
Der Harfner hielt die Kerze in die Höhe und legte den Kopf in den Nacken, um durch den Treppenschacht nach oben schauen zu können. »Unglaublich! Dabei scheinen so viele von ihren Bauten einfach unverwüstlich zu sein.«
»Vielleicht war dies nur ein provisorisches Gebäude, das irgendwie mit den Flugschiffen zu tun hatte.«
»Was wohl dort oben ist?« überlegte der Harfner und winkte Piemur, auch mit seiner Kerze zu leuchten. Weiße Wurzelfasern und feucht glänzendes Mauerwerk wurden sichtbar, aber mehr auch nicht.
»Meister Robinton!«
Die schneidende Stimme ließ den Harfner zusammenzucken.
»Tragen wir doch die Enttäuschung mit Fassung, Piemur!«
Auf dem Rückweg bemerkte Piemur an der Tür des Raumes, durch den sie den Korridor betreten hatten, ein viereckiges Schild, das sich leicht ablösen ließ. Im Schein der Kerze waren die üblichen, dicken Lettern so deutlich zu
Weitere Kostenlose Bücher