Pern 10 - Die Renegaten von Pern
die Finger trommelten nervös auf die Armlehnen ihres Stuhls. Sie blickte zu F'lar auf, dann weiter zu N'ton; ihre Augen huschten von Jaxom über Lytols ausdrucksloses Gesicht und blieben an Fandarel hängen, der ihnen unbekümmert standhielt.
»Und sie ist glücklich mit diesem Jayge?« fragte die Weyrherrin schließlich.
»Sie haben bereits einen prächtigen Sohn, und ein zweites Kind ist unterwegs.« Als Lessa dies nicht als Maßstab gelten lassen wollte, fuhr der Harfner fort. »Er ist ein tüchtiger und treusorgender 398
Ehemann.«
»Jayge vergöttert sie«, grinste Piemur. »Und mir ist auch nicht entgangen, wie sie ihn ansieht. Aber die beiden könnten Gesellschaft gebrauchen.« Selbst der Harfner hätte eine vollendete Tatsache nicht geschickter als Möglichkeit darstellen können. »Es ist dort ziemlich einsam, selbst für ein Paradies!«
»Wie groß ist das Paradies?« fragte Lessa. Alle atmeten auf, sie schien einzulenken.
Piemur und N'ton griffen gleichzeitig nach der betreffenden Karte und schoben sie Lessa zu.
>Natürlich nicht so viel, wie hier eingetragen ist«, beruhigte Piemur die Weyrherrin und deutete auf das eingezeichnete Quadrat.
In Wirklichkeit dehnte sich der Besitz viel weiter nach Osten und Westen aus, die Karte reichte dagegen nur bis zu der Flußbiegung, die Jayge erwähnt hatte.
>Eine grobe Schätzung?« vermutete Lessa. Es zuckte im ihren linken Mundwinkel, denn sie wußte sehr wohl, daß Piemur mit ziemlich genauen Berechnungen aufwarten konnte.
Der Meisterharfner reichte ihr seine Kopie der beglaubigten Besitzkarte.
»Hier!«
»Schaffen wir damit keinen Präzedenzfall, alter Freund?« fragte Lytol ruhig.
»Sicher einen besseren als mit der Methode, die Toric anwand-te.« Er wehrte Lessas Vorwurf mit erhobener Hand ab.
»Die Umstände haben sich verändert. Aber alle, Weyrführer, Handwerksmeister und Burgherren, werden sich bald für eine der beiden Vorgehensweisen entscheiden müssen. Wie Toric oder wie Jayge?
Ich finde, ein Mann sollte besitzen dürfen, was er sich erarbeitet hat.«
Meister Wansors Fistelstimme unterbrach das Schweigen, das 399
nach Meister Robintons provozierender Feststellung eingetreten war. »Dann hatten sie also Drachen?«
»Warum?«
Lessas Frage hatte schroffer geklungen als beabsichtigt, und nun entschuldigte sie sich mit einem Lächeln.
Wansor blinzelte sie an.
»Weil ich mir nicht vorstellen kann, wie die Alten sonst auf diesen riesigen Ländereien herumkommen konnten. Es sind keinerlei Wege oder Straßen verzeichnet. Die Besitzungen an der Küste oder an den Flüssen wären gut zu erreichen gewesen, aber dieses Cardiff liegt nicht einmal in der Nähe eines Flusses und ganz und gar nicht nahe an Landing. Vermutlich lagen die Bergwerkseinrichtungen, die hier beim Drake-See eingetragen sind, ursprünglich an einem der Flüsse, aber darüber wird nichts Genaueres gesagt, und ich finde auch keinen Seehafen.
Ich begreife einfach nicht, wie sie untereinander Verbindung halten konnten, es sei denn, sie hatten Drachen.«
»Oder andere Flugschiffe?« fragte Jaxom.
»Tüchtigere Segelschiffe?« schlug N'ton vor.
»Wir haben viele makellos gearbeitete Bruchstücke entdeckt«, erklärte Meister Fandarel, »aber keinen einzigen vollständigen Motor, keine Maschine, kein mechanisches Gerät, für das solche Teile erforderlich wären. Nicht einmal in den ältesten Aufzeichnungen meiner Gildehalle. Wir haben drei riesige unbrauchbare Fahrzeuge gefunden und von den Feuerechsen erfahren, daß sie einst fliegen konnten. Aber so plump und schwer, wie sie gebaut sind, war die Flugtüchtigkeit auf kurzen Strecken sicher nicht sehr groß. Die Rohre am Heck lassen eher auf eine senkrecht nach oben gerichtete Bewegung schließen.«
Er demonstrierte es mit seiner Hand und seinem kräftigen Unter-arm. »Sie müssen andere Transportmittel gehabt haben.«
»Es ist zum Verzweifeln!« rief Lessa verdrießlich.
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»Wir können nicht alles auf einmal machen! Mag sein, daß der Süden vor den Sporen einigermaßen sicher ist, aber wir brauchen jedes Geschwader, um den Norden und seine Menschen zu schützen. Wir können nicht einfach alle nach Süden schicken!«
»Einst zogen alle nach Norden«, strahlte Robinton.
»Um >Schutz zu suchen<.«
»Bis die Würmer sich ausgebreitet hatten und das Land vor der Gefahr bewahrten«, fügte F'lar hinzu und legte seiner Weyrgefährtin beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Während die Weyr die Sicherheit von Burgen und
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