Pern 10 - Die Renegaten von Pern
ein Genie. Die neuen Sondierstäbe, die er eigens für die Ausgrabungsarbeiten entwickelt hat, ermöglichen es zum Beispiel, mit ein paar Hammerschlägen die Tiefe der Erdschicht über einem Hügel festzustellen. Wie ich höre, ist er auch dabei, das 384
Graben selbst durch ein drehbares Schaufelgerät zu vereinfachen.«
Piemur hörte bewundernd zu, wie geschickt der Harfner diesen Breide um den Finger wickelte. Der Mann war wirklich eine Plage.
Man konnte auf dem Plateau keinen Schritt tun, ohne daß er auftauchte und Fragen stellte.
»Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie sich damit abgeben wollen«, sagte Breide, als sie kurz vor der fraglichen Stelle den Hang hinabstiegen. Er schwitzte stark und trug ein Band um die Stirn, damit ihm das Wasser nicht in die Augen lief. Piemur hätte sich an seiner Stelle längst einen der Grashüte besorgt, die ein paar geschäftstüchtige Handwerker als Sonnenschutz herstellten. »Eine Stunde, hat Meister Esselin gesagt.«
Breide tat so, als habe er einen eigenen Zeitmesser im Kopf.
»Sie haben gewiß eine Menge zu tun, Breide, und wir wollen Sie nicht aufhalten. Sieh mal dort, Piemur!«
Der Harfner deutete nach Süden, wo mehrere Schmiedegesellen einen Abschnitt des massiven Landegitters \ausgruben. Etwas blinkte grell im Sonnenlicht.
»Sieht wirklich so aus, als hätten sie etwas entdeckt«, bemerkte Piemur, der die Absicht des Harfners sofort begriffen hatte. Breide ließ sich vom Anblick der rufenden, mit Brechstangen kämpfenden Männer ablenken und trabte davon, um nachzusehen.
Nachdem sie ihren unerwünschten Begleiter endlich losgeworden waren, näherten sich die beiden Harfner ihrem Ziel und musterten es eingehend.
»Ich glaube, Perschar hat recht, was die Stockwerke angeht.«
Robinton nahm seinen Hut ab und wischte sich die Stirn. Sie gingen um den ganzen Berg herum, traten dann ein Stück zurück und betrachteten ihn erneut. Die Männer mit den Stangen warteten geduldig.
»Drei Stockwerke, würde ich sagen«, erklärte Piemur fachmännisch. »In der Mitte ein Turm auf einem breiteren Fundament. Die 385
Südmauer ist eingestürzt, deshalb sieht das Ganze von dieser Seite aus wie ein natürlich entstandener Hang.«
»Wie praktisch«, grinste Meister Robinton verschmitzt. »Dann nehmen wir uns doch die andere Seite vor, die ist nicht eingestürzt, und dort sind wir für Breide nicht zu sehen.« Er winkte den beiden Sondierern
»Unsere Vorfahren waren ganz versessen auf Fenster. Am besten beginnen wir hier, da könnte eine Ecke gewesen sein.«
Piemur setzte die Spitze des Sondierstabes in Schulterhöhe an, und der Mann schlug mit dem Hammer darauf. Zwei Handspannen tief drang die Sonde ein, dann traf sie auf Widerstand. Alle hörten den dumpfen Ton.
»Könnte ein Stein sein.« Der Mann mit dem Hammer hatte Erfahrung und zuckte die Achseln. »Probieren wir's etwas höher.«
Bald hatten sie senkrecht zum Hang eine ganze Reihe von Lö-
chern gebohrt, und jedesmal waren sie etwa in gleicher Tiefe auf Widerstand gestoßen.
»Das ist eine Mauer, wenn Sie mich fragen«, sagte der Mann mit dem Hammer. »Sollen wir nach einem Fenster suchen? Oder möchten Sie, daß wir ein paar Mann zum Graben holen? Wir sind nämlich nur Sondierer.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar«, versicherte ihm Meister Robinton. »Wo könnte denn Ihrer Erfahrung nach ein Fenster liegen? Das heißt, falls wir auf eine Wand gestoßen sind.«
»Oh, das ganz bestimmt, Meister. Und wenn es sich um ein normales Gebäude handelt, würde ich sagen, das Fenster müßte sich ungefähr ... hier befinden.« Der Mann maß zehn Handspannen ab, legte die Faust auf die Stelle und sah den Harfner fragend an.
»Immer vorausgesetzt natürlich, daß es auch wirklich ein normales Gebäude ist.«
»Sie glauben das offenbar nicht?« unterstellte ihm Meister Robinton.
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»Ich würde sagen, nein, es ist zu weit von allen anderen entfernt.«
»Die Stunde ist fast um«, meldete der zweite Sondierer, der bisher geschwiegen hatte. Seine Haut war von der ständigen Arbeit auf dem Plateau tiefbraun gebrannt.
»Tun Sie einem alten Mann den Gefallen und stoßen Sie die Sonde hinein.«
So ungeduldig kannte Piemur seinen Meister gar nicht.
Die Sonde wurde gesetzt, und beim vierten Schlag wäre sie fast im Erdreich verschwunden.
»Da ist ein Loch«, sagte der Mann mit dem Hammer, während der andere zerrte und zog, um seinen Stab wieder herauszubekom-men. »Kein Fenster. Fenster zerbrechen, das hört man.
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